Klaus Seiler

Outlanders - Outlanders

03. November 2023 · Audio · Klaus Seiler · Kein Kommentar

CoverWhat a surprise!

Als ich die ersten Songs hörte, wusste ich wirklich nicht so recht, was ich davon halten sollte. Die ehemalige Nightwish-Sängerin und ein (mir bis heute unbekannter) wohl großer Name im weiten Beritt der sog. EDM bis Chillout-Musik. Zuerst war ich ein wenig an die Musik von Leuten wie Armin Van Buuren oder José Padilla bis Café del Mar (Ibiza-Chillout) erinnert. Es gab da mal eine Zeit, in der ich solche Sachen durchaus gerne hörte, obwohl es sicherlich in der Masse dieser Musik ziemlich viel Schrott gab und gibt.

Als ich dann aber die sog. Gästeliste las und dort Namen von Al Di Meola bis Marty Friedman oder auch Trevor Rabin auftauchten, wurde ich etwas hellhöriger und dachte mir: diese Jungs geben sich sicherlich nicht für irgendwelchen Mist her.

Und jetzt, nach etlichen Turns muss ich einfach sagen: dieses Projekt funktioniert, jedenfalls für meine Ohren. Man hört ohne Zweifel die famose Gitarrenarbeit von Al Di Meola heraus, die berühmten Flitzefinger auf der Akustischen, die er auch im gesetzteren Alter noch drauf hat.

Und die Stimme von Tarja Turunen passt, vor allem auch deshalb, weil sie sich in Sachen Bombaststimme angenehm zurückhält. Und obwohl das Album mehr als 80 Minuten aufweist, kommt bei mir zumindest zu keiner Zeit sowas wie Langeweile oder ein leicht nervöser Skip-Reflex aus, im Gegenteil.

Okay, sowas muss man nicht mögen, aber ich fand eine Stelle auf einer Internet-Seite, auf der man fragte: “ist das jetzt (musikalisch) ein sonniger Tag am Meer oder ein Tag im Fahrstuhl?”. Ich bleibe beim sonnigen Meer und höre entspannt-sphärische Klänge und Beats, tolle Gitarren und eine gechillte Tarja Turunen.


Elida Almeida - Di Londji

09. Oktober 2023 · Audio · Klaus Seiler · Kein Kommentar

CoverElida Almeida wird recht oft als “legitime” Nachfolgerin der von mir sehr verehrten Cesária Évora, der “Königin der Kapverden und des Morna” verstanden. Ein Vergleich, der jedoch ein ganz klein wenig hinkt, denn trotz aller Qualitäten der Frau und des Albums aus 2023 braucht sie noch ein wenig, um in die wirklich großen Fußstapfen der in 2011 verstorbenen Großmeisterin zu treten.

Dennoch, sie gehört zu einer Garde von jungen, aufstrebenden Sängerinnen der Kapverden, die auf diesen Inseln wie auch in Portugal und Spanien fast schon Superstar-Status genießen.

Aber zu dem Album: der Stil nennt sich grob Funaná, ein Genre der Kapverden, welches in aller Regel fröhlich-heiter-beschwingt daherkommt und sehr tanzbar ist. Und da passt die leicht rauchige, ausdrucksstarke Stimme von Elida Almeida wie die berühmte Faust aufs Auge.

Was den Songs auf dem Album in aller Regel fehlt, ist dieser dem Morna eigene Fado-Einschlag, der manche Songs bittersüß-melancholisch klingen lässt und den besagte Cesária Évora wiederum beherrschte wie keine andere.

Aber das muss hier auch keinesfalls sein, denn hier geht es um Fröhlichkeit und Heiterkeit, sozusagen Musik der Kapverden in Pastellfarben, welche Sie bereits auf dem Vorgängeralbum “Gerasonobu” trefflich präsentierte und welches noch eine Spur mehr an “Afro-Vibes” aufwies.

“Di Lonji” war für mich schlicht sowas wie DAS Sommeralbum in diesem Jahr und ein kleines Highlight in meinem Garten der sog. “Weltmusik”.


Amanda Marshall - Heavy Lifting

02. September 2023 · Audio · Klaus Seiler · Kein Kommentar

CoverAmanda Marshall? Da war doch mal was, irgendwann vor langer langer Zeit. Die etwas älteren Leute werden sich noch erinnern können: Mitte der 1990er Jahre mischte eine junge Kanadierin mit rockigen Pop-Songs (“Let It Rain” / “Birmingham”) die Pop-Welt auf. Mit markanten Songs und markanter Stimme. Und genau diese markante Stimme macht das neue Album (nach gut 20 Jahren) nach wenigen Augenblicken schon im Opener klar erkennbar. Zumindest für die Leute, die eben Miss Marshall noch gut kennen.

Das Coverpic mit dem Ghetto-Blaster aus den 1980er Jahren zeigt bereits, wohin die Reise geht: back to the past. Die Produktion ist den “modernen” Pop-Rock-Zeiten etwas angepasst, aber moderat und ohne daß man von “überproduziert” reden könnte. Bei Songs wie “I’m Not Drunk” muss man allerdings ein wenig ausblenden, daß die Frau bereits 51 Lenze zählt. Obwohl der Song nicht schlecht tönt, klingt er ein klein wenig zu sehr nach Shania Twain mit ihrer seltsamen “Forever Young-Attitüde”. Da passt es gut, daß der darauf folgende Song “I Built This House” wieder in rockige Gefilde mit coolem Saxophon driftet.

Insgesamt ein sehr gelungenes Album vor allem für all diejenigen, welche Amanda Marshall schon vor langer Zeit mochten und die von ihr auf eine musikalische Reise zu ihren Wurzeln mitgenommen werden möchten. Schön retro, schön vintage.


Ad Infinitum - Chapter III: Downfall

08. August 2023 · Audio · Klaus Seiler · Kein Kommentar

CoverNoch so ein Power-Metal-Ding, eigentlich gibt es ja schon recht viele (manche würden sagen: genug) davon.

Aber hier bekam ich dann doch spitze Ohren. Nicht nur auf Grund der sehr wandelbaren Stimme der Sängerin, die endlich auch mal nicht diesen symphonischen Grundtenor an den Tag legt, sondern eigentlich glockenklar klingt. Wie man lesen kann, beschäftigt sich die Band thematisch mit dem alten Ägypten, okay, kann man im Kontext der Musik einfach mal so stehenlassen.

Denn instrumental gibt es durchaus ganz leicht arabesk-orientalische Einsprengsel, die aber nur auffallen, wenn man genau hinhört…..bei “Seth” zum Beispiel.

Die Musik hat eigentlich alle Zutaten, die ein gutes Power-Rock-Metal-Album ausmachen. Rockige Gitarren, ein paar Power-Pop-Elemente, eine Prise Goth, wirklich gute Gitarrenriffs und Melissa Bonny darf auch mal zeigen, daß sie auch passabel growlen kann. Wenn dann noch einige orchestrale Passagen mit Wucht und Schmackes aus den Lautsprechern tönen, ist wirklich alles dabei, was in eine solche Mixtur reingehört.

Das Rad des Power-Metal wird sicherlich nicht neu erfunden, aber Ad Infinitum spielen meiner Ansicht nach in der Oberliga. Und das darf dann gerne auch genügen.


Shemekia Copeland - Done Come So Far

10. Februar 2023 · Audio · Klaus Seiler · Kein Kommentar

Shemekia Copeland, in unseren Breiten so gut wie unbekannt, in den USA ist sie auf bestem Wege, eine der ganz großen Hausnummern im Blues zu werden. Sie steht mittlerweile nach meiner Ansicht z.B. einer Koko Taylor in Nichts nach und hat bereits mit Genre-Größen wie B.B. King oder Dr. John gearbeitet, dazu kommen einige renommierte Awards im Blues-Bereich. Und ist übrigens die Tochter des großen Johnny Copeland.

Aber zum Album: die Vocals sind energetisch, Shemekia Copeland hat Blues & Soul schlicht in den Genen, im Blut, in den Venen und überhaupt. Einer der Glanzpunkte des Albums ist der Gospel “Gullah Geechee”. Sie zeigt, daß sie -nur mit Banjo und kleinem Chorus begleitet- einen solchen Song ganz locker alleine tragen kann, besser geht es kaum.

Ein Gast namens Sonny Landreth darf natürlich auch nicht fehlen und veredelt den urigen Swamp-Blues “Done Come Too Far” bei mir zumindest in Richtung Gänsehaut. Ein ganz starker Song, ohne Zweifel. Wenn es dann noch ein astreines Stück Zydeco sein darf: “Fried Catfish And Bibles” tönt so, wie man sich die Musik etwas später am Abend in einem Club des French Quarter vorstellt…..und zwar auch noch abseits der dort üblichen Klischees.

Summa summarum: für Blues-Fans eine ganz dicke Empfehlung.