Perl

Portable Perl-Skripte unter Windows

15. Dezember 2024 · Programmierung · andreas · Kein Kommentar

Um ein Perl-Skript portabel zu machen, muß zusammen mit dem Skript auch die Perl Laufzeitumgebung sowie die benötigten Bibliotheken ausgeliefert werden.

Befragt man die Suchmaschine der Wahl, landet man meist bei der Empfehlung, einen Perl-Packer zu nehmen, von denen es im CPAN zwei Stück gibt: PAR-Packer und perlcc, wobei von der Verwendung von perlcc im produktiven Umfeld ganz klar abgeraten wird: “Use for production purposes is strongly discouraged.”.

Mit pp gibt es ein eigenes Skript, auf Basis von PAR ausführbare Dateien erzeugt und ein Skript mitsamt aller benötigter Bibliotheken in einer einzelnen .EXE-Datei verpackt.

Das Packen ist recht flexibel und schnell erledigt, die einzelnen Optionen können in der Dokumentation nachgeschlagen werden.

pp -o test.exe --gui --addfile=test.ini --addfile=test.ico test.pl -T test

Wer noch gerne ein schöne(re)s Icon für die erzeugte .EXE-Datei verwenden möchte, kann dies mit einem Einzeler hinzufügen:

perl -e "use Win32::Exe; $exe = Win32::Exe->new('test.exe'); $exe->set_single_group_icon('test.ico'); $exe->write;"

Als Ergebnis wird eine Datei “test.exe” erzeugt, die dann auf ein System ohne Perl-Laufzeitumgebung kopiert und dort ausgeführt werden kann. Die Beschreibung “perlcc that works without hassle” klingt erstmal gut und die Ergebnisse funktionieren, bringen aber leider in der Anwendung einige Probleme mit sich:

Technisch gesehen wandelt pp nicht wirklich das Skript in eine .EXE-Datei, sondern erzeugt ein selbstenpackendes Archiv, dessen Inhalt nach dem Entpacken letztendlich ausgeführt wird. Das Archiv wird standardmäßig ins TEMP-Verzeichnis des ausführenden Benutzers entpackt, was spätestens dann zu Problemen führt, wenn - aus guten Grund - unprivilegierten Benutzern das Ausführen von Code innerhalb des TEMP-Verzeichnis verboten ist.

Zum Entpacken wird ein Verzeichnis nach dem Muster “%TEMP%\par-USER\cache-GUID” angelegt, wobei USER durch eine Hex-Repräsentation des ausführenden Benutzers und GUID durch einen Hash der ausführbaren Datei ersetzt wird. Letzteres lässt sich mit Hilfe des Parameters “-T” durch einen festen Wert ersetzten, so daß der Pfad dann “%TEMP%\par-USER\cache-test” lautet.

Durch das Cachen der entpackten Dateien wird bei späteren Starts die Wartezeit deutlich verkürzt, je nach System und Anzahl der Benutzer können aber zahlreiche Dateileichen im Temp-Verzeichnis verbleiben.

Manuelle Paketierung

Abgesehen von der suboptimalen Ausführung erledigt pp das Sammeln aller benötigter Dateien sowie Erstellen des Pakets zuverlässig, so daß sich die Verwendung von pp als Zwischenschritt zum manuellen Packen anbietet.

Nach dem erstmaligen Ausführen der von pp erzeugten Datei werden folgende Inhalte des Verzeichnisses “%TEMP%\par-USER\cache-test” in ein Arbeitsverzeichnis kopiert:

  • der komplette Ordner “inc” inklusive aller darin enthaltenen Unterverzeichnisse
  • die Dateien “libgcc_s_seh-1.dll”, “libstdc++-6.dll”, “libwinpthread-1.dll” sowie “perl530.dll”

Anschließend kann noch etwas augeräumt werden:

  • im Ordner “inc” können die Dateien “MANIFEST” sowie “META.yml” gelöscht werden
  • im Ordner “inc/script” kann die Datei “main.pl” gelöscht werden

Zum Ausführen müssen aus der Perl-Installation noch zwei Dateien kopiert werden:

  • die Datei “perl.exe” oder “wperl.exe” aus dem Ordner “perl/bin” ins Arbeitsverzeichnis - je nachdem, ob es sich um eine Kommandozeilen- oder GUI-Anwendung handelt
  • die Datei “lib.pm” aus dem Ordner “perl/lib” in den Ordner “inc/lib”

Anschließend kann aus dem Ordner “inc” das Skript mit folgendem Aufruf gestartet werden:

..\perl.exe -I lib script\test.pl

The URL is not DAV enabled or not accessible

03. Oktober 2023 · Programmierung · andreas · Kein Kommentar

Nach dem Wechsel des Reverse-Proxys war ein mit HTTP::DAV arbeitendes Perl-Skript nicht mehr in der Lage, Daten abzurufen. Die Fehlermeldung war alles andere als aussagekräftig:

The URL "..." is not DAV enabled or not accessible.

Auch eine Erhöhung des DebugLevels von 0 (“off”) auf 3 (“noisy”) brachte keine weiteren Erkenntnisse, so daß manuelle Fehlersuche angesagt war. Da weder am Server noch am Skript Änderungen vorgenommen wurden, konzentrierte sich die Suche auf den Reverse-Proxy

Letztendlich lag der Fehler an einem fehlenden Intermediate-Zertifikat des Trustcenters auf dem Reverse-Proxy. Nach dem Hinzufügen des fehlenden Zertifikats funktionierten die Zugriffe wieder wie erwartet.


Perl setzt bei regulären Ausdrücken Treffer-Variablen nicht zurück

14. September 2022 · Programmierung · andreas · Kein Kommentar

Werden z.B. innerhalb einer Schleife verschiedene Elemente mit Hilfe eines regulären Ausdrucks ausgewertet, so werden im Falle eines Nicht-Treffers die Treffer-Variablen nicht zurückgesetzt.

test.pl
use strict; use warnings; my @albums = ( 'The Phantom Agony', 'Design Your Universe', 'The Holographic Principle' ); foreach my $album (@albums) { $album =~ /(Universe)/; if (defined $1) { print "match: $1 -> '$album'\n"; } }

Auf den ersten Blick wäre zu erwarten, daß lediglich eine Zeile als Ergebnis ausgegeben wird, tatsächlich sind dies aber zwei:

match: Universe -> 'Design Your Universe' match: Universe -> 'The Holographic Principle'

Die Ursache liegt in der überhaupt nicht durchgeführten Überprüfung des Ergebnisses des regulären Ausdrucks, die korrekt so aussehen muss:

test.pl
use strict; use warnings; my @albums = ( 'The Phantom Agony', 'Design Your Universe', 'The Holographic Principle' ); foreach my $album (@albums) { if ($album =~ /(Universe)/) { print "match: $1 -> '$album'\n"; } }

Dann erscheint auch - wie ursprünglich erwartet - als Ergebnis nur eine Zeile:

match: Universe -> 'Design Your Universe'

Notiz an mich selbst: eine korrekte Behandlung von Abfrageergebnissen erspart eine aufwendige Fehlersuche.


Perl, Unicode und Umlaute in Dateinamen

09. Juni 2022 · Programmierung · andreas · Kein Kommentar

Das Projekt klingt einfach: eine Liste von Dateinamen aus einem Verzeichnis auslesen, in einer Datenbank speichern und zu einem späteren Zeitpunkt anhand der Liste in der Datenbank wieder öffnen. Leider konnte das Skript einige Dateien nicht mehr finden, obwohl diese im Verzeichnis weiterhin vorhanden waren.

Heruntergebrochen auf ein Beispielskript sieht das Szenario wie folgt aus:

test.pl
#!/usr/bin/perl use strict; use warnings; use utf8; use DBI; # remove database unlink("files.sqlite"); # create database from scratch my $dbh = DBI->connect("dbi:SQLite:dbname=files.sqlite", "", "", { sqlite_unicode => 1 }); $dbh->do("CREATE TABLE files (name TEXT);"); # the file to be processed my $filename = "Elternschreiben Änderungen der Regelungen zum Infektionsschutz.pdf"; # create the file in the current directory open(my $fh, ">$filename"); print $fh "TEXT"; close($fh); # read files in current directory opendir(my $dh, "."); while (my $file = readdir($dh)) { next if $file !~ /pdf$/; $file = $dbh->quote($file); $dbh->do("INSERT INTO files (name) VALUES ($file);"); } closedir($dh); # get number of files with name "filename" $filename = $dbh->quote($filename); my $sth = $dbh->prepare("SELECT COUNT(*) AS cnt FROM files WHERE name = $filename;"); $sth->execute; my $row = $sth->fetchrow_hashref; print "found $row->{cnt} file(s).\n"; $sth->finish; $dbh->disconnect();

Statt des erwarteten Ergebnisses “1” ist das Skript jedoch der Meinung, keine passende Datei eingelesen zu haben:

found 0 file(s).

Um Probleme mit der Datenbank auszuschließen, kann das Szenario im Dateisystem nachgebildet werden:

test.pl
#!/usr/bin/perl use strict; use warnings; use utf8; use DBI; # the file to be processed my $filename = "Elternschreiben Änderungen der Regelungen zum Infektionsschutz.pdf"; my $found = 0; # create the file in the current directory open(my $fh, ">$filename"); print $fh "TEXT"; close($fh); # read files in current directory opendir(my $dh, "."); while (my $file = readdir($dh)) { next if $file !~ /pdf$/; if ($file eq $filename) { $found++; } } closedir($dh); print "found $found file(s).\n";

Auch hier wird statt der erwarteten “1” eine “0” für die Menge der gefundenen Dateien ausgegeben.

found 0 file(s).

Einen ersten Hinweis auf die mögliche Ursache bringt die Ausgabe der zu vergleichenden Werte mittels “Data::Dumper”. Während für “$filename” der Wert

$VAR1 = "Elternschreiben \x{c4}nderungen der Regelungen zum Infektionsschutz.pdf";

ausgegeben wird, wird für “$file” der Wert

$VAR1 = 'Elternschreiben Änderungen der Regelungen zum Infektionsschutz.pdf';

ausgegeben, d.h. die Werte der beiden Variablen sind in der internen Repräsentation in Perl tatsächlich unterschiedlich. Mit den richtigen Anhaltspunkten führt eine Suche im Internet zum Stackoverflow-Beitrag “In what encoding does readdir return a filename?” und der dort verlinkten ausführlichen Erklärung.

Des Rätsels Lösung ist die Verwendung von “Encode::decode_utf8”

test.pl
#!/usr/bin/perl use strict; use warnings; use utf8; use DBI; use Encode; # the file to be processed my $filename = "Elternschreiben Änderungen der Regelungen zum Infektionsschutz.pdf"; my $found = 0; # create the file in the current directory open(my $fh, ">$filename"); print $fh "TEXT"; close($fh); # read files in current directory opendir(my $dh, "."); while (my $file = readdir($dh)) { next if $file !~ /pdf$/; if (Encode::decode_utf8($file) eq $filename) { $found++; } } closedir($dh); print "found $found file(s).\n";

dann stimmt auch die Anzahl der gefundenen Dateien mit der erwarteten Anzahl überein:

found 1 file(s).

Bessere Fehlerbehandlung mit Try::Tiny

14. April 2022 · Programmierung · andreas · Kein Kommentar

Die im Beitrag “MIME::Lite Fehlerbehandlung” implementierte Fehlerbehandlung mit “eval” funktioniert zwar in den meisten Fällen, kann aber in bestimmten Situationen doch nicht zum gewünschten Ergebnis führen.

Eine bessere Alternative ist die Verwendung von z.B. Try::Tiny, welches sich mit den aus anderen Sprachen bekannten “try”, “catch” und “finally”-Anweisungen um die Fehlerbehandlung kümmert:

test.pl
use strict; use warnings; use MIME::Lite; use Try::Tiny; MIME::Lite->send('smtp', 'mailserver', Debug => 0); my $msg = MIME::Lite->new( From => 'me@whereever.net', To => 'you@somewhereelse.net', Data => 'Hello World!', Subject => 'testmail', ); try { $msg->send; } catch { warn "you DON'T have mail!"; }; print "... still running ...";

Nach der Warnung “you DON’T have mail!” wird das Programm mit “… still running …” fortgesetzt.