Klaus Seiler

Klaus Seilers Album-Highlights 2023

03. Januar 2024 · Audio · Klaus Seiler · Kein Kommentar

Meine Album-Highlights des Jahres 2023:

Albumcover

Subsignal - A Poetry Of Rain

Vor einigen Wochen machte mich Andreas auf eine eine Band aufmerksam, deren Namen ich schon mal hörte, aber deren (neues) Album bisher nicht in meinem Fokus lag.

Das hat sich mit diesem Werk gravierend geändert. Eines der für mich “schönsten” Prog-Rock-Alben in diesem Jahr, hoch-melodisch und nicht halb so melancholisch, wie manche Kritikaster es meinen.

Lalu - The Fish Who Wanted To Be King

Gefunden durch Zufall als “Music-Unlimited-Kunde”. Die Stimme (Damian Wilson) kam mir bekannt vor und der extrem melodische Breitwand-Sound war genau mein Ding. Fast schon magische Prog-Rock-Oldschool-Momente. Listen & let the good times flow.

Black Oak - Arkansas

Die Southern-Rocker dürfen bei mir (fast) alles. Also auch covern. Bei der Songauswahl kann mit der knarzig-kratzigen Stimme gar nichts anbrennen, so manch ein Original gewinnt dazu. Tolles Cover-Album, macht großen Spass.

Scheuber - Autarcique

Eigentlich bin ich ja gar nicht der “Elektro-Lurch” und kenne mich in diesem Dark-Wave-Trance-whatever-Bereich nicht wirklich aus. Aber auch hier sorgte “Unlimited” für eine Überraschung.

Das Album hat Power bis zum Abwinken, ist zu keiner Zeit irgendwie langweilig, im Gegenteil. Beim ersten Hören dachte ich: “Du bist zu alt für dieses Zeug”. Blödsinn. Lautstärke rauf und lass die Bässe aus den Klipsch. Herrlich.

Kelly Khumalo - From A God To A King

Was wäre ein Jahr ohne ein wirklich feines Afro-Album. Bitte nicht durch das Coverpic täuschen lassen. Kelly Khumalo weiß sehr genau, wie Afro-Pop in der heutigen Zeit zu klingen hat. Nämlich mit feinem Händchen für Afro-Melodik, gerne auch mal mit ordentlicher Schippe Mainstream. Aber das wieder mit toller Stimme und sehr sehr feinem Timbre.

Eine Art von Wolke 7 – Hörgenuss für mich. Schade nur, daß es nach 7 Songs vorbei ist.

Albumcover

Laura Cox - Head Above Water

Manchmal zweifele ich am Verstand diverser Coverpic-Gestalter, aber sei es drum. Nach ihrem tollen Vorgängeralbum “Burning Bright”, welches sie in die Liga von Damen wie Samantha Fish oder Joanne Shaw Taylor katapultierte, gibt’s hier wieder Blues-Rock vom Feinsten auf die Ohren.

Bei Laut.de gab es 4 Punkte und die sind (mindestens) sehr berechtigt.

Hayley Griffiths - Far From Here

Die Musik tönt, wie das Coverpic ausschaut. Ich habe aus grauer Vorzeit immer noch ein Faible für Clannad, Capercaillie, Moya Brennan, Loreena McKennitt und Co. Und ich dachte nie, daß es eine Singer-Songwriterin gibt, welche die (musikalische) Tradition dieser Celtic-Gaelic-Music fortsetzen kann. Falsch gedacht, hier ist sie. Nennt es von mir aus Kitsch as kitsch can, in diesem Falle stehe ich drüber. Sie war übrigens DIE Stimme bei Michael Flatley’s Lord of the Dance. ;—)

Eric Bibb - Ridin'

Der Wanderer zwischen Folk, klassischem Storyteller und sanftem Bluesman hatte dieses Jahr wieder eine tolle Scheibe für mich am Start. Der Mann hatte und hat eine Message, vielleicht wirkt sie ein wenig wie aus der Zeit gefallen, ist aber gerade heute aktueller denn je.

Tolles Songwriting, tolle Arrangements, ein Album, welches für mich der pure Genuss und auch klanglich ein Ohrenschmeichler ist.

Amos Lee - Honeysuckle Switches: The Songs Of Lucinda Williams

Der Singer-Songwriter mit der butterweichen Blues- und Soulstimme verneigt sich vor der großartigen Lucinda Williams. Wo letztere eine gewisse knarzige Knackigkeit in ihren Songs vereint, fügt Amos Lee die pastellfarbenen Versionen hinzu. Eines der schönsten Tribute-Alben des Jahres, für mich eigentlich DAS schönste.

Bastards Of Soul - Give It Right Back

Zum Schluss tauchen wir tief ab in die guten alte Stax- und Motown-Zeiten. Das gesamte Album tönt echt aus der Zeit gefallen. Die Bastarde (die eigentlich gar keine sind) stammen aus Texas und frönen einer Musik, die mich schon in den 1970ern (man mag es kaum glauben) als Teenager begeisterte. Als ich sie dieses Jahr entdeckte, war ich sofort (wieder) Feuer und Flamme.


Outlanders - Outlanders

03. November 2023 · Audio · Klaus Seiler · Kein Kommentar

CoverWhat a surprise!

Als ich die ersten Songs hörte, wusste ich wirklich nicht so recht, was ich davon halten sollte. Die ehemalige Nightwish-Sängerin und ein (mir bis heute unbekannter) wohl großer Name im weiten Beritt der sog. EDM bis Chillout-Musik. Zuerst war ich ein wenig an die Musik von Leuten wie Armin Van Buuren oder José Padilla bis Café del Mar (Ibiza-Chillout) erinnert. Es gab da mal eine Zeit, in der ich solche Sachen durchaus gerne hörte, obwohl es sicherlich in der Masse dieser Musik ziemlich viel Schrott gab und gibt.

Als ich dann aber die sog. Gästeliste las und dort Namen von Al Di Meola bis Marty Friedman oder auch Trevor Rabin auftauchten, wurde ich etwas hellhöriger und dachte mir: diese Jungs geben sich sicherlich nicht für irgendwelchen Mist her.

Und jetzt, nach etlichen Turns muss ich einfach sagen: dieses Projekt funktioniert, jedenfalls für meine Ohren. Man hört ohne Zweifel die famose Gitarrenarbeit von Al Di Meola heraus, die berühmten Flitzefinger auf der Akustischen, die er auch im gesetzteren Alter noch drauf hat.

Und die Stimme von Tarja Turunen passt, vor allem auch deshalb, weil sie sich in Sachen Bombaststimme angenehm zurückhält. Und obwohl das Album mehr als 80 Minuten aufweist, kommt bei mir zumindest zu keiner Zeit sowas wie Langeweile oder ein leicht nervöser Skip-Reflex aus, im Gegenteil.

Okay, sowas muss man nicht mögen, aber ich fand eine Stelle auf einer Internet-Seite, auf der man fragte: “ist das jetzt (musikalisch) ein sonniger Tag am Meer oder ein Tag im Fahrstuhl?”. Ich bleibe beim sonnigen Meer und höre entspannt-sphärische Klänge und Beats, tolle Gitarren und eine gechillte Tarja Turunen.


Elida Almeida - Di Londji

09. Oktober 2023 · Audio · Klaus Seiler · Kein Kommentar

CoverElida Almeida wird recht oft als “legitime” Nachfolgerin der von mir sehr verehrten Cesária Évora, der “Königin der Kapverden und des Morna” verstanden. Ein Vergleich, der jedoch ein ganz klein wenig hinkt, denn trotz aller Qualitäten der Frau und des Albums aus 2023 braucht sie noch ein wenig, um in die wirklich großen Fußstapfen der in 2011 verstorbenen Großmeisterin zu treten.

Dennoch, sie gehört zu einer Garde von jungen, aufstrebenden Sängerinnen der Kapverden, die auf diesen Inseln wie auch in Portugal und Spanien fast schon Superstar-Status genießen.

Aber zu dem Album: der Stil nennt sich grob Funaná, ein Genre der Kapverden, welches in aller Regel fröhlich-heiter-beschwingt daherkommt und sehr tanzbar ist. Und da passt die leicht rauchige, ausdrucksstarke Stimme von Elida Almeida wie die berühmte Faust aufs Auge.

Was den Songs auf dem Album in aller Regel fehlt, ist dieser dem Morna eigene Fado-Einschlag, der manche Songs bittersüß-melancholisch klingen lässt und den besagte Cesária Évora wiederum beherrschte wie keine andere.

Aber das muss hier auch keinesfalls sein, denn hier geht es um Fröhlichkeit und Heiterkeit, sozusagen Musik der Kapverden in Pastellfarben, welche Sie bereits auf dem Vorgängeralbum “Gerasonobu” trefflich präsentierte und welches noch eine Spur mehr an “Afro-Vibes” aufwies.

“Di Lonji” war für mich schlicht sowas wie DAS Sommeralbum in diesem Jahr und ein kleines Highlight in meinem Garten der sog. “Weltmusik”.


Amanda Marshall - Heavy Lifting

02. September 2023 · Audio · Klaus Seiler · Kein Kommentar

CoverAmanda Marshall? Da war doch mal was, irgendwann vor langer langer Zeit. Die etwas älteren Leute werden sich noch erinnern können: Mitte der 1990er Jahre mischte eine junge Kanadierin mit rockigen Pop-Songs (“Let It Rain” / “Birmingham”) die Pop-Welt auf. Mit markanten Songs und markanter Stimme. Und genau diese markante Stimme macht das neue Album (nach gut 20 Jahren) nach wenigen Augenblicken schon im Opener klar erkennbar. Zumindest für die Leute, die eben Miss Marshall noch gut kennen.

Das Coverpic mit dem Ghetto-Blaster aus den 1980er Jahren zeigt bereits, wohin die Reise geht: back to the past. Die Produktion ist den “modernen” Pop-Rock-Zeiten etwas angepasst, aber moderat und ohne daß man von “überproduziert” reden könnte. Bei Songs wie “I’m Not Drunk” muss man allerdings ein wenig ausblenden, daß die Frau bereits 51 Lenze zählt. Obwohl der Song nicht schlecht tönt, klingt er ein klein wenig zu sehr nach Shania Twain mit ihrer seltsamen “Forever Young-Attitüde”. Da passt es gut, daß der darauf folgende Song “I Built This House” wieder in rockige Gefilde mit coolem Saxophon driftet.

Insgesamt ein sehr gelungenes Album vor allem für all diejenigen, welche Amanda Marshall schon vor langer Zeit mochten und die von ihr auf eine musikalische Reise zu ihren Wurzeln mitgenommen werden möchten. Schön retro, schön vintage.


Ad Infinitum - Chapter III: Downfall

08. August 2023 · Audio · Klaus Seiler · Kein Kommentar

CoverNoch so ein Power-Metal-Ding, eigentlich gibt es ja schon recht viele (manche würden sagen: genug) davon.

Aber hier bekam ich dann doch spitze Ohren. Nicht nur auf Grund der sehr wandelbaren Stimme der Sängerin, die endlich auch mal nicht diesen symphonischen Grundtenor an den Tag legt, sondern eigentlich glockenklar klingt. Wie man lesen kann, beschäftigt sich die Band thematisch mit dem alten Ägypten, okay, kann man im Kontext der Musik einfach mal so stehenlassen.

Denn instrumental gibt es durchaus ganz leicht arabesk-orientalische Einsprengsel, die aber nur auffallen, wenn man genau hinhört…..bei “Seth” zum Beispiel.

Die Musik hat eigentlich alle Zutaten, die ein gutes Power-Rock-Metal-Album ausmachen. Rockige Gitarren, ein paar Power-Pop-Elemente, eine Prise Goth, wirklich gute Gitarrenriffs und Melissa Bonny darf auch mal zeigen, daß sie auch passabel growlen kann. Wenn dann noch einige orchestrale Passagen mit Wucht und Schmackes aus den Lautsprechern tönen, ist wirklich alles dabei, was in eine solche Mixtur reingehört.

Das Rad des Power-Metal wird sicherlich nicht neu erfunden, aber Ad Infinitum spielen meiner Ansicht nach in der Oberliga. Und das darf dann gerne auch genügen.