Rock Hard Festival 2005

28. Mai 2005 · Konzerte · andreas · Kein Kommentar

Pretty Maids

Pretty MaidsUm die Pretty Maids war es in den letzten Monaten relativ ruhig geworden. Nach der gelungenen “Planet Panic”-Scheibe nebst zugehöriger Tour gab es 2003 mit “Alive At Least” eine livehaftige Konserve bevor man sich anschließend eine Auszeit nahm.

Unter diesen Vorbedingungen schienen die Weichen für einen erfolgreichen Festivalgig richtig gestellt: eine Band, die frisch, unverbraucht und ohne Tourstreß auf die Bühne kommt und dort statt für ein aktuelles Studioalbum (Zwangs-) Promotion zu betreiben ein “Best Of”-Feuerwerk abfeuert.

Und so enttäuschten die Pretty Maids auch nicht – die Setlist war gut gemischt und enthielt neben Songs neueren Datums wie “Planet Panic” auch fast alle Hits der Vergangenheit, zum Beispiel “Yellow Rain” und “Red Hot and Heavy”. Die Band, bei der vor allem auffiel, daß Ken Hammer wieder deutlich gesünder und schlanker aussah als noch bei der letzten Tour, konnte ebenfalls mit ihrer Performance überzeugen – von mangelnder Berufspraxis keine Spur.

So positiv der Gesamteindruck, gab es doch ein paar nervige Details: zum einen die zahlreichen Mitsingspielchen von Frontman Ronnie Atkins, von denen sicherlich eines gereicht hätte – zum anderen hätte die Band statt fünf Minuten vor dem offiziellen Ende ihrer Spielzeit einfach von der Bühne zu verschwinden auch locker noch einen Song drauflegen können.

Masterplan

MasterplanZu Masterplan habe ich ein gespaltenes Verhältnis, ähnlich wie zu SAXON: live höre ich mir beide Bands gerne an, aber eine Konserve würde ich mir nicht unbedingt zulegen.

Daß Masterplan sogar “ganz da oben” einen großen Fan haben müssen, wurde zu Beginn des Gigs offensichtlich während die meisten anderen Bands des Tages trübes bis durchschnittliches Wetter vorweisen konnten, gab’s bei Masterplan Sonnenschein satt.

Die Band um die Ex-Kürbisköpfe Roland Grapow und Uli Kusch zeigte sich passend zum Wetter in strahlender Spiellaune und mehr als einmal durfte man einen wild neben seinem Instrument posenden und bangenden Keyboarder Axel Mackenrott bewundern.

Appropos Posen: noch etwas an seiner Stageperformance arbeiten sollte Sänger Jorn Lande. Während es an seiner gesanglichen Leistung nichts zum Mäkeln gab, schien sein Repertoire an Standardposen und Standardmimik recht schnell erschöpft.

Overkill

OverkillEntweder hatte jemand den Jungs von Overkill vor dem Gig ernsthaft ins Gewissen geredet oder sie sind von selbst drauf gekommen, gehörten Overkill (oder besser deren Setlist mit “einmal die aktuelle Scheibe rauf und wieder runter”) auf dem Bang Your Head 2003 zu meinen persönlichen Enttäuschungen.

Diesmal war alles anders und die Jungs um Sänger Bobby Ellsworth und Basser D.D. Verni feuerten von der ersten Sekunde an ein Hit-Feuerwerk in die Menge, mit dem auch der Nicht-Overkill-Fan bzw. Gelegenheitshörer was anfangen konnte.

Mittendrin gab’s dann noch Götz Kühnemund und den Präsidenten der deutschen Skull Crushers (Overkill-Fanclub) auf der Bühne, die einem sichtlich gerührten Bobby Ellsworth ein Präsent zum 20-jährigen Bandbestehen überreichten. So macht feiern Spaß!

Accept

AcceptDem Auftritt von Accept sah ich mit eher gemischten Gefühlen entgegen, hatte ich doch die Show in Heilbronn bei der letzten Jubiläums-Abschiedstour in alles anderer als guter Erinnerung. Doch diesmal standen die Vorzeichen anders: statt einer Band, die gerade dabei war, sich komplett zu zerstreiten und deshalb das Ende mit Schrecken dem Schrecken ohne Ende vorzog gab es eine Hand voll Musiker, die sich nur für ein paar Festivalgigs ihren Fans zuliebe noch einmal zusammengefunden hat.

Genau hier lag dann aber auch der Hauptkritikpunkt des Abends: die Akteure standen nicht miteinander auf der Bühne, weil sie miteinander auf der Bühne stehen wollen, sondern um “Leuten von Außen” einen Gefallen zu tun. Und so werkelte meist jeder vor sich hin, ohne daß ein “Wir”-Gefühl zu erkennen war. Wer Udo Dirkschneider zusammen mit (s)einem anderen Ex-Accept-Kollegen Stefan Kaufmann gesehen hat weiß, daß dies auch anders aussehen kann.

Überhaupt war Udo sicht- und hörbar der routinierteste Musiker auf der Bühne, hat er sich im Gegensatz zu seinen Mitstreitern auch nicht zumindest zeitweise aus dem Business verabschiedet sondern spielt mit seiner eigenen Band U.D.O. regelmäßig einen Teil der Accept-Klassiker als eine Art offizieller Nachlaßverwalter.

An der Setlist – schon Wochen vor dem Konzert Dank Internet von anderen Shows bekannt – gab es hingegen wenig bis nichts zu meckern: 80’s pur - alle Songs stammen aus der Prä-Reece-Ära mit deutlichem Schwerpunkt auf den ersten Alben, die Reunionsphase wurde komplett außen vor gelassen.

Obwohl der Sound zeitweise übersteuert und leider nicht ganz so brillant wie noch bei Sentenced war, gingen die Ränge von den ersten Sekunden von “Starlight” an mit und feierten die Band, die den Vorhang dann auch nicht am Ende der regulären Spielzeit fallen lies, sondern nochmal rund 20 Minuten draufpackte. Ein würdiger Abschied!