Ryzen-Mini-PC

17. November 2023 · Hardware · andreas · Kein Kommentar

Nachdem der aktuelle Arbeits-PC inzwischen mehr als sechs Jahre alt ist wurde es Zeit, sich über einen Nachfolger Gedanken zu machen. Grundlegend stellt sich die Frage, ob ein klassischer PC im Tower-Gehäuse überhaupt noch zeitgemäß ist, denn im Gegensatz zu früheren Jahren übernimmt der Chipsatz die meisten Zusatzfunktionen und lediglich eine steckbare Graphikkarte bleibt als Argument für ein größeres Gehäuse.

Im bisherigen PC ist eine NVIDIA GeForce GTX 1050 Ti verbaut, eine Tatsache die ich seit dem Wechsel auf Linux gerne geändert hätte. Daß sinnvolle NVIDIA-Treiber nur als proprietäre Lösung verfügbar sind ist eine Sache, weit ärgerlicher ist aber, daß diese nur den veralteten X-Server unterstützen und nicht das deutlich modernere Wayland Display-Server-Protokoll.

ASRock DeskMini X300

Passend zu den Überlegungen erschien im Laufe des Jahres der c’t Bauvorschlag: Ryzen-Mini-PC, der die Blaupause für den neuen PC lieferte. Auf Bildern sind Größen meist schlecht einzuschätzen, vor allem ohne Vergleich. Freundlicherweise hat sich Harumi für einen Fototermin eingefunden und vor dem Gerät posiert.

Komponenten

Gehäuse: ASRock DeskMini X300

Wie die c’t im Artikel zum Bauvorschlag erwähnt, ist die Auswahl bei passenden bzw. preisweiten Gehäusen nicht allzu groß, weshalb ich ebenfalls den ASRock DeskMini X300 gewählt habe. Auf der kleinen und kompakten Platine ist neben einem Prozessor-Sockel Platz für zwei SO-DIMM-Riegel sowie zwei M.2 SSDs und auf der Unterseite des Gehäuses theoretisch auch noch Platz für zwei 2,5" Festplatten. Da das Gehäuse aber mit seinen Abmessungen von 155 x 155 x 80 mm extrem kompakt ist und auch über keinerlei Gehäuselüfter verfügt, sollte man die Bestückung aufs Notwendigste reduzieren.

Appropos das Notwendigste: der DeskMini lässt sich über verschiedenes Zubehör noch um einige Funktionalität bzw. Anschlüsse nachrüsten: sowohl WLAN & Bluetooth-Modul sind erhältlich, ebenso wie ein ananloger Audioport für die Rückseite oder zusätzliche USB-Schnittstellen. Prinzpiell eine gute Idee, schlagen die Erweiterungen allerdings aufs Budget da sich bei Einzelbestellung der Preis für die Erweiterung dank Porto in der Regel verdoppelt.

CPU: AMD R5-5600G AMD AM4 Ryzen 5 5600G

Auch wenn es für die CPU eine ganze Menge theoretischer Kandidaten gibt, reduziert sich die Anzahl an sinnvollen Alternativen auf den AMD R5-5600G AMD AM4 Ryzen 5 5600G. Zum einen ist magels Grafikkarten-Steckplatz der Einbau einer CPU mit integrierter Grafikeinheit Pflicht (also eine CPU mit “G” am Ende), zum anderen ist die Kühlung der CPU der limitierende Faktor. Kleinere CPUs als der 5600G kosten in der Regel nur unwesentlich weniger, der 5700G bringt für den rund 1,5-fachen Preis zwei weitere Prozessorkerne mit, die dann zusätzlich gekühlt werden wollen.

CPU Kühler: NOCTUA NH-L9a-AM4

Dem Deskmini X300 liegt ein Kühler für die CPU bei, laut c’t ist dieser aber deutlich hörbar und wurde deshalb erst gar nicht verbaut. Die Empfehlung der c’t ist der Alpenföhn Silvretta, der aber seit Wochen nicht erhältlich ist.

Als Alternative wird der doppelt so teure NOCTUA NH-L9a-AM4 genannt, den es glücklicherweise auch in einer schwarzen Ausführung NOCTUA NH-L9a-AM4 chromax.black CPU-Kühler gibt. Das originale Braun der Standard Noctua-Kühler hätte Dank des großen Kühlgitters des Deskmini auf dem Schreibtisch alles andere als gut ausgesehen.

Systemplatte: Samsung SSD 980 PRO 1TB

Liest man detaillierte Testberichte zur Samsung SSD 980 PRO 1TB, M.2 NVMe, so sind bei der “schnellsten x4 NVMe” ein paar Taschenspielertricks verbaut. Im Vergleich zum Vorgänger, der 970 PRO, wurde TLC statt MLC-Speicher verwendet, mit Caches kann die Platte dies aber bei normalen Datenvolumen recht gut kompensieren.

An ihre Leistungsgrenzen kommt die SSD bei den x3-Anschlüssen im DeskMini sowieso nicht, bei den aktuell nicht mehr allzu relevanten Preisunterschieden durfte es dann trotzdem für 15€ mehr die “PRO”-Ausführung als Systemplatte sein.

Datenplatte: Samsung SSD 980 1TB

Als reine Datenplatte, welche hauptsächlich als Backupmedium dient, wurde die Variante ohne “PRO” verbaut. Schreibzugriffe hat die Platte nach der initialen Bestückung im laufenden Betrieb nur wenige zu bewältigen und dafür reicht TLC allemal.

Speicher: Kingston FURY Impact

Schon toll, was sich Marketingabteilungen so an Namen ausdenken. Da das von der c’t vorgeschlagene 2er Kit in der 32 GB-Ausführung ebenfalls aktuell nicht erhältlich war, werkelt als Speicher nun ein 32 GB SO DDR4 3200 CL20 Kingston FURY Impact 2er Kit. Keine Ahnung, ob der Fury für zusätzlichen Impact sorgt, er arbeitet aber auf jedenfall bisher zuverlässig und (im positiven Sinne) unauffällig.

Inbetriebnahme

Der Zusammenbau des Rechners war schnell erledigt - Gehäuse geöffnet, Platten, Speicher und CPU sowie den CPU-Kühler montiert und das war’s. Nach dem Zusammenbau wurde das BIOS noch auf die von Heise empfohlene Version 1.80E aktualisiert, sowie die Lüftereinstellungen im BIOS angepasst.

Die Installation, welche mit Debian Bullseye erfolgte, war wie immer erschreckend unspektakulär. Nach der Installation des Betriebssystems wurden die Pakete

$ sudo apt install amd64-microcode firmware-amd-graphics firmware-realtek

aus dem “non-free”-Repository nachinstalliert, um die Komponenten mit der notwendigen Firmware zu versorgen. Da die vollständige Unterstützung für den AMD Ryzen 5600G erst mit Kernelversion 5.15 fertiggestellt wurde, wurde anschließend noch der aktuelle Kernel aus den Debian-Backports nachinstalliert.

$ sudo apt install linux-image-amd64/bullseye-backports

Damit war die Installation des Betriebssystems erledigt.