Highschool at it's worst ...

21. Februar 2005 · IMHO · andreas · Kein Kommentar

napolaEs passiert nicht oft, dass ich schon im Kino den Besuch eines Filmes bereue – aber ab und an kann man es leider doch nicht verhindern. “Napola” ist so ein Fall …

Da sind zum einen die ganzen Klischees, die munter und ohne Rücksicht auf die Zuschauer aufgewärmt werden: was den Vätern an Verständnis für den Nachwuchs fehlt, haben die guten Mütter dafür gleich doppelt; natürlich gibt’s einen Oberstufler, der nichts besseres zu tun hat, als die unteren Jahrgänge nach allen Regeln der Kunst zu schickanieren; es gibt den Literaten, dessen Eltern lieber einen harten Jungen statt einem Dichter und Denker hätten; es gibt den Ausbilder, der an einer Überdosis Full Metal Jacket krankt; es gibt den Boxlehrer, der mit seinem Schützling gerne das erreichen würde, was er wohl nicht erreich hat; … ; und es gibt mal wieder Justus von Dohnanyi, nach dessen Auftauchen man sich wenigstens nicht mehr zu fragen braucht, wer eigentlich der Oberbösewicht sein soll.

Zum Anderen ist da die absolute Vorhersehbarkeit der Handlung, die leider schon von vornherein darauf verzichtet, so was wie Spannung oder Überraschung auch nur im Ansatz aufkommen zu lassen, ganz im Gegenteil – in der Regel weiß der Zuschauer schon vorher, was als nächstes passieren wird: beim ersten Boxkampf ist klar: der Gegner wird irgendwo wieder auftauchen; beim Handgranatenweitwurf kommt die Frage “ob” erst gar nicht auf, sie reduziert sich eher auf ein “wer” (was eigentlich auch klar ist) und “wie”; der nächtliche Ausflug wird einigen die Augen öffnen; …; und auch beim Anblick der Gruppe am Eisloch denkt man nur noch “Tschüss Albrecht”.

Auch filmisch ist bei “Napola” nicht viel Interessantes zu sehen, zu sehr orientiert sich das Team an irgendwelchen Hollywood-Klischees, statt eine eigene Bildsprache zu sprechen. Das meiste davon lässt sich glücklicherweise problemlos ignorieren, aber bei zwei der drei Sterbeszenen fühlt man sich unweigerlich an die schlechtesten Momente von “Windtalkers” erinnert.

Der historische Aspekt des Films, die bisher noch nicht allzu oft thematisierten “Nationalsozialistischen Erziehungsanstalten” sind dabei fast beliebig austauschbare Deko, vor dem die Handlung spielt – und nicht der eigentliche Schwerpunkt, wie die Werbung suggerieren will.

Wenn ich einen schlechten Highschool-Film sehen will, dann leihe ich mir lieber einen der ollen Kamellen mit Corey Haim aus, statt mich im Kino über schlecht nachgemachtes Hollywood zu ärgern.


Jetzt schlägt's XIII

9. Februar 2005 · Spiele · andreas · Kein Kommentar

xiiiÜberall hochgelobt, hat mich das Teil ziemlich enttäuscht. Die Graphik ist zwar stimmig und klasse (wenn auch etwas detailarm), aber die Minuspunkte überwiegen:

  • Speichersystem: Schade, daß man nicht einfach speichern kann, wenn man möchte. Das Telefon klingelt oder man muß los und kann sich schon drauf freuen, die soeben gespielten Minuten nochmal spielen zu “dürfen”. Ich bin mal gespannt, wann eine Textverarbeitung kommt, bei der man auch nur nach jeder fertigen Seite speichern darf …

  • Gegner: eindeutig zu wenige Arten, die sich zu oft wiederholten. Ich konnte irgendwann “Alert” rufende Glatzköpfe nicht mehr sehen.

  • Ausrüstung: es mag dem Spieledesigner ja hilfreich sein, wenn er genau weiß, mit welcher Ausrüstung der Spieler am Levelanfang steht - aber ich fand einen Ausrüstungsreset als durchgängiges Spielprinzip extrem bescheiden. Bei einigen Levelwechsel wird dieser Punkt durch die Storyline noch logisch kaschiert, meist ist es “halt einfach so”.
    Beispiel gefällig? Man wird mit einem Hubschrauber aufgesammelt und hat jede Menge tolle Ausrüstung. Ein paar Kilometer weiter / Minuten später wird man mit anderer - und deutlich schlechterer Ausrüstung wieder abgesetzt. In dem konkreten Fall waren meine sorgsam aufgesparten Pfeile nach dem Aussteigen aus dem Heli plötzlich nicht mehr zu haben und dafür eine noch nie gesehene doppelläufige Schrotflinte.

  • Schlecht ausgetetstete Stellen: keine Ahnung, wie oft mich die Cops in der Irrenanstalt auf der Treppe zusammengeschlagen haben - bis ich endlich durch Trial und Error richtig stand. In der Regel ist man dem vorderen nämlich zu schnell und dem hinteren zu langsam.

Alles in allem - seit langem mal wieder ein Spiel, dessen Demo mich zum Kauf animiert hat und das ich dann doch nicht durchgespielt sondern lieber wieder verkauft habe.


The History of Iron Maiden Part 1: The Early Days

11. Januar 2005 · Video · andreas · Kein Kommentar

im-thoimp1tedZu einer besonders intensiven Geschichtsreise laden Iron Maiden mit der DVD “The Early Days” ein. Verteilt auf zwei Datenträger wurde alles aus den Gründerjahren der Band gesammelt, was irgendwie für einen DVD-Release verwertbar schien.

DVD 1 beherbergt mit insgesamt drei Livekonzerten den eher livehaftigen Teil, während es auf der zweiten DVD zusätzlich noch einiges an Dokumentationen und Extras zu entdecken gibt. Allen Inhalten gemeinsam ist, daß sie entweder bisher noch nicht auf DVD erhältlich waren oder extra für diese Veröffentlichung zusammengestellt wurden.

Als erstes Konzert findet sich “Live At The Rainbow” (1981), eines der ersten Konzertvideos überhaupt. Auf den sieben Tracks präsentieren Iron Maiden mit dem damaligen Sänger Paul Di’Anno Songs ihrer ersten beiden Alben und man bekommt einen guten Eindruck davon, warum die Band damals dermaßen durchgestartet ist. Gleichzeitig wird aber auch deutlich, daß ein Sängerwechsel wohl unumgänglich war – Paul Di’Anno ist einfach nicht DER Frontman, den eine Band braucht, um ganz nach oben zu kommen.

Das zweite Konzert wurde rund eineinhalb Jahre später am Ende der “The Number Of the Beast”-Tour mitgeschnitten und war bisher offiziell nicht erhältlich, da die Bildqualität damals nach Sichtung als zu schlecht eingestuft wurde. So handelt es sich bei dem hier vorliegenden Material auch nicht um die komplette Show sondern nur um ein 45-minütiges “Best Of”, bei dem versucht wurde, mit digitalen Mitteln zu retten, was sich retten ließ. Dies ist auch gar nicht so schlecht gelungen – sieht man davon ab, daß große Teile der Aufnahmen noch immer viel zu dunkel sind. Aus historischer Sicht ist das Konzert auf jeden Fall sehenswert, gibt es hier mit Bruce Dickinson und Clive Burr eine Besetzung zu bewundern, die ansonsten nie live verewigt wurde. Und auch die Tracklist hält einige Besonderheiten bereit: “Murders In The Rue Morgue”, ein später nicht mehr allzu oft gespielter Track von “Killers” und “Total Eclipse”, eine Single-B-Seite. Sehenswert sind auch die für damalige Verhältnisse spärlich bekleidete Tänzerin, die sich bei “22 Acacia Avenue” über die Bühne räkelt sowie die Faschings-Teufelchen, die man schon vom “The Number Of The Beast”-Videoclip kennt.

Weiter geht es mit “Live At Dortmund”, das vom ZDF(!) auf der “World Piece Tour” 1983 mitgeschnitten und europaweit ausgestrahlt (!!) wurde. Das Material hat im Vergleich zum vorhergehenden Mitschnitt durchaus gute bis sehr gute Qualität, ist aber leider ebenfalls nicht vollständig. Es fehlt der Song “Iron Maiden”, währenddessen die Band ihr Maskottchen Eddie fachgerecht zerlegte. Den öffentlich-rechtlich Verantwortlichen war dies aber doch zu heavy, weshalb der Song nicht mit ausgestrahlt wurde.

Auf der zweiten DVD gibt es dann deutlich weniger livehaftiges: den Anfang macht die ca. 90 minütige Dokumentation “The Early Days”, die nicht nur die Band Iron Maiden sondern auch verschiedene Winkel ihrer Vorgeschichte beleuchtet. Der Fokus liegt hierbei auf Steve Harris, aber auch fast alle anderen Ex- und Mitglieder kommen zu Wort. Ebenfalls wurden einige Personen aus dem Umfeld vor die Kamera gezerrt, neben den Managern Rod Smallwood und Andy Taylor sind dies zum Beispiel Produzent Martin Birch und einige in verschiedenen Teilen der Welt Verantwortliche der EMI. Etwas aus dem Rahmen fällt der Schnippsel über Coverguru Derek Riggs, er scheint auf Grund der Ton- und Bildqualität eher aus einem alten Video zu stammen denn wie der Rest extra für diese Doku neu aufgezeichnet worden zu sein.

Als absolut kultverdächtig entpuppt sich die Reportage “20Th Century Box”, eine 1980 für das Britishe TV gedrehte Dokumentation über Metal im Allgemeinen und Iron Maiden im Besonderen. Sie beginnt relativ harmlos, aber spätestens beim Thema “profiambitionierte Holzgitarrennachbauer” kann man sich zumindest aus heutiger Sicht ein breites Grinsen nicht verkneifen.

Es folgt der letzte Konzertmitschnitt: “Live At The Ruskin” – die wohl älteste auf Video festgehaltene Iron Maiden-Show. Am Tag der Veröffentlichung ihres Debutalbums spielte die Band einen Dankeschön-Gig für ihre treu(est)en Anhänger im Ruskin Arms in London, der damals von einem Besucher mit einer Videokamera festgehalten wurde. Historisch besonders wertvoll wenn auch akustisch und optisch nicht gerade ein Hochgenuß!

Als wäre das alles nicht genug, folgt die Bonussektion mit Promovideos, Fernsehauftritten (auch das ZDF wurde bedacht), Photogallerien und einigem mehr. Bei dem Mehr kann man aber wirklich nur von Dreingabe reden – so nett die Idee auch ist, die Tourbücher mit auf die DVD zu bannen - am Bildschirm will und kann man die sowieso nicht lesen.

Genug der Lobhudelei – wo bleibt der zweite Teil?


Marillion - Marbles on the Road

30. Dezember 2004 · Video · andreas · Kein Kommentar

marillion-motrHörbücher auf CD sind zur Zeit groß in Mode – egal, ob Bohlen’s Dieter aus seinen (durchaus humoristischen) Erlebnissen liest, Michaela Schaffrath uns wissen lässt, dass sie mal Gina Wild war oder der Bestseller “Illuminati” von David Brown für die Lesefaulen aufbereitet wird – überall und (fast) an jeder Ecke finden sich entsprechende Angebote.

Was das mit “Marbles On The Road” zu tun hat? Nicht viel, außer der Tatsache, daß die DVD auch mehr ein Hör- denn ein Sehgenuss ist. Keine Ahnung, warum man neuerdings meint, die Anzahl der Kameras stünde in irgendeiner direkten Beziehung zur Bildqualität – lieber nur zwei Kameras, die auch ein ordentliches Bild liefern, als die 15, die zur Aufzeichnung von “Marbles On The Road” verwendet wurden. Schon bei den Photos im Booklet wird deutlich, wo das Problem liegt: sobald die Bühne in blaues oder violettes Licht getaucht wird, “saufen” alle Details einfach in einem Farbensumpf ab, ein Effekt, an den sich wohl mancher VHS-Veteran noch erinnert. Nur bei genügend weißem Licht wird das Bild detailreicher und nähert sich der Qualität, die man von einer aktuellen DVD-Produktion eigentlich erwarten dürfte.

Im krassen Gegensatz zum optischen Desaster steht die Tonspur der DVD, denn hier gibt es nichts zu meckern, sondern Lob pur. Der Sound ist klar und exzellent abgemischt und auch die hinteren Lautsprecher werden sinnvoll eingesetzt.

Das Konzert selbst, mitgefilmt im Londoner Astoria, ist in zwei Teile gegliedert: im ersten Teil wird “Marbles” als Komplettwerk zelebriert, während im zweiten Teil auch ältere Stücke zum Zuge kommen. Der Focus liegt hierbei eindeutig auf der Wirkung der Musik, auf optischen Schnickschnack wird weitestgehend verzichtet. Auch Material aus der “Fish”-Ära wird dankenswerterweise ausgelassen, die Mannen um Sänger Steve Hogarth beschränken sich auf die für ihn und seine Stimme geschriebenen Stücke.

Als Bonus finden sich das “Marbles” Electronic Press Kit sowie die Videoclips zu “You’re Gone” und “Don’t Hurt Yourself” – nette Dreingaben also, die zwar die DVD aufwerten aber sicherlich für sich alleine keinen Kaufanreiz darstellen.


Evanescence – Anywhere But Home

30. Dezember 2004 · Audio · andreas · Kein Kommentar

Die Enttäuschung 2004 flatterte noch kurz vor Ende des Jahres ins Haus: die Livescheibe “Anywhere But Home” von Evanescence. Konnte die Band mit Ihrem Debutalbum “Fallen” auf ganzer Linie überzeugen, ist “Anywhere But Home” ein Indiz, daß wohl ein nicht unbeträchtlicher Teil der Überzeugungskraft hauptsächlich modernster Studiotechnik zu verdanken ist.

Das Konzert wurde am 17. Oktober im Zenith in Paris mitgeschnitten und offenbart vor allem einen Schwachpunkt: den Gesang. Im Studio mit verschiedensten Effekten und Schnickschnack aufgepeppt und abwechslungsreich gestaltet, bleibt live nicht mehr viel faszinierendes übrig. Jeder Song klingt wie jeder andere und es geht schnell der Überblick verloren, ob man beim zweiten, dritten oder doch vielleicht schon beim sechsten Song angekommen ist.

Im Doppelpack gibt’s zur CD eine DVD, auf die das Konzert, mitgefilmt von Hamish Hamilton (u.a. Rammstein “Live Aus Berlin”), gepackt wurde. Und auch hier will keine rechte Freude aufkommen. Zwar wurde durchaus ein hoher technischer Aufwand betrieben, aber die DVD schafft es nicht, richtiges Live-Feeling zu transportieren.

Als Bonus gibt’s dann noch ein paar groß beworbene unveröffentlichte Tracks – eine Unsitte, die leider (wieder) immer mehr in Mode kommt.

Schwach (03/20)