CD

Steve Hackett - Surrender Of Silence

11. November 2021 · Audio · Klaus Seiler · Kein Kommentar

Steve Hackett ist so ziemlich der einzige aus der alten Genesis-Garde, der über die Jahrzehnte nicht nur in Bezug auf seine Solo-Werke ziemlich produktiv war, sondern auch mit seinen Ausflügen in diverse Genres (insbesondere auch in die sog. “Weltmusik”) für etliche Aha-Erlebnisse sorgen konnte. Seit dem Vorgänger-Album (“Under A Mediterranean Sky”) habe ich ihn wieder richtig im Fokus.

War besagter Vorgänger ein kompositorisch wirklich feines Werk mit durchgehend akustischer Gitarre und teils barocken Anleihen, ist dieses zweite Album innerhalb eines Jahres eine Art von großorchestraler Werkschau. Eine Symbiose aus Prog-Rock und Classic, garniert mit kongenialen Mitstreitern, welche ganz offenbar alle eine Menge Spass an der Sache haben.

Dabei werden selbst 8-Minüter wie “Shanghai To Samarkand” mit diesem herrlich orientalischen Schlag niemals auch nur im Ansatz langweilig. Der feinen Instrumentierung und hier insbesondere den flirrenden Gitarren sei es gedankt, ein ganz herrlicher Song, der für manche Überraschung sorgt.
Ich kenne derzeit keinen Protagonisten aus der alten Prog-Garde, der so wunderbar die Genres miteinander verknüpfen kann, ohne dass es auch nur im Ansatz nach einer gewissen Anbiederung im Sinne von “ich zeige euch jetzt mal, was man so alles miteinander verwurschteln kann” anhört.

Mir macht das Album einen riesigen Spaß, es ist eines von der Sorte, die ich zweimal hintereinander hören könnte und dabei immer wieder neues Schlenker und Überraschungen entdecke. Von daher ist es auf jeden Fall in meinen Top 10 für dieses Jahr.

Meine beiden Lieblinge auf dem Album: “Shanghai to Samarkand” und “The Devil’s Cathedral


Brandi Carlile - In These Silent Days

3. November 2021 · Audio · Klaus Seiler · Kein Kommentar

In unseren Breiten kennt man Brandi Carlile kaum, am ehesten dürfte sie Fans der Serie “Grey´s Anatomy” bekannt sein, in den ersten Staffeln steuerte sie etliche Songs bei. Dazu ist sie mehrfache Grammy-Preisträgerin, was auch nicht unbedingt gegen sie spricht. Country-Fans wissen, dass sie Mitglied einer 2019 gegründeten sog. “Country-Supergroup” namens The Highwomen ist. Ganz nebenbei: die vier Damen sind richtig gut, wenn man diesen mehrstimmigen, von leichtem Roots-Feeling durchzogenen Countrysound mag.

Solo ist Miss Carlile eher auf folk-rockigen Pfaden unterwegs, mit einem guten Schuss “Americana”, ein paar Anklänge an Csny und einem musikalisch durchaus raushörbaren Faible für Joni Mitchel. Man könnte sagen: so wenig Country wie möglich, so viel Americana-Folk-Rock wie nötig.

Stimmlich hat sie Power, Körper mit ab und an ganz leichtem Tremolo zu bieten, hat allerdings auch die leisen Töne drauf, dabei jederzeit viel Gefühl in den Stimmbändern (“When You´re Wrong”). Gegen Ende des Albums legt sie nochmal richtig zu, was sich in dem sich ziemlich eruptiv aufbauenden Song wie “Sinners, Saints and Fools” zeigt, eine meiner Lieblingsstücke auf dem Album. Insgesamt ein Album, welches man vielleicht in der Summe als sehr geschmackvoll und weitestgehend befreit von den üblichen Country-Klischees bezeichnen könnte.

Das Ergebnis der Produktion empfinde ich -am Rande bemerkt- als klangliche Oberklasse. Es scheint, als wäre hier weitestgehend analoge Aufnahmetechnik am Werk gewesen, das gesamte Album klingt immer nach einer ordentlichen Portion “Vintage”.

Als Hörpoben empfehle ich meine zwei Lieblinge des Albums “When You’re Wrong” und “Sinners, Saints and Fools


Imagine Dragons - Origins

10. August 2021 · Audio · andreas · Kein Kommentar

Eigentlich höre ich mir Alben gerne vor dem Kauf an, aber nach dem Motto “Was kann man für wenige Euro schon falsch machen?” wurde “Origins” von Imagine Dragons spontan beim Einkauf mitgenommen.

Während Bandname und Cover auch zu einer typischen Prog-Platte passen könnten, macht der Blick auf die Rückseite des Albums klar, daß es bei Imagine Dragons deutlich geradeliniger und moderner zugeht. Mit “Natural” eröffnet der stärkste Track das Album, bevor es bereits beim zweiten Song “Boomerang” langsam nervig wird und man verzweifelt versucht, Blümchen (“Wie ein Bum-bum-bum-bum-bumerang …”) wieder aus der Gedankenwelt zu verbannen. Leider klingen viele der Songs austauschbar und beliebig, so daß im Laufe des Albums die Orientierung immer mehr verloren geht.

Lediglich mit “West Coast” gibt es nochmal einen Höhepunkt nahe der Albummitte, bevor es im letzten Drittel so richtig bergab geht und jeder der abschließenden Songs auch beim nächsten Eurvision Song Contest von der Bühne schallen könnte. Der Schlußsong “Love” ist nicht nur musikalisch belanglos, die platte Message “All around the world - we are one” würde auch textlich hervorragend in den Wettbewerb passen. Es hat wohl seinen Grund, daß im Booklet vorsichtshalber keine Texte abgedruckt wurden.


Streaming vs Albumkauf

12. Juni 2021 · IMHO · andreas · 1 Kommentar

In einem Interview hat Michael Kiske eigentlich genau meine Einstellung zum Streamen und Albumkauf auf den Punkt gebracht:

I have Spotify, and I pay for Spotify, but only to discover music. And if I like something, I look if there’s a CD, and then I buy the CD, because I wanna have it; I wanna own it. [Quelle]

Genau so geht es mir auch. Ob Spotify oder andere Anbieter ist natürlich egal - aber ich setze gerne auf Streaming-Dienste, um mir ein Album vor dem Kauf erst einmal anzuhören. Sofern es gefällt und wird dann die passende Scheibe für die heimische Sammlung gekauft. Es ist eben doch ein Unterschied, ein Album oder Booklet in Händen zu halten statt nur auf dem Bildschirm über ein PDF zu scrollen.

Dabei sind mir schon mehrfach Frontiers Records unangenehm aufgefallen, weil “ältere” Alben wie z.B. BEYOND THE BRIDGEs “The Old Man and the Spirit” von 2012 offensichtlich nicht nachgepresst werden und entweder nur noch zu überzogenen Preisen oder als lizenzierter Import erhältlich sind.


Lionheart - Hot Tonight

7. Mai 2021 · Audio · andreas · Kein Kommentar

CoverRund vier Jahre nach seinem Ausscheiden bei IRON MAIDEN meldete sich Dennis Stratton 1984 mit Lionhearts “Hot Tonight” musikalisch zurück, bevor wieder Funkstille einkehrte. Er war zwar in anderen Bands und Projekten aktiv, aber es dauerte nach der Veröffentlichung weitere 33 Jahre, bevor Lionheart mit “Second Nature” wieder aus der Versenkung auftauchten.

Der Opener “Wait For The Night” beginnt mit typischem 80’s Keyboardintro und sowohl die Instrumentierung als auch die Melodien machen Lust auf zusätzliche Runden im CD-Player. Musikalisch wird alles geboten, was man in der damaligen Zeit erwarten konnte: viel Keyboard, Chöre, Saxophon, nicht zu harte Gitarren und noch viel mehr Herzschmerz.

Erschreckend hingegen sind aber die (aus heutiger Sicht?) überwiegend mehr als peinlichen Texte. Spätestens beim Titelsong “Hot Tonight” setzt beim Hörer ein Fremdschäm-Effekt ein, der auch beim darauffolgenden “Die For Love” dank lyrischer Ergüsse wie “Tonight we gonna make it to heaven, babe, just take me, I’m yours” nicht wieder verschwindet.

Mitten auf das Album hat sich mit “Nightmare” dann noch ein Gillan-Cover verirrt, das sich in der dargebotenen Form zwar nahtlos in den Rest des Albums einfügt, mit dem Original aber nicht mithalten kann.

Es ist schwer, “Hot Tonight” im Rückspiegel fair zu betrachten. Das Album hat im Laufe der Jahrzehnte wahrscheinlich einiges an Reiz und Magie verloren und dürfte wohl hauptsächlich für Komplettisten oder Hörer interessant sein, welche die darauf enthaltenen Songs bereits in den 80’ern kennen und lieben gelernt haben.