Es ist gut und lobenswert, wenn sich Medien, die sich normalerweise mit einem breiten Spektrum an Themen beschäftigen (und somit auch eine breite Leserschaft haben) auch Technik-Themen in ihre Veröffentlichungen aufnehmen - so kann auch unter einer vielleicht nicht unbedingt technikaffinen Leserschaft die Aufmerksamkeit auf bestimmte Themen gelenkt werden.
Dies hat Spiegel Online mit dem Artikel “Vorsicht, Schnäppchenhandy” probiert und sich dabei zielsicher eines der denkbar schlechtesten Beispiele ausgesucht: das HTC Tablet Nexus 9.
Der Einleitungstext erklärt:
Elektromärkte werben mit Sonderpreisen für Handys und Tablets. Was sie verschweigen: Viele Geräte sind Hackerangriffen schutzlos ausgeliefert. Was hilft?
und begründet das Beispiel mit
Ab November stellt Google gar keine Sicherheitsupdates mehr für das Gerät zur Verfügung. … Versionsupdates des Betriebssystems Android gibt es für das Modell schon seit Oktober 2016 nicht mehr.
Die (eigentlich nicht vorhandene) Update-Politik vieler Hersteller ist ein Graus: solange es sich nicht gerade um Top-Modelle handelt, bekommen viele Geräte so gut wie nie ein Update oder wenn, dann nur extrem unregelmäig.
Dabei sind die oben angesprochenen Versionsupdates zwar für das Marketing gut und wichtig, für die eigentlich im Spiegel-Online-Artikel angesprochenen Sicherheitsprobleme sind Sicherheitsupdates deutlich relevanter. Dies ist analog zu z.B. Windows-PCs, wo die aktuelle Betriebssystemversion bereits seit über einem Jahr “Windows 10” heißt, das noch vielfach eingesetzte Windows 7 aber trotzdem noch bis 2020 mit Sicherheitsupdates versorgt wird.
Genau an dieser Stelle ist das von HTC hergestellte und von Google mit naktem Android ausgestattete Nexus 9 als schlechtes Beispiel nur bedingt geeignet, denn für das Tablet sind zum Zeitpunkt des Artikels (29. Oktober 2017) die aktuellsten, für Android erhältlichen Sicherheitsupdates (Patchlevel 05. Oktober 2017) verfügbar.
Vergleicht man das mit einem ebenfalls im Haushalt vorhandenen Samsung Galaxy Tab A T580 stellt man fest, daß dieses aktuelle Tablet auf dem Patch-Stand “1. August 2017” ist, also dem aktuellen Stand zwei Monate hinterherhinkt.
Dies soll nicht heißen, daß es heute noch sinnvoll wäre, ein neues Nexus 9 zu kaufen, denn das Supportende ist entweder nah oder da, aber mit dem aktuellen Patch-Stand ist das Nexus 9 zumindest besser aufgestellt, als ein Großteil der als brandneu verkauften Geräte, bei denen ungewiss ist und bleibt, ob und wann sie eventuell ein Update erhalten.
Für die Besitzer eines Nexus 9 bleibt, sollte ab nächstem Monat tatsächlich kein Sicherheitsupdate mehr erscheinen, ein Ausweg: der Umstieg auf ein Custom Rom wie z.B. Lineage OS, mit dem auch ein inzwischen zwei Jahre aus der offiziellen Wartung gefallenens Nexus 4 mit Android 7.1.2 inklusive aktuellsten Sicherheitsupdates versorgt wird.