Rogue One: A Star Wars Story

22. Juni 2017 · IMHO · andreas · Kein Kommentar

War schon “Episode VII: Das Erwachen der Macht” mehr als enttäuschend, so hat es “Rogue One: A Star Wars Story” geschafft, meine sowieso nicht allzu großen Erwartungen noch zu untertreffen.

Das Ende der Handlung ist klar: Prinzessin Leia wird am Anfang von Episode IV mit den Plänen des Todessterns geschnappt - nun soll die Vorgeschichte erzählt werden, also wie die Pläne in die Hände der Rebellenallianz kamen. Wenn das Ziel des Films schon feststeht, dann bleiben das wie, wann und durch wen als tragende Elemente - und diese sollten möglichst interessant gestaltet werden.

Die vor Klischees und Zitaten triefende Story lädt bereits in der Pre-Title-Sequenz zum ersten Zucken in Richtung STOP-Taste ein: der gute Papa, der sich ans Imperium ausliefert und die tapfere Mama, die trotz offensichtlicher Übermacht auf offenen Feld und ohne Deckung mit ihrem Blaster rumfuchtelt, um sich heldenhaft zu opfern … ein Niveau, das im Verlauf des Filmes weitestgehend gehalten wird. Mal wieder muss ein Schild(generator) zerstört werden, damit die armen Rebellen weiterkommen - diesmal muss allerdings der Generator oben zerstört werden, damit die Rebellen unten weiterkommen und nicht umgekehrt wie in “Die Rückkehr der Jedi-Ritter”.

Über die Handlung denkt man besser sowieso nicht allzu viel nach, denn warum man einen Haupthandlungsstrang um einen verborgenen Detailfehler konstruiert, während der Konstrukteur des imperialen Zentralarchivs mehr offensichtliche Konstruktiosfehler in seinen Plänen hat als Finger an seiner Hand und das Ding trotzdem gebaut wird und in Betrieb geht, wird wohl immer das Geheimnis des Drehbuchautors bleiben.

Die Charaktere, die man sich für das Fire-and-Forget-Abenteuer ausgedacht hat, sind weitestgehend austauschbar und ohne wirkliche Tiefe. Letztendlich kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass man “junge weibliche Heldin”, “anfangs skeptischer Gefährte”, “Meister mit körperlichen Gebrechen und Sidekick”, “dauerlabernder Droide” irgendwo auf dem intergalaktischen Restpostentisch gefunden hat und damit so ziemlich jedes Klischee bedienen will. Um für den großen und gefühlt überlangen Showdown (“First Avenger”, anyone?) genügend Filmminuten übrig zu haben, werden die Charaktere schnell und holprig in die Handlung geworfen und müssen sich bis zum Endgeballere durch die Geschichte schleppen.

Natürlich muss man den Fans auch ein paar bekannte Charaktere vorsetzen, bei denen man sich wenigstens keine Gedanken um die Hintergrundgeschichte und Motivationen machen musste. So gibt es zwei Auftritte von Darth Vader, von denen mindestens einer ziemlich überflüssig ist und wo die originalen Schauspieler nicht mehr verfügbar waren, wurde wie bei Peter Cushing einfach ein digitaler Kopf auf einen anderen Körper gesetzt. Willkommen im Jahr 2016.

Ob es nun mit der Übernahme durch Disney zusammenhängt oder mit anderen Faktoren, aber Star Wars entwickelt sich im Versuch, mit einer Haupt-Storyline und den Spin-Offs immer mehr zur bunten Austauschware (vergleichbar Marvel) und es bleibt abzuwarten, wie lange man mit bunter Substanzlosigkeit nur dank einer großen Marke reichlich Geld scheffeln kann.

Schlimmer geht immer … vielleicht ist aber auch einfach meine Star Wars-Zeit vorbei.