Meine Album-Highlights des Jahres 2024 Teil 1 in alphabetischer Reihenfolge:
Shemekia Copeland - Blame It On Eve
Sie muss hier einfach mit rein. Schon 2022 hatte ich das Vorgängeralbum gelistet.
Faszinierend, diese Stimme, diese Power, dieser Soul. Die Tochter von Blues-Legende Johnny Copeland zieht alle Register. “Down On Bended Knees” ist übrigens ein Coversong ihres Vaters. Ob gefühlvolle Blues-Ballade, energetischer Chicago-Blues oder schwül-stampfender Louisiana-Sound, sie hat es einfach drauf. Ohne Zweifel gehört sie zur Champions-League der Blues-Sängerinnen und ich hoffe, sie wird es noch lange bleiben.
Ihre Alben sind für mich einfach Pflicht und dieses hier ist das dollste, das ich in dem Genre in diesem Jahr hören konnte. Von mir aus könnte die Frau alle 6 Monate ein solches Album raushauen. Der Rausschmeißer (“Heaven Help Us All”) ist übrigens ein Gospelsong der Extraklasse.
Fame On Fire - The Dead Card
Endlich was für Andreas … hoffentlich ;-))
Sägende Gitarren, klasse Lead-Stimme mit prima Screams, treibendes Drumming, energetisch bis fast zum Abwinken. Dabei immer genau so melodiös, daß man fast schon von “Pop goes Metal” sprechen kann. Rein textlich geht’s um das weite Thema “Tarot”, durchaus nicht unbeliebt im Genre, das als Randbemerkung. Dafür ist die musikalische Umsetzung durchaus grandios, das ist mir dann mehr als genügend. Und daß die Stimme dieses Herrn Bryan Kuznitz richtig gut ist, kann man bei den etwas ruhigeren Songs (“Habits”) hören.
In diesem Genre des leicht poplastigen Hardrock bzw. Metal ist im Grunde keine Neuerfindung des Rades zu erwarten, aber Fame On Fire bringen eine richtig dolle Prise frischen Wind rein.
David Gilmour - Luck and Strange
Ist es nicht auch mal schön, wenn man den ganzen Pink Floyd-Kram in die Ecke stellen kann? Wenn man einfach mal dieses tolle sogenannte Alterswerk mit ganz anderer Musik in die Welt setzt?
Daß der Mann ein Magier an der Gitarre ist: allgemein bekannt. Die Magie seines Spiels besteht auf diesem Album in der großen Portion Entschleunigung mit ein paar wohlgesetzten Eruptionen. Seine Stimme hat vielleicht ein klein wenig gelitten, aber er ist halt auch kein Jungspund mehr. Kleiner Summit: “Scattered” mit coolem Piano und der Laid Back-Gitarre. Und: durchaus mit kleinen Reminiszenzen an Pink Floyd, mit der richtigen Schippe mehr an Bombast könnte das durchaus ein Pink Floyd-Song sein.
Ach ja, fast vergessen: “Between Two Points”: seine Tochter am Micro gefällt mir wirklich gut, fast schon sowas wie feiner Dream-Pop.
Michael Kiwanuka - Small Changes
Michael wer? Kiwanuka? Nie gehört, nie gesehen. Aber als Prime-Unlimited-Kunde stößt man halt auf sowas. Außergewöhnlich.
Ein noch recht junger Brite, der sich in der Schnittmenge zwischen Jazz, Soul und Singer-Songwriter-Musik mit fast schon extrem feinen Songgespinsten austobt. Dazu eine dieser Stimmen, die man als eine Art von Seelenschmeichler bezeichnen mag. Und dann noch wirklich kitschfrei, sowas findet man wirklich selten.
Ein Album, mehr als geeignet zum “Downgraden” bei jeder Art von Stress oder Unwohlsein. Man sollte aber grundsätzlich ein Faible für diese Musik haben, sonst funktioniert es wahrscheinlich nicht.
Jade MacRae - In My Veins
Jedes Mal, wenn ich sowas finde, bin ich vom Bandcamp wieder einmal begeistert. Die Frau stammt aus Australien und war schon einige Male u.a. bei einem als notorischen Faulenzer bekannten Blueser namens Joe Bonamassa als Background-Sängerin zu Gange. Beide Elternteile waren bzw. sind immer noch auf der anderen Seite des Globus als Profi-Musiker sehr bekannt, die guten Gene sind also vorhanden.
Wenn musikalisch auf jemanden der Begriff “Rhythm and Blues” in seiner heutigen Form zutrifft, dann auf Jade MacRae. Stimmlich kann sie mich begeistern, ihre Mischung aus Blues, Soul, Funk und einer kleinen Schippe des schnöden Pop ist vom Feinsten. Da verwundert es nicht, daß der große Meister Joe sie bei einem der coolsten Songs (“Early In The Morning”) sauberst unterstützt.
Für mich als Möger von so ziemlich allen Spielarten des Blues (von den musikethnologischen Feldaufnahmen eines Robert Johnson mal abgesehen) ist dieses Album ein echter Genuss, bei dem dann nur eines gilt: abtauchen und sich wohlfühlen.