Spontane Neustarts beim Samsung Galaxy Tab S2

14. November 2020 · Hardware · andreas · 3 Kommentare

Das Samsung Galaxy Tab S2 ist auch 4 Jahre nach Erscheinen noch ein tolles Gerät: 9,7 Zoll Super-AMOLED-Display mit einer Auflösung von 2048 × 1536 Pixel, 3 GB Hauptspeicher und eine Qualcomm Snapdragon 652 als CPU - und das alles bei einem Gesamtgewicht von 389 g.

Leider hat die Tatsache, daß Samung mit dem Galaxy Tab S2 eines der leichtesten und dünnsten Tablets bauen wollte einen gravierenden Nachteil: mit zunehmendem Alter fängt das Tablet vor allem bei verminderter Akku-Ladung an, im laufenden Betrieb neu zu starten.

Das Problem scheint im Zusammenspiel zwischen Akku und CPU zu liegen und verschiedene Beiträge auf XDA (s.o.) berichten, daß die Geräte auch nach einer erfolgreichen Reparatur meist nach kurzer Zeit wieder ein ähnliches Fehlerbild zeigen.

Als brauchbarer Weg zur Verhinderung der Neustarts hat sich eine Limitierung der Taktfrequenz erwiesen: mit einer App wie SmartPack-Kernel Manager (Google Play) oder Kernel Adiutor (F-Droid) werden die CPU-Parameter so gesetzt, daß die “großen Kerne” nicht mehr bis höchstmöglichen Taktfrequenz von 1804800 getaktet werden, sondern bereits bei einem niedrigeren Wert Schluß ist.

Da zum Setzen der CPU-Frequenz zwangsweise root-Rechte erforderlich sind, kann mit Hilfe von Magisk auch komplett auf eine App verzichtet und stattdessen ein Boot Script im Verzeichnis “/data/adb/service.d” verwendet werden:

#!/system/bin/sh
# 2020-09-07 athul/initial

echo '4:1382400' > /sys/module/msm_performance/parameters/cpu_max_freq
echo '5:1382400' > /sys/module/msm_performance/parameters/cpu_max_freq
echo '6:1382400' > /sys/module/msm_performance/parameters/cpu_max_freq
echo '7:1382400' > /sys/module/msm_performance/parameters/cpu_max_freq

echo '1' > /sys/devices/system/cpu/cpu4/online
echo '1382400' > /sys/devices/system/cpu/cpu4/cpufreq/scaling_max_freq

echo '1' > /sys/devices/system/cpu/cpu5/online
echo '1382400' > /sys/devices/system/cpu/cpu5/cpufreq/scaling_max_freq

echo '1' > /sys/devices/system/cpu/cpu6/online
echo '1382400' > /sys/devices/system/cpu/cpu6/cpufreq/scaling_max_freq

echo '1' > /sys/devices/system/cpu/cpu7/online
echo '1382400' > /sys/devices/system/cpu/cpu7/cpufreq/scaling_max_freq

Der Erfolg kann (zu Testzwecken) ebenfalls mit Hilfe eines weiteren Skripts überprüft werden:


#!/system/bin/sh
# 2020-09-07 athul/initial

echo "available frequencies:"
cat /sys/devices/system/cpu/cpu4/cpufreq/scaling_available_frequencies

echo "scaling_max_freq:"
cat /sys/devices/system/cpu/cpu4/cpufreq/scaling_max_freq
cat /sys/devices/system/cpu/cpu5/cpufreq/scaling_max_freq
cat /sys/devices/system/cpu/cpu6/cpufreq/scaling_max_freq
cat /sys/devices/system/cpu/cpu7/cpufreq/scaling_max_freq

echo "cpu_max_freq"
cat /sys/module/msm_performance/parameters/cpu_max_freq

echo "scaling_available_governors"
cat /sys/devices/system/cpu/cpu4/cpufreq/scaling_available_governors

Das Skript zeigt, daß die gesetzten Werten übernommen wurden:

available frequencies:
400000 883200 940800 998400 1056000 1113600 1190400 1248000 1305600 1382400 1612800 1747200 1804800 
scaling_max_freq:
1382400
1382400
cpu_max_freq
0:4294967295 1:4294967295 2:4294967295 3:4294967295 4:1382400 5:1382400 6:1382400 7:1382400

scaling_available_governors
interactive ondemand userspace powersave performance

Sofern die Werte für einige Kerne nicht angzeigt werden, liegt dies daran, daß diese aktuell zwecks Strom sparen abgeschaltet sind.


Rick Wakeman - The Red Planet

11. November 2020 · Audio · andreas · Kein Kommentar

Nachdem Rick Wakeman in den letzten Jahren bereits mit den erweiterten Neuauflagen von “Journey to the Centre of the Earth” sowie “The Myths and Legends of King Arthur and The Knights of the Round Table” einen Schritt vom New Age zurück zum Prog-Rock und seinen eigenen Frühwerken gemacht hat, folgt mit “The Red Planet” sein (lt. Wikipedia) 94. Soloalbum.

Die Aufmachung des Albums ist herrlich retro und das Gatefold-Popup-Cover der Erstauflage kann problemlos mit Veröffentlichungen aus der “guten alten Zeit” mithalten. Dazu passen auch die inneren Werte im Booklet, welche eine Übersicht über die einzelnen Mars-Missionen, Satelliten und Landungsfahrzeuge enthalten. Alles in allem eine gute Einstimmung auf das Album und das damit verbundene Thema:

Inspired by Mars and the secrets it holds for us. Dedicated to all who would like to go to Mars and especially to those who are convinced that they have already been there.

Musikalisch nähert sich “The Red Planet”, vor allem mit dem Verzicht auf jegliche Vocals, Werken wie “The Six Wives of Henry VIII”. Ähnlich wie seinerzeit die verschiedenen Frauen von Heinrich VIII. werden verschiedene Landschaften der Marsoberfläche vertont und musikalisch beschrieben. Wie gut oder schlecht dies funktioniert hängt, analog zu den breits erwähnten Ehefrauen, nicht unerheblich von der Phantasie des Hörers ab.

Als unglücklich entpuppt sich die Reihenfolge der Songs: der Opener “Ascraeus Mons” stimmt mit Kichenorgel, Gitarrensolo und typischen Wakeman-Aaaaaaaahhhhh-Chören auf ein rockiges Unterfangen ein, ein Versprechen, welches die folgenden Songs nur bedingt halten können. Hier wäre es vermutlich sinnvoller gewesen, “Ascraeus Mons” als letzte Nummer am Ende eines Spannungsbogens zu plazieren.

“The Red Planet” ist ein typisches Wakeman-Album, welches sich auf die bekannten Trademarks verlässt und keine großen Risiken wagt. Dies wird Rick Wakeman sicherlich weder neue Fans noch einen Innovationspreis einbringen, aber den vorhandenen Fans durchaus gute Unterhaltung für das investierte Geld bieten.


To boot or not to boot?!?

10. November 2020 · Verschiedenes · andreas · Kein Kommentar

Wer kann sich nicht noch an Omas Spruch „Früher war alles besser“ erinnern?

Mir jedenfalls ging’s so, während ich im siebten Teil von Stefans ACCEPT Doku-Soap schmökerte, in der sich fast alles um das Thema „Bootleg“ dreht.

War früher (da ist es wieder das Wort!) noch jede Menge Equipment, Know-How und auch eine fundierte Magazin-Sammlung notwendig, um einen Bootleg unters Volk zu bringen, haben inzwischen MP3, Audio-CD-Brenner und auch PCs Einzug in die Wohnzimmer der Bootlegger gehalten.

Audiofiles werden komprimiert, ungeachtet der Tatsache, daß von der teilweise sowieso schon recht dürftigen Qualität dabei ein Teil weggerechnet wird und am Anfang jedes Songs (durch das Kodierungsverfahren) eine kurze Pause entsteht, nur um noch ein paar Megabyte zusätzlich ins digitale Regal kopieren zu können.

Eine vielleicht noch “originale” CD wird auf dem Weg durch die Stereoanlage analogisiert, nur um anschließend im Audiobrenner wieder zwecks Aufzeichnung in digitale Signale verwandelt zu werden – und dabei kommt der dazwischengehängte Equalizer zur Aufmotzung gemäß des eigenen subjektiven Hörempfindens gerade recht.

Für das Cover muß man keine Stapel von Metal Hammer, Rock Hard oder Heavy oder Was?-Ausgaben mehr durchblättern, geeignete Bilder finden und gegebenenfalls noch retuschieren – schnell ins Internet eingewählt, eine Suchmaschine befragt und schon ist ein briefmarkengroßes Bild gefunden, daß auf die richtigen Maße verzerrt vom Tintenspritzer schon halbwegs passabel ausgegeben werden wird.

Mit etwas Glück gibt es in dem PC ja auch einen CD-ROM-Brenner, so daß eine digitale 1:1 Kopie erstellt werden kann – doch auch hier ist zumindest mal ein Grundverständnis von Begriffen wie „Disc At Once“ Voraussetzung.

Eine Limitierung passiert mehr oder minder ungewollt automatisch – schließlich entstehen auf obigem Weg mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nur Unikate.

Anschließend wird das Werk dann entweder ins Regal gestellt oder auf dem nächsten Flohmarkt, einer Plattenbörse oder viel moderner gleich bei eBay an den Nächstdoofen verhökert.

Früher war vielleicht nicht alles, aber zumindest manches besser. In diesem Sinne wünsche ich mir einen Reboot – in der Hoffnung, daß hinterher alles besser ist.

2003 für das Underground Empire geschrieben, dort aber nie veröffentlicht.

Ken Hensley R.I.P.

5. November 2020 · Verschiedenes · andreas · Kein Kommentar

Nur wenige Wochen nach Lee Kerslake ist gestern Ken Hensley verstorben.

Neben vielen großartigen Songs aus seiner Zeit bei Uriah Heep hat er auch einige Soloalben veröffentlicht, von denen ich inbsesondere “Proud Words On A Dusty Shelf” und “Blood On The Highway” nicht mehr missen möchte.

Ich habe Ken Hensley zum ersten Mal im Mai 2001 zusammen mit seinem ehemaligen Uriah Heep-Bandkollegen John Lawton live gesehen. Ein rundum vergnüglicher Abend im Rahmen des Hensley/Lawton-“The Return”-Projekts, das leider außer einem hörenswerten Livealbum kein weiteres Material hervorgebracht hat.

R.I.P.


Systemd vs. SysVinit

4. November 2020 · Betriebssysteme · andreas · Kein Kommentar

Die Diskussion “Systemd vs. SysVinit” nimmt fast schon religiöse Züge an und erinnert in mancher Beziehung an ein Phänomen, das oft zu beobachten ist, wenn sich irgendwo irgendetwas ändert: Neumodischer Krams? Kann nur schlecht sein!

METALLICA anyone? Da gibt es auch eine Fraktion, die “alles seit dem schwarzen Album” “grottenübel” findet, und trotzdem verkaufen sich die Scheiben und Konzertkarten noch immer recht gut.

Ich persönlich hätte nichts dagegen gehabt, wenn sich Debian für ein Verbleiben beim “alten” Init-System entschieden hätte, das hat schließlich jahrzehntelang problemlos funktioniert. Mich ärgern an Systemd täglich so Dinge, wie daß ich z.B. mit einem journaldingens arbeiten muss, statt mit grep um mal schnell ein Protokoll zu durchsuchen.

Über die tatsächlichen Vor- und Nachteile und was vielleicht besser ist und was weniger haben sich eine ganze Menge kluge Köpfe ihre Gedanken gemacht, die deutlich tiefer in der Materie stecken als Meinereiner und ich habe die Hoffnung, daß die auch zu einem klugen Ergebnis gekommen sind. Nicht alles ist nur schwarz oder weiß, wir bewegen uns im Normalfall irgendwo zwischen Grauschattierungen.

Letztendlich ist mir ein zuverlässig funktionierendes System wichtig und wenn ich mich komplett von allen Datenkraken lösen möchte, dann müsste ich den Netzstecker ziehen, das Mobiltelefon wegwerfen und hätte immer noch ein Problem, wenn das nächste Mal ein Google Streetview-Auto vorm Haus vorbeirollt.