Musik

Conception - State of Deception

12. April 2020 · Audio · andreas · Kein Kommentar

Rund 23 Jahre nach dem letzten Longplayer “Flow” melden sich Conception mit einer neuen Scheibe zurück - wobei dies nicht ganz richtig ist, denn bereits 2018 gab es mit der “re:conception”-Single sowie der “My Dark Symphony”-EP ein zwischenzeitliches Lebenszeichen der Band.

“State of Deception” irritiert nicht nur beim ersten Durchlauf und entpuppt sich als überraschend experimentell und sperrig, Songs wie “Of Raven and Pigs” und “No Rewind” wollen nicht so recht ins Bild passen, das “My Dark Symphony” angedeutet hatte. Wenn eine Band schon über einen Sänger vom Kaliber eines Roy Khan verfügt, sollte man diesen auch singen lassen und dessen Stimme nicht im Übermaß mit Effekten belegen und verfremden.

Als klares Highlight des Albums entpuppt sich die Vorab-Single “Waywardly Broken”, welche gleichzeitig ein atmosphärisches und auch musikalisches Highlight des Albums darstellt, dicht gefolgt von “Anybody Out There” und “By the Blues”, das mit seinem düsteren und einprägsamem Riff ebenfalls nach dem ersten Hören im Gedächtnis bleibt.

Alles in allem wäre bei “State of Deception” in den rund 40 Minuten mehr drin gewesen und somit ist das Album - trotz einiger unverkennbarer Stärken - vor allem im Hinblick auf die bisherigen Veröffentlichungen der Band leider eine kleine Enttäuschung, wenn auch auf hohem Niveau.


Urlaubsimpression V

22. Februar 2020 · Verschiedenes · andreas · Kein Kommentar

Begrüßungsansicht der Musikabteilung des fnac in Brügge … ja, das ist eine komplette Wand mit Vinyl.


Alice Cooper / Dogs D'Amour 2002-11-30

2. Februar 2020 · Konzerte · andreas · Kein Kommentar

Daß im Schwabenländle gerne gespart wird, ist kein großes Geheimnis. Trotzdem hatte man keine Kosten und Mühen gescheut, um Altrocker Alice Cooper zusammen mit seiner kompletten Show in den Glaspalast nach Sindelfingen zu holen.

Gespart wurde woanders – nämlich an dem bei allen Personalchefs immer wieder beliebten Kostenfaktor „Personal“. Die beiden Mädels an der Abendkasse glänzten durch Unfreundlichkeit und „Hier werden Sie garantiert nicht geholfen“-Einstellung und daß die Rechnung, 5.000 Leute in weniger als einer Stunden durch zwei schmale Eingangstüren zu schieben nicht aufgehen kann, sollte auch einem schwäbischen Hallenchef klar sein. Dazu wurde an beiden Türen so intensiv durch- und untersucht, als würde man gleich auf der Bühne den amerikanischen Präsidenten persönlich bejubeln dürfen.

Dogs D’Amour

So gingen die DOGS D’AMOUR (die für die verhinderten L.A.GUNS eingesprungen waren) denn auch planmäßig auf die Bühne, als noch ein nicht unbeträchtlicher Teil des Publikums die Hallenansicht von Außen genießen durfte. Nicht, daß sie viel versäumt hätten – aber freundlicherweise wurden die Kontrollen offensichtlich gelockert und die Leute strömten in die Halle. Die DOGS lagen mit ihrem Ami-Rock genau im Mittelpunkt zwischen interessant und uninteressant, soll heißen sie taten keinem weh, begeisterten aber auch nur wenige so richtig.

Alice Cooper

Alice CooperDann war die Stunde des Meisters gekommen und Alice Cooper entführte das Publikum nach Dragontown, der gefährlichsten Stadt auf dem Brutal Planet. Weder das Setup noch die Setlist unterschieden sich wesentlich von dem auf „Brutally Live“ veröffentlichten Material, nur hier und da wurde ein Song durch einen brandneuen oder steinalten ausgetauscht – auf Material aus der Zeit Anfang der 80’er mußte man (mal wieder) verzichten.

In der Begleitband gab es ebenfalls einige Änderungen, die sich aber mehr optisch denn musikalisch bemerkbar machten, wobei die teilweise recht skurrile Optik natürlich auch ein Teil der Show ist. Vor allem der Bassist könnte mit seinem blau blinkenden Brust-Panel Darth Vader Konkurrenz machen!

Sämtliche Frauenrollen während der Show wurden von Alice’s Tochter Calico Cooper übernommen, die sowohl im Lederoutfit, als Krankenschwester und als Britney Spears (im passenden Pepsi-Look) im wahrsten Sinne des Wortes eine gute Figur machte und von Papi mehrere Male um die Ecke gebracht wurde.

Gelungen auch der Rauswerfer – nach der Bandansage „Die Show ist beendet, ihr habt überlebt. Und nun geht.“ war wohl jedem klar, daß es keine Zugaben mehr gibt.

Ursprünglich für das Underground Empire geschrieben und dort in überarbeiteter Version veröffentlicht.
Originalversion vom 11.01.2003, das Photo wurde von Stefan Glas zur Verfügung gestellt.

Album-Highlights 2019

1. Januar 2020 · Audio · andreas · Kein Kommentar

Meine Album-Highlights des Jahres 2019 in alphabetischer Reihenfolge:

Albumcover

Andre Matos - Time To Be Free

Den Meisten ist der leider viel zu früh verstorbene Andre Matos nur als der Ex-Sänger von Angra ein Begriff, aber seine Solowerke sind mindestens genauso hörenswert.

Dream Theater - Distance Over Time

Nach dem extrem enttäuschenden “The Astonishing” melden sich Dream Theater mit dem besten Album seit “Black Clouds & Silver Linings” zurück.

First Night - First Night

Die perfekte Zeitreise … unglaublich, daß dieses Album tatsächlich 2019 erschienen ist.

Lazuli - 4603 Battements

Lazuli sind erfrischend anders als andere Bands … passende Schubladen sind mindestens so schwer zu finden wie die Erstlingswerke der Band.

Heather - Nova Pearl

Auch Heather Nova meldet sich mit einem Album zurück, das die direkten Vorgänger ziemlich blaß aussehen lässt.

Maßgebend war das Anschaffungs-, nicht das Erscheinungsdatum.

Pink Floyd - The Final Cut

21. November 2019 · Audio · andreas · Kein Kommentar

Auch wenn bei “The Final Cut” noch der Name Pink Floyd auf dem Cover steht, auf der Rückseite des Albums verrät der Satz “The Final Cut – a Requiem for the post war dream by Roger Waters. Performed by Pink Floyd” einiges über die Entstehungsgeschichte des Albums.

Hierbei ist “Pink Floyd” mit Vorsicht zu genießen: Keyboarder Rick Wright, auf dem Vorgängeralbum “The Wall” bereits nicht mehr als vollwertiges Bandmitglied gelistet, fehlt auf “The Final Cut” komplett. Inwiefern es sich hierbei also um das letzte “klassische” Pink Floyd Album oder bereits die erste Roger Waters Soloscheibe handelt, darüber gehen die Meinungen weit auseinander.

Das Album, 1983 veröffentlicht, ist geprägt vom Kalten Krieg und refernziert auf mehrere damals aktuelle Geschehnisse - insbesondere den Falklandkrieg, welcher von April bis Juni 1982 andauerte.

Wer die Ereignisse nicht mehr so richtig präsent hat, wird spätestens beim Text von “Get Your Filthy Hands Off My Desert” gleich mehrmals zum Lexikon seines Vertrauens greifen:

Brezhnev took Afghanistan.
Begin took Beirut.
Galtieri took the Union Jack.
And Maggie, over lunch one day,
Took a cruiser with all hands.
Apparently, to make him give it back.

Die textlichen Aussagen sind - wie von Roger Waters gewohnt - oft mehr als deutlich und an einigen Stellen scheint die Musik lediglich dazu zu dienen, die Texte zu transportieren. Dazwischen glänzen Songs wie “The Gunners Dream” mit einigen der beeindruckendsten Melodien, welche auf einem Pink Floyd Album zu finden sind.

Der Song “The Fletcher Memorial Home” zeichnet das Bild eines Heims für unheilbare Tyrannen und Könige, die dort im abgregrenzten Bereich ihre Reden schwingen und Medallien polieren können. Ein fast friedliches Bild, wäre da am Ende nicht die letzen drei Zeilen

Is everyone in?
Are you having a nice time?
Now the final solution can be applied.

Aufhorchen lassen auch die superben Soundeffekte wie z.B. der quer durch den Raum fliegende Jet am Anfang von “Get Your Filthy Hands Off My Desert”, nach dessen ersten Bombenwurf sicherlich der ein oder andere Hörer panisch die heimischen Lautsprecher auf Schäden untersucht hat.

“The Final Cut” schließt mit “Two Suns In The Sunset”, einem Antikriegssong, der sich mit der Möglichkeit eines Atomkriegs beschäftigt (“the sun is in the east, even though the day is done”) und gleichzeitig - passend zum Rest des Albums - neben der stärksten Leistung von David Gilmour mit Andy Newmark am Schlagzeug auf ein weiteres Pink Floyd-Mitglied verzichtet.