U.D.O.

Bang Your Head 2003

12. April 2021 · Konzerte · andreas · Kein Kommentar

Dokken

DokkenWas es bedeutet, wenn ein Musiker so richtig im Hit-Fundus wühlen kann, konnte man im Laufe des Festivals zum ersten Mal bei Don Dokken feststellen. Selbst für Leute, die nur mit einer “Greatest Hits der 80’er” (z.B. der Live-Scheibe “Beast From The East”) vertraut waren, war jede Menge bekanntes Songmaterial mit bei, von “Kiss Of Death”, “When Heaven Comes Down”, “Into The Fire” bis zu “In My Dreams”.
Leider war Don Dokken selbst in einer nicht ganz so meisterlichen Verfassung (oder Stimmung?) wie seine Setlist. Zwar konnte man weder an der gesanglichen Leistung als auch an der musikalischen Performance allzu viel aussetzen, aber viele Bands haben sich an den beiden Tagen deutlich mehr an “den Arsch abgespielt”.

So hatte man eher den Eindruck, eine solide Show eines Musikers zu sehen, der schon mal “ganz oben” war und es nicht mehr für nötig hält, mehr als Standard zu geben - wobei dieser zugegebenermaßen immer noch recht hoch ist. Bezeichnend war auch die Tatsache, daß es Don Dokken noch nicht mal für nötig hielt, seine Mitmusiker vorzustellen, so daß man nach der Show so manches “Wer war das eigentlich?"-Quiz belauschen konnte.

DIO

Daß sich das Besetzungskarussell im Musikbusiness bei manchen Bands rapide dreht ist nichts neues und so hatte sich auch bei DIO, der noch im Frühjahr stolz verkündet hatte endlich wieder eine feste Band zusammenzuhaben, schon wieder was getan: Gitarrist Doug Aldrich hat es vorgezogen, in Zukunft mit David Coverdale als Whitesnake durch die Lande zu ziehen.
Glücklicherweise hat DIO genau das Richtige getan und den besten Gitarristen zurückgeholt (so lange war die Trennung ja auch noch nicht her), den er jemals in seiner Band hatte: Craig Goldie - mit dem er zumindest die Sommerfestivals und eine ausgedehnte USA-Tour bestreiten wird. Ob und wie’s dann weitergeht, bleibt abzuwarten - DIOs Website zeigt bei “the band” jedenfalls immer noch Doug Aldrich als Gitarristen.

Der Rest der Besetzungsliste blieb gegenüber der letzten Tour & Album unverändert: am Baß Ronnies alter Weggefährte Jimmy Bain (der irgendwie noch älter aussah, als er wahrscheinlich ist), Simon Wright am Schlagzeug und Scott Warren (der als einziger namentlich nicht vorgestellt wurde) an den Keyboards.
Schon der Opener “Killing The Dragon” zeigte, wo’s im Rest des Sets hingehen würde - DIO hatten sich ganz darauf konzentriert, neben den “muß man spielen”-Hits wie “The Last In Line” und “Holy Diver” hauptsächlich in der härteren Kiste des reichhaltigen Fundusses zu graben. Natürlich wurden auch die Bands, in denen Ronnie James Dio bisher gespielt hatte, mit einigen Songs gewürdigt - so gab es neben Black Sabbaths “The Mob Rules” auch “Rising” und ein “Man On The Silver Mountain”/“Long Live Rock’n’Roll”-Medley aus der Zeit mit RAINBOW.

Die Band zeigte sich in bester Laune und mit einer enormen Spielfreude ausgestattet und verneigte sich mehrmals vor den zahlreich anwesenden Fans; Altmeister Ronnie James Dio war sich sogar nicht zu schade dafür, bäuchlings auf das Ende des Catwalks zu krabbeln, um die erste Reihe abzuklatschen und ein DIO-Banner entgegenzunehmen.
Da kann man sich nur wünschen, daß Craig Goldie bleibt und uns demnächst “Magia - The Second Chapter” ins Haus steht!

U.D.O.

U.D.O.Wenn sich jemand beim aktuellen “Bang Your Head” eine “1” mit ganz vielen Sternchen verdient hatte, dann war es sicherlich Udo Dirkschneider. Nicht nur, daß er in den beiden Tagen einen wahren Interviewmarathon hinter sich brachte, er lieferte zusammen mit seiner Band auch eine der besten Shows (vielleicht sogar DIE beste Show) des ganzen Festivals ab und wäre wahrlich einer Headliner-Position würdig gewesen.

Schon beim Aufbau konnten aufmerksame Beobachter einen kleinen Fingerzeig erhaschen, was denn in den nächsten rund 45 Minuten zu erwarten war - auf der Rückseite der Marshall-Boxen von Stefan Kaufmann prangte blütenweiß das Accept-Logo. Und so enttäuschte U.D.O. die vielen Fans auch nicht und hatte eine Festival-Setlist zusammenstellt, die kaum Wünsche offen ließ - vielleicht sollten OVERKILL mal ein paar Nachhilfestunden buchen! Dirkschneider, Kaufmann und Band spielten neben den eigenen Werken “Man & Machine” und “Holy” die Hitparade der Accept-Klassiker, von “Metal Heart” über “Balls To The Wall” bis hin zum abschließenden “Fast As A Shark”. Die Publikumsreaktionen waren dementsprechend - von der Bühne bis zum FOH-Turm war ein einziges Meer an ausgestreckten Armen zu sehen und bei den Refrains sang wirklich jeder mit.

Daß es trotzdem noch was zu meckern gab, lag wohl mehr an der Kürze der Zeit - denn Accept-Alben wie “Russian Roulette” oder “Objection Overruled” neben den eigenen Werken wie “No Limits” übergehen zu müssen ist schmerzlich, zeugt von der Qualität der restlichen Songs.

Aus nicht mehr nachvollziehbaren Gründen fehlte der Konzertbericht zum Bang Your Head 2003 die letzten rund 17 1/2 Jahre hier im Blog. Die Fotos wurden im Gegensatz zu späteren Konzertbesuchen noch mit einer Kodak DC3800 aufgenommen.

U.D.O. 2006-01-20 Bildergalerie

19. März 2021 · Konzerte · andreas · Kein Kommentar

U.D.O. am 20. Januar 2006 in der Festhalle in Herxheim


U.D.O. 2005-06-24 Bildergalerie

23. Januar 2019 · Konzerte · andreas · Kein Kommentar

U.D.O. am 24. Juni 2005 beim Bang Your Head Festival in Balingen


Bang Your Head 2005

20. August 2005 · Konzerte · andreas · Kein Kommentar

U.D.O.

U.D.O.Wer U.D.O. bereits im Jahre 2003 erleben durfte, dem war klar, dass nun eines der Highlights die Bühnenbretter erklomm: schon damals war die Stimmung schlichtweg unglaublich und von den ersten Reihen bis weit hinter den FOH sah man alle Hände oben.

Auch die Show von U.D.O. 2005 wurde zum erwarteten Triumphzug für die Herren Dirkschneider, Kaufmann und Co, so dass man sich ernsthaft fragen muß, wer eigentlich die “nebenbei” durchgeführte Accept-Reunion tatsächlich gebraucht hat. Die Klassiker klangen deutlich tighter als beim wiederbelebten Original, die immense Spielfreude war der Band anzusehen (die im Gegensatz zu Accept beim Rock Hard Festival auch wie eine Band wirkte) und auch die leider viel zu wenigen U.D.O.-Nummern krachten ohne Ende.

Gamma Ray

Gamma RayDaß es egal wer nach U.D.O. schwer haben wird, war klar – dass der Auftritt von Gamma Ray sich allerdings zu einem solchen Flop entwickelte, übertraf dann doch die schlimmsten Befürchtungen.

Gleich zu Beginn fiel eine der Endstufen aus, so dass die Show schon wieder an Fahrt verlor, bevor sie überhaupt so richtig begonnen hatte. Doch statt wie die Pretty Maids auf ihrer letzten Tour einfach einen Song (zur Begeisterung aller Anwesenden) quasi semi-accoustic zu intonieren, versuchte sich Frontmann Kai Hansen mit ein paar Ansagen und Sprüchen über die Zeit zu retten - ein Versuch, den er spätestens mit “Jetzt weiß ich auch nicht mehr, was ich noch sagen soll!?!” selbst für gescheitert erklären musste.

Hinterher ging nur noch wenig und die Setlist – acht Songs (von denen einer gestrichen werden musste) für 55 Minuten tat ihr übriges. Vielleicht hätten ein paar knackige “kurz und gut”-Nummern noch was retten können, aber bei den Epen vom Kaliber eines “Rebellion In Dreamland” war da nichts mehr zu machen – der Raußschmeißer “I Want Out” traf wohl ziemlich genau ins Schwarze.

Saxon

SaxonSaxon stellten sich selbst ein Bein: während die Qualität der musikalischen Darbietungen wie üblich wieder nichts zu wünschen übrig lies, schien Frontman Biff Byford während der ersten Sethälfte mit aller Gewalt jegliche aufkommende Stimmung gleich wieder im Keim ersticken zu wollen. Zwischen jedem Song wurde eine ausgiebige Pause eingelegt, die mit Spielchen der Marke “Do you want an old song or a new one?” bzw. “Do you want a slow song or a fast one?” künstlich in die Länge gezogen wurde.

Erst in der zweiten Hälfte fand die Band zur Co-Headlinerform und bot dem Publikum endlich das, weshalb die meisten vor der Bühne standen: Musik satt – und der Stimmungspegel stieg rapide.

An der Setlist gab’s hingegen wenig zu meckern: von “747” über “Solid Ball of Rock” und “Crusader” bis hin zu “Denim und Leather” war alles vertreten, was auch der Gelegenheitshörer kannte und zum Mitfeiern animierte.

Motörhead

MotörheadWährend manche Bands Abend für Abend ihr Programm so identisch herunterspulen, dass man Bootlegs nur schwer einem bestimmten Tag zuordnen kann, werden Mitschnitte vom Motörhead-Auftritt auf dem Bang Your Head 2005 problemlos zu identifizieren sein: reklamiert Lemmy nach jedem Song die Einstellungen seiner Monitorboxen oder nicht? Wenn er’s tut, ist es definitiv Balingen 2005. So kämpften er und die Monitormischer mit einem “Ganz oder gar nicht”-Problem, das auch bis zum Ende des Gigs nicht behoben werden konnte.

Eine große Show gab’s wie erwartet weniger, denn wenn 1/3 der Musiker am Schlagzeug sitzt und 1/3 am Mikro steht bleibt nur noch einer, der sich bewegen kann - aber Lemmys Präsenz ist eigentlich schon Show genug. Schon die übliche, kurz-prägnanten Einleitung “We’re Motörhead and we play rock’n’roll” deutete an, wo’s langgeht: eine solide Show, die aus altbekannten Songs sowie einigen wenigen Überraschungen bestand und schließlich mit einem ausgedehnten “Overkill” beendet wurde.

Zwischenspiel: Night Of The Demon

DEMON hatten für’s Bang Your Head 2005 wahrlich keine Kosten und Mühen in Sachen “Special Effects” gescheut und so begann die “Night Of The Demon” schon kurz nachdem Motörhead die Bühne verlassen hatten: kurz nach 1 Uhr Ortszeit öffnete der Himmel seine Pforten und ergoss rund um das Festivalgelände rund 40 Liter Regenwasser pro Quadratmeter, so dass nicht nur Luftmatratzen auf den Campingplätzen zu Schauchbooten zwangsrekrutiert wurden, die begleitenden Sturmböen hätten auch jedem Abrißkommando durchaus zur Ehre gereicht. Hierbei wurde auch ein nicht unbeträchtlicher Teil der Bühne und Technik komplett durchnässt.

Dank des unermüdlichen Einsatzes von sowohl THW und DRK auf der einen, sowie Stagecrew auf der anderen Seite konnten die Camper zum Teil in Notquartieren den Rest der Nacht verbringen und das Festival mit einer nur dreistündigen Verspätung doch noch die Pforten öffnen. Da es in Balingen allerdings eine strikte Curfew gibt, musste ein Notfallplan erstellt werden, der für fast jede Band Kürzungen von rund 15-25 Minuten bedeutete.

Demon

DemonAls erste Band des Tages trafen diese Kürzungen vor allem Demon recht hart. Die Band hatte ein extra-langes Set einstudiert und wollte Gerüchten zu Folge nach Möglichkeit eine halbe Stunde vor der offiziellen Startzeit die Bretter betreten, um eine volle Stunde lang spielen zu können. Stattdessen blieben nach Inkrafttreten von “Plan B” gerade noch 15 Minuten Spielzeit übrig.

Obwohl Demon wohl ziemlich enttäuscht gewesen sein müssen merkte man ihnen nichts an und die Band bot den zahlreich vor der Bühne erschienenen Zuhörern mit “Night Of The Demon” und “Don’t Break The Circle” zwei Klassiker, die vom Neuling “Standing On The Edge” getrennt wurden.

Bleibt zu hoffen, dass die Band vielleicht nächstes Jahr noch mal mit ausgiebiger Spielzeit antreten darf.

Nevermore

NevermoreNevermore hatten 2002 schon für Party pur gesorgt, als sich zum Ende des Gigs deutlich mehr Fans als Musiker auf der Bühne befanden, so dass man auch für 2005 wieder auf eine interessante und energiegeladene Performance hoffen durfte.

Die Band enttäuschte ihre zahlreich erschienenen Anhänger und Interessenten auch nicht und lieferte vom Einstieg “Enemies Of Reality” bis zum ultraschrägen “Sounds Of Silence”-Cover eine solide Show ohne besondere Tief- oder Höhepunkte.

DIO

DIODen Preis für die außergewöhnlichste Setlist dürfte dieses Jahr an Ronnie James Dio und Band gehen, die stellenweise extrem tief in der Mottenkiste gewühlt und einige selten gespielte Perlen hervorgekramt hatten.

Der Set begann mit “Killing The Dragon” als einzig aktuellem Song und lieferte anschließend mit “Egypt (The chains are on)” gleich die erste Überraschung. Neben den muß-einfach-sein-Songs “Holy Diver” und “Rainbow In The Dark” gab es an DIO-Material nur noch “Sunset Superman”, während der Rest der Setlist aus alten Rainbow-Zeiten (“Man On The Silver Mountain”, “Long Live Rock’n’Roll”, “Gates Of Babylon”) sowie einer überragenden “Heaven and Hell”-Interpretation gekührt wurde.

Die Band zeigte sich in bester Spiellaune und gegenüber dem Auftritt 2003 fiel vor allem der deutlich gesünder aussehende und agiler wirkende Jimmy Bain-Ersatz Rudy Sarzo positiv auf. Warum allerdings rund 10 Minuten der Spielzeit auf Drum- und Gitarrensolo verwendet wurden, wird auf ewig ein Rätsel der Band bleiben - den meisten Festivalbesuchern wären wohl ein oder zwei weitere Songs lieber gewesen. Trotzdem waren DIO wohl die Band des Samstags und zumindest ich hätte Twisted Sister gerne gegen eine Verlängerung eingetauscht.