Shemekia Copeland

Klaus Seilers Album-Highlights 2024 - Teil 1

31. Januar 2025 · Audio · Klaus Seiler · Kein Kommentar

Meine Album-Highlights des Jahres 2024 Teil 1 in alphabetischer Reihenfolge:

Shemekia Copeland - Blame It On Eve

Shemekia Copeland - Blame It On EveSie muss hier einfach mit rein. Schon 2022 hatte ich das Vorgängeralbum gelistet.

Faszinierend, diese Stimme, diese Power, dieser Soul. Die Tochter von Blues-Legende Johnny Copeland zieht alle Register. “Down On Bended Knees” ist übrigens ein Coversong ihres Vaters. Ob gefühlvolle Blues-Ballade, energetischer Chicago-Blues oder schwül-stampfender Louisiana-Sound, sie hat es einfach drauf. Ohne Zweifel gehört sie zur Champions-League der Blues-Sängerinnen und ich hoffe, sie wird es noch lange bleiben.

Ihre Alben sind für mich einfach Pflicht und dieses hier ist das dollste, das ich in dem Genre in diesem Jahr hören konnte. Von mir aus könnte die Frau alle 6 Monate ein solches Album raushauen. Der Rausschmeißer (“Heaven Help Us All”) ist übrigens ein Gospelsong der Extraklasse.

Fame On Fire - The Dead Card

Fame On Fire - The Dead CardEndlich was für Andreas … hoffentlich ;-))

Sägende Gitarren, klasse Lead-Stimme mit prima Screams, treibendes Drumming, energetisch bis fast zum Abwinken. Dabei immer genau so melodiös, daß man fast schon von “Pop goes Metal” sprechen kann. Rein textlich geht’s um das weite Thema “Tarot”, durchaus nicht unbeliebt im Genre, das als Randbemerkung. Dafür ist die musikalische Umsetzung durchaus grandios, das ist mir dann mehr als genügend. Und daß die Stimme dieses Herrn Bryan Kuznitz richtig gut ist, kann man bei den etwas ruhigeren Songs (“Habits”) hören.

In diesem Genre des leicht poplastigen Hardrock bzw. Metal ist im Grunde keine Neuerfindung des Rades zu erwarten, aber Fame On Fire bringen eine richtig dolle Prise frischen Wind rein.

David Gilmour - Luck and Strange

David Gilmour - Luck and StrangeIst es nicht auch mal schön, wenn man den ganzen Pink Floyd-Kram in die Ecke stellen kann? Wenn man einfach mal dieses tolle sogenannte Alterswerk mit ganz anderer Musik in die Welt setzt?

Daß der Mann ein Magier an der Gitarre ist: allgemein bekannt. Die Magie seines Spiels besteht auf diesem Album in der großen Portion Entschleunigung mit ein paar wohlgesetzten Eruptionen. Seine Stimme hat vielleicht ein klein wenig gelitten, aber er ist halt auch kein Jungspund mehr. Kleiner Summit: “Scattered” mit coolem Piano und der Laid Back-Gitarre. Und: durchaus mit kleinen Reminiszenzen an Pink Floyd, mit der richtigen Schippe mehr an Bombast könnte das durchaus ein Pink Floyd-Song sein.

Ach ja, fast vergessen: “Between Two Points”: seine Tochter am Micro gefällt mir wirklich gut, fast schon sowas wie feiner Dream-Pop.

Michael Kiwanuka - Small Changes

Michael Kiwanuka - Small ChangesMichael wer? Kiwanuka? Nie gehört, nie gesehen. Aber als Prime-Unlimited-Kunde stößt man halt auf sowas. Außergewöhnlich.

Ein noch recht junger Brite, der sich in der Schnittmenge zwischen Jazz, Soul und Singer-Songwriter-Musik mit fast schon extrem feinen Songgespinsten austobt. Dazu eine dieser Stimmen, die man als eine Art von Seelenschmeichler bezeichnen mag. Und dann noch wirklich kitschfrei, sowas findet man wirklich selten.

Ein Album, mehr als geeignet zum “Downgraden” bei jeder Art von Stress oder Unwohlsein. Man sollte aber grundsätzlich ein Faible für diese Musik haben, sonst funktioniert es wahrscheinlich nicht.

Jade MacRae - In My Veins

Jade MacRae - In My VeinsJedes Mal, wenn ich sowas finde, bin ich vom Bandcamp wieder einmal begeistert. Die Frau stammt aus Australien und war schon einige Male u.a. bei einem als notorischen Faulenzer bekannten Blueser namens Joe Bonamassa als Background-Sängerin zu Gange. Beide Elternteile waren bzw. sind immer noch auf der anderen Seite des Globus als Profi-Musiker sehr bekannt, die guten Gene sind also vorhanden.

Wenn musikalisch auf jemanden der Begriff “Rhythm and Blues” in seiner heutigen Form zutrifft, dann auf Jade MacRae. Stimmlich kann sie mich begeistern, ihre Mischung aus Blues, Soul, Funk und einer kleinen Schippe des schnöden Pop ist vom Feinsten. Da verwundert es nicht, daß der große Meister Joe sie bei einem der coolsten Songs (“Early In The Morning”) sauberst unterstützt.

Für mich als Möger von so ziemlich allen Spielarten des Blues (von den musikethnologischen Feldaufnahmen eines Robert Johnson mal abgesehen) ist dieses Album ein echter Genuss, bei dem dann nur eines gilt: abtauchen und sich wohlfühlen.


Shemekia Copeland - Done Come So Far

10. Februar 2023 · Audio · Klaus Seiler · Kein Kommentar

Shemekia Copeland, in unseren Breiten so gut wie unbekannt, in den USA ist sie auf bestem Wege, eine der ganz großen Hausnummern im Blues zu werden. Sie steht mittlerweile nach meiner Ansicht z.B. einer Koko Taylor in Nichts nach und hat bereits mit Genre-Größen wie B.B. King oder Dr. John gearbeitet, dazu kommen einige renommierte Awards im Blues-Bereich. Und ist übrigens die Tochter des großen Johnny Copeland.

Aber zum Album: die Vocals sind energetisch, Shemekia Copeland hat Blues & Soul schlicht in den Genen, im Blut, in den Venen und überhaupt. Einer der Glanzpunkte des Albums ist der Gospel “Gullah Geechee”. Sie zeigt, daß sie -nur mit Banjo und kleinem Chorus begleitet- einen solchen Song ganz locker alleine tragen kann, besser geht es kaum.

Ein Gast namens Sonny Landreth darf natürlich auch nicht fehlen und veredelt den urigen Swamp-Blues “Done Come Too Far” bei mir zumindest in Richtung Gänsehaut. Ein ganz starker Song, ohne Zweifel. Wenn es dann noch ein astreines Stück Zydeco sein darf: “Fried Catfish And Bibles” tönt so, wie man sich die Musik etwas später am Abend in einem Club des French Quarter vorstellt…..und zwar auch noch abseits der dort üblichen Klischees.

Summa summarum: für Blues-Fans eine ganz dicke Empfehlung.


Klaus Seilers Album-Highlights 2022

21. Dezember 2022 · Audio · Klaus Seiler · Kein Kommentar

Meine Album-Highlights des Jahres 2022:

Albumcover

Rokia Koné & Jacknife Lee - Bamanan

Dieses Album habe ich zu meiner Nr. 1 für dieses Jahr gekürt. The Rhytms of Mali, sehr cool produziert und dennoch hat es diesen gewissen Roots-Touch. Das für mich perfekte Afro-Album.

Dare - Road To Eden

Mehr und besserer Melodic-Rock in epischem Breitwand-Sound geht wohl kaum. Kommt vielleicht nicht so ganz an die frühen Meilensteine heran, ist aber immer noch Dare pur. Gerne noch ein solches Werk.

Shemekia Copeland - Done Come Too Far

Diese Lady ist eine Blues- und Soulrakete, Energie pur. Und weil das so ist, bekommt sie bei mir (knapp, aber immerhin) den Vorzug vor Buddy Guy mit “The Blues Don’t Lie”.

Whiskey Myers - Tornillo

Das zweite Rockalbum der Marke “Kick Ass” muss natürlich in meine Top 10, ein anderes war Suckerpunch “Red Neck Gasoline”. Auch hier war das Glas Whiskey um einen Millimeter voller. Mit einem Touch mehr “Bandbreite” im Abgang.

Aoife O’Donovan - Age of Apathy

Zugegeben, die Frau schaut auf dem Cover durchaus ein wenig apathisch aus. Aber das täuscht. Streiche Apathie, setze Entschleunigung. Traumhafte Singer-Songwriter-Musik mit etlichen feinen Schlenkern und Wendungen und einer tollen Stimme.

Charley Crockett - The Man From Waco

Man schaue sich das Cover an und braucht kaum noch Worte zu verlieren. Mehr Country & Western geht nicht. Aber wenn schon, dann so oldschool, daß Bilder aus den glorreichen Zeiten der US-Western aus den 1950ern auftauchen. Dazu kommt diese herrlich prägnante Bariton-Stimme. Normalerweise ist das nicht unbedingt mein Genre, aber in diesem Falle finde ich es absolut cool. Wer mag, darf es auch gerne äußerst klischeehaft finden, wäre mir dann aber ziemlich schnuppe.

M!R!M - Time Traitor

Synth-Pop für Großstadt-Cowboys. Also für Leute, die sich spät nach Mitternacht aus hippen Neonglanz-Clubs auf den Weg ins heimische Loft machen. So gut sind die 80er schon lange nicht mehr auferstanden.

Goodbye June - See Where The Night Goes

Ac/Dc trifft Led Zep mit lockerem Flower-Power-Vintage-Flair. Und entgegen meinen ersten Erwartungen ist das Album kein Abklatsch, sondern eher sowas wie eine Art Frischzellenkur. Macht tierisch Spaß und geht ab wie Schmitts berühmte Katze.

Marillion - An Hour Before Dark

Dieses Album hätte ich Marillion nicht mehr wirklich zugetraut. Das ist Prog mit allen seinen Windungen und Wendungen. Songs über mehrere Teile, sie türmen sich zu Wellen, fallen in sich zusammen und bauen sich neu auf. Sowas trifft meinen Nerv und das Werk gehört damit ohne Zweifel in meine Top 10.

Eliza Gilkyson - Songs From The River Wind

Der Genre-Mixe Singer-Songwriter, Folk, Americana war in diesem Jahr bei mir ziemlich stark besetzt. Miranda Lambert wäre noch zu nennen, ebenso Calexico, aber Miss Gilkyson machte schließlich mit dünnem Vorsprung das Rennen. Die Musik klingt übrigens genau so, wie das Coverpic ausschaut. Zurückgenommener Folk, ein wenig karg wie die Landschaft. Dennoch ein Hinhörer, ganz ohne Füllmaterial. Sehr sehr angenehm zu hören.