Wahnsinnige Abzocke

05. September 2006 · IMHO · andreas · Kein Kommentar

jonolivaNachdem sich die Band ja in einer Art Dauer-NOP-Schleife befindet - also gewissermaßen seit Ewigkeiten absolut nichts macht - ist es als SAVATAGE-Fan zumindest tröstlich, daß die einzelnen Musiker die Pausenzeit nicht zum Dauerurlaub verwenden, sondern mit eigenen Projekten an den Start gehen.

Noch viel schöner ist es, wenn der eigentliche Mastermind (wie in dem Falle Jon Oliva) wieder selbst zum Mikro und in die Tasten greift, um genau dort weiter zu machen, wo nach seinem Ausstieg zu “Streets”-Zeiten ein hörbarer Bruch entstand.

Schon das erste Album “Tage Mahal” der JON OLIVA’S PAIN genannten Truppe zeigt sehr deutlich, wohin die Reise gehen soll - der Zweitling “Maniacal Renderings” bläst noch viel deutlicher ins Oldie-SAVATAGE-Horn und dürfte eigentlich für fast jeden junggebliebenen 80’er die Offenbarung schlechthin sein.

Soweit, so positiv - wenn das nicht das Wörtchen “wenn” wäre.

Schon bei der Vorab-EP “Straight Jacket Memoirs” stieß mir der Preis ganz gewaltig auf: für zwei neue Songs (einen davon gibt’s in zwei Versionen) plus zwei Livesongs wird man bei einem großen Online-Versender mit sagenhaften 7,99 Euro zur Kasse gebeten. Naja, auch der kann mal deutlich überteuert sein, nur leider sind die Preise sowohl bei der örtlichen als auch der Online-Konkurrenz im Bereich zwischen 6,99 und 8,99 Euro angesiedelt.

In der Hoffnung um etwas Aufklärung und mit dem Vorschlag, wie’s denn vielleicht mit einer Unverbindlichen Preisempfehlung wäre, habe ich mich direkt an die Plattenfirma AFM gewendet und von dort am nächsten Tag auch eine Antwort erhalten:

Tja, das ist leider ein leidiges Thema. Wir haben keinen Einfluss auf den Preis, den die Händler an ihre Kunden weitergeben, eine unverbindliche Preisempfehlung würde da auch nicht viel helfen, da sie ja im Sinne des Wortes “unverbindlich” wäre. Jeder Händler ist freier Unternehmer und kann den Preis selbst bestimmen…

Sicherlich wäre eine UVP für den Händler immer noch “unverbindlich”, sie würde dem Endkunden aber zumindest die Möglichkeit geben, mal nachzufragen: “Wieso kostet die CD denn bei Euch XX,XX wenn sie doch mit einer UVP von YY,YY angegeben ist?”. Vielleicht würde das den einen oder anderen Händler doch zum Nachdenken/-geben bringen.

Daß es allerdings durchaus Punkte gibt, an denen eine Plattenfirma unabhängig von den nachgeschalteten Händlern fanfreundlich agieren könnte und es trotzdem nicht tut, sieht man nun leider beim gerade erschienenen Album “Maniacal Rendering”. In der Ankündigung auf der AFM-Website ist zu lesen:

Mit dem ersten September gehen auch die ersten beiden Editionen von “Maniacal Renderings” von Savatage-Mastermind Jon Oliva in die Läden. Dabei handelt es sich um die reguläre Version des bereits jetzt von der Presse hochgelobten Albums, sowie um das limitierte und aufwändig gestaltete Digipack (inklusive Bonustrack “Reality `s Fool”). Ab Montag wird es um den Mountain King dann noch einmal metallischer: eine Special Limited Edition in der edlen Heavy Metal-Metallbox erblickt dann zusätzlich noch das Licht der Plattenläden, auch sie birgt noch einmal einen zusätzlichen Bonustrack mit dem Titel “Only You” in sich. Nicht nur die Sammlerherzen werden dabei garantiert höher schlagen!

Bevor mich jemand falsch versteht: ich habe nichts dagegen, wenn zu der regulären Albumversion noch eine erweiterte (gerne auch “limitiert” betitelte) Auflage zu einem leicht erhöhten Preis für die Die-Hard-Fans erscheint, aber was AFM hier als Dienst am Kunden bewerben, empfinde ich durchaus als Frechheit.

Die meisten Fans wollen ein neues Album an dem Tag in Händen halten, an dem es offiziell erscheint - und da gibt’s eben nur die reguläre Version sowie die aufwendige Spar-Limited. Wer aber (was bei Fans durchaus nicht unüblich ist) gerne die Limited-Limited im Regal stehen hätte und dabei trotzdem den Klängen aber schon am Erscheinungstag lauschen will, dem bleibt wohl nur die doppelte Anschaffung. Ganz zu schweigen von den Sammlerherzen, denn wer sowohl den Bonustrack “Reality’s Fool” als auch den Bonustrack “Only You” sein Eigen nennen will, darf gleich dreimal in die Tasche greifen, außer er verzichtet auf die Reguläre, was für einen Sammler aber wohl auch nicht in die Tüte kommt.

Sicherlich - niemand wird gezwungen, eine CD am Erscheinungstag zu erwerben, die Heavy Metal-Metallbox überhaupt haben zu wollen oder gar mehrfach Geld zu zahlen - aber darum geht es mir hier nicht: es geht um ein gewisses Maß an Fairness den Leuten gegenüber, von denen die Künstler und auch die Plattenfirmen letzendlich leben: den Fans.

Ich persönlich habe mich für einen ganz anderen Weg entschieden: ich habe sowohl Plastikkiste als auch Digi im Laden stehen lassen und werde mich solange mit den alten Savatage-Scheiben sowie “Tage Mahal” vergnügen, bis ich eine der CDs in nicht allzu ferner Zukunft für unter 10 Euro erstehen kann.

Leid tut’s mir nur für die Fans (zu denen ich mich im Falle Jon Oliva auch zähle) und für den Künster, dessen Image wohl oder übel auch unter solchen Aktionen leidet …

“Anything worth selling is worth selling twice.”
Ferengi Rule Of Acquisition #12 [Quelle]


Epica 2006-05-04

01. Juli 2006 · Konzerte · andreas · Kein Kommentar

Flyer (Vorderseite)Propheten gelten normalerweise nicht sehr viel im eigenen Land – wenn man zum Beispiel den bescheidenen Erfolg von Vanden Plas in Deutschland mit dem Status im Nachbarland Frankreich vergleicht, fällt auf, daß ein paar Kilometer schon einiges ausmachen können.

Etwas anders läuft es hingegen für Epica, die in Deutschland zwar noch relativ unbekannt sind, in ihrer Heimat aber durchaus einen gewissen Status innehaben. So ist der Entschluß von Band und Plattenfirma auch nicht weiter verwunderlich, im altehrwürdigen Club Paradiso in Amsterdam eine Live-DVD aufzuzeichnen.

Nachdem die Werbung auf der bandeigenen Homepage platziert war und der Vorverkauf entsprechend lief (das Konzert war bereits Monate im Voraus ausverkauft), wurde auf Plakatwerbung in Amsterdam komplett verzichtet. Kein Plakat, kein Banner – der einzige Hinweis vor Ort ist ein Eintrag im Programm des Pardiso, neben dem ein “uitverkocht” prangt.

Schon ab der Mittagszeit versammeln sich die ersten Fans vorm Eingang und wer zur richtigen Zeit vor Ort ist, kann den ersten Special-Guest des Abends erblicken: ein als Tourist verkleideter Roy Khan schlendert gemütlich kurz nach 14 Uhr am Haupteingang vorbei in Richtung Backstage und wird interessanterweise von einer ganzen Gruppe Teenies in Kamelot-Shirts gar nicht wahrgenommen.

Running OrderDie Planung des Abends sieht vor, daß nach der Türöffnung zuerst Asrai aus Spanien im kleinen Saal dem Publikum einheizen, bevor anschließend die EPICA-Show im großen Saal stattfindet. Während dort dann zum nachtschlafenen Zeit das normale Programm “noodlanding” einsetzt, sollen Ebony Ark wiederum im kleinen Saal den Abend beschließen.

Wer auch immer für die Planung verantwortlich ist, vielleicht hätte er zumindest darauf drängen sollen, daß die Türen des großen Saals bis zum Ende des ASRAI-Gigs geschlossen bleiben, denn so passiert, was zu erwarten war: die Fans strömten direkt in den großen Saal um für Epica die besten Plätze zu ergattern und Asrai stehen ziemlich einsam auf weiter Flur, während die Stimmung im großen Saal bei jedem Wackler am Bühenvorhang einen neuen Siedepunkt erreicht. Für kurzzeitige Verwirrung bei allen nicht Eingeweihten sorgt um kurz vor 20 Uhr eine Schweigeminute, die auf Grund des niederländischen Totengedenktags abgehalten wird.

Flyer (Rückseite)Als dann aber endlich das Intro “Hunab K’‘u” ertönt, bricht ohrenbetäubender Jubel los und als beim anschließenden “Dance Of Fate” der schwarze Vorhang fällt und die Band nebst zwei Feuerschluckerinnen auf der Bühne freigibt, gibt es für die Anwesenden kein Halten mehr.

Die nächsten beiden Songs verlaufen ohne besondere Vorkommnisse, bevor bei “Solitary Ground” mit Amanda Sommerville und Linda van Summeren die ersten Specialguests des Abends die Bühne betreten und mit drei weiblichen Livestimmen dem Song eine ganz besondere Note einhauchen. Nachdem es mit reiner Bandbesetzung wieder härter weitergeht, kehren die beiden Damen zusammen mit einem Cellospieler nach “Quietus” wieder auf die Bühne zurück und präsentieren als Verstärkung von Simone Simmons und Coen Janssen “Linger”, die Epica-Ballade schlechthin. Leider fällt das Lichtermeer aus vorher an die Anwesenden verteilen Mother Of Lights nicht ganz wie erwartet aus, denn leider haben sich viele gleich mehrfach bedient, so dass nicht wenige Konzertbesucher leider leer ausgehen.

Nach dem ruhigen “Linger” geht es mit viermal Powerpack weiter, bevor zu “Trois Vierges” Roy Khan die Bühne betritt. So gut die gesangliche Performance des Mannes auch ausfällt (manch einer zweifelt sogar daran, ob sein Gesang überhaupt live ist), die optische Präsentation leidet deutlich unter seiner übertriebenen Mimik und Gestik, die sicherlich nicht jedermanns Fall ist und wohl mit dem Schlagwort “Stummfilmakrobatik” am treffendsten beschrieben werden kann. Es folgt “Another Me”, bevor “The Phantom Agony” wie gewohnt den regulären Set beendet.

Nach einer kurzen Pause geht’s zum ersten Zugabenteil, bevor nach einer weiteren kurzen Unterbrechung Epica zusammen mit Jan-Chris De Koeyer von Gorefest auf die Bühne zurückkehren, um den Abend mit “Consign To Oblivion”, dem Titelsong des aktuellen Albums zu beschließen. Der Gast übernimmt hierbei alle Grunt-Parts, steht ansonsten aber etwas verloren auf der Bühne.

Setlist Epica:

  • Hunab K’‘u
  • Dance Of Fate
  • Sensorium
  • The Last Crusade
  • Solitary Ground (mit Amanda Somerville & Linda)
  • Force Of The Shore
  • Quietus
  • Linger (mit Amanda Somerville & Linda)
  • Blank Infinity
  • Crystal Mountain
  • Seif Al Din
  • Facade Of Reality
  • Trois Vierges (mit Roy Khan, Kamelot)
  • Another Me
  • The Phantom Agony
  • Cry For The Moon
  • Run For A Fall
  • Mother Of Light
  • Consign To Oblivion (mit Jan-Chris De Koeyer, Gorefest)

Leider verlassen die meisten Besucher nach dem Konzert das Paradiso oder bleiben im großen Saal, um auf ein Autogramm von Epica zu warten, so daß sich bei den durchaus hörenswerten Ebony Ark nicht mehr allzu viele Leute vor die Bühne verirren.


Epica - The Road To Paradiso

17. Juni 2006 · Audio · andreas · Kein Kommentar

Während andere Plattenfirmen mit “Basic” und “Standard”-Versionen ihrer Produkte den Weg “less value for less money” beschreiten, veröffentlichen Transmission Records mit Epicas “The Road To Paradiso” “more value zum Standardpreis”. Eine Rechnung, die durchaus aufzugehen scheint - das Buch ist auf Platz 89 in die “Dutch Album Top 100” eingestiegen und anschließend bis auf Platz 46 geklettert.

Schon die Produktbeschreibung “Photo Sound Book” macht klar, daß man hier etwas Neues (das letztendlich auch nicht so neu ist) probiert hat, nämlich die Veröffentlichung eines Buches mit CD oder einer CD mit Buch – je nach Sichtweise.

Der Titel ist hierbei Programm, denn “The Road To Paradiso” beinhaltet kein neues Epica-Album, sondern versucht vielmehr den Weg von dem allerersten, noch unter dem Namen SAHARA DUST eingespielten Demo “Cry For The Moon” bis hin zur ausverkauften DVD-Aufzeichung im legendären Paradiso in Amsterdam zu beleuchten.

Neben vielen Photos, die auch manch interessanten Blick hinter die Kulissen werfen, entpuppt sich auch der Text als durchaus kurzweilig und lesenswert, auch wenn er leider in einigen Passagen nicht vom Transmission-Marketing-Blahblah verschont blieb. Einen weiteren Teil des Buches bilden die Fan-Contributions, Bilder und Texte, die von Fans über die eigens hierfür bereitgestellte Website eingereicht werden konnten.

Appropos Website und Fans: um den Geschmack der potentiellen Käuferschicht auch halbwegs zu treffen, wurde eine Umfrage durchgeführt, welches Material denn auf der beiliegenden CD enthalten sein sollte: Interviews, Demoversionen, Livesongs oder doch lieber unveröffentlichte Stücke – eine Aufteilung, in deren Gewichtung man sich dann auch weitestgehend ans Fan-Votum gehalten hat. Neben den Livetracks, die schon mächtig Appetit auf die im September zu erwartende Live-DVD machen, sticht hier besonders der Track “The Fallacy” hervor, eine ziemlich schräge Nummer, die hier erstmalig das Licht der Welt erblickt.

Alles in allem ist “The Road To Paradiso” ein gelungenes Dankeschön an die bereits vorhandenen Fans und auch ein durchaus lesenswertes Werk für alle sonstigen Interessenten, zum musikalischen Kennenlernen von Epica ist es hingegen weniger geeignet. Diejenigen Fanbeiträge, die es nicht ins Buch geschafft haben, sollen in den nächsten Wochen und Monaten zumindest online auf http://www.theroadtoparadiso.com veröffentlicht werden.


Geschnittener Fish

06. Juni 2006 · IMHO · andreas · Kein Kommentar

hitgigantenBest-Of und Chartsendungen sind so eine Sache, vor allem, wenn sie nach nicht näher definierten Kriterien zusammengestellt werden. Eine der schlimmsten des Genres ist sicherlich die Sendung “Die Hit Giganten”, in deren aktueller Ausgabe “Rockballaden” “unvergessene Balladen aus der Welt des Rocks live und mit tollen Einspielern präsentiert” werden.

So weit, so gut. Leider sind die Auftritte meist Playback und die Einspieler werden mit Kommentaren mehr oder minder wichtiger Promis verschönert, während zwischen den musikalischen Teilen eine weitere Reihe mehr oder minder wichtiger Promis ihre Kommentare in einer Talkrunde ablassen.

Doch zurück zum eigentlichen Thema: noch heute, rund eine Woche nach der Sendung ist auf der SAT.1-Seite folgendes zu lesen:

Es treten live im Studio auf: City - “Am Fenster” John Miles - “Music” Ken Hensley (Uriah Heep) - “Free Me” Fish - “Vigil” Ritchie Blackmore (Deep Purple)- “Child In Time” Scorpions - “Wind Of Change” Toto - “Rosanna”, “Bottom Of My Soul”

die dann auch alle zu sehen waren. Alle? Nein, nicht alle - FISH (den ehemaligen Sänger von MARILLION) gab’s nur für rund 4,5 Sekunden im Abspann zu sehen, vom Auftritt aber leider nix.

Ist der Auftritt also vielleich ins Wasser gefallen? Keine Ahnung! Unter der Rubrik “Bilder & Videos - Hier findest du die schönsten Bilder aus der Show” kann man sich jedenfalls auch zwei Bilder mit FISH am Mikro anschauen, genauso wie einen stehend Gitarre spielenden John Miles, den es in der Aufzeichnung auch nur sitzend am Klavier gab.

Tolle Sache das ist - aber beim dritten Lesen der Überschrift fiel es mir auf: es steht ja nur “Es treten live im Studio auf” und nix davon, daß das auch gesendet wird …


Epica / Xystus 2005-11-29

03. März 2006 · Konzerte · andreas · Kein Kommentar

Im Gegensatz zu Frankreich, wo Epica langsam durchzustarten, ist in Deutschland noch einiges an Überzeugungsarbeit zu leisten. Nachdem in Potsdam gerade mal rund 50 Leute vor der Bühne standen, ist Aschaffenburg – trotz nicht ganz ausverkauftem Colos-Sall – mit rund 250 Besuchern das am besten besuchte Konzert der aktuellen Rundreise.

Von der ursprünglich als “Dutch Night Of Gothic Metal” angekündigten Tour bleibt nach der Absage von Autumn eigentlich nur noch eine “Dutch Night Of Metal”, denn die Opener von Xystus haben mit Frauengesang und orchestralen Klängen nichts am Hut. Da es sich in Aschaffenburg um das letzte gemeinsame Konzert der Tour handelt, darf man auch auf den ein oder anderen Scherz durchaus gespannt sein.

Xystus

XystusDer erste offenbart sich in dem Moment, als Xystus um kurz vor 21 Uhr die Bühne im uniformen “I went on tour with Epica and all I got was this lousy shirt”-Look betreten und mit ihrem durchaus ansprechenden progressivem Powermetal loslegen. Da sowohl Songmaterial als auch Performance stimmig sind können die noch recht jungen Niederländer (Band-Altersschnitt 23 Jahre), obwohl für die meisten im Publikum ein unbeschriebenes Blatt, durchweg positive Reaktionen hervorrufen. Die Scherze gehen weiter, als während des Gigs Epica Frontfrau Simone Erinnerungsphotos mit den Musikern schießt und Keyboarder Coen Janssen Zigaretten austeilt – ein am Bühnenrand platziertes Bügelbrett kommt allerdings nicht mehr zum Einsatz. Als Zugabe gibt’s mit dem METALLICA-Cover “Damage, Inc.” einen eher selten gecoverten Song, der Xystus aber gut zu Gesicht steht und einen würdigen Schlusspunkt einer guten Show setzt.

Epica

EpicaAls Epica kurze Zeit später die Bretter betreten, fällt spontan eines auf: die Bühne ist klein – sehr klein – und wirkt trotz einer Person und einigem Equipment mehr trotzdem deutlich leerer als noch ein paar Wochen zuvor bei Jon Oliva’s Pain.

Nachdem zumindest die Silberscheiben der Band allzu gerne in die Schublade “Nightwish, Within Tempation & Co” gesteckt werden, ist live schon nach dem Intro und anschließenden Opener “Dance Of Fate” klar, dass Epica deutlich härter und aggressiver zu Werke gehen als die gerade genannte Konkurrenz. So sehr sich die Herren auch mühen, Blickfang der Band ist Simone Simons, die sich statt als Möchtergern-Diva lieber als wild bangende Metallerin präsentiert. Dazu passt auch die Tatsache, dass sie bei den neueren Songs ab und an auch mal die Rockröhre auspackt, statt nur dem klassischen Mezzosopran zu frönen. Deutlich gewöhnungsbedürftiger als auf Platte wirken hingegen die Grunts & Screams von Mark Jansen, die stellenweise doch etwas saft- und kraftlos daherkommen. Unangefochtenes Highlight der Setlist ist die neue Ballade “Linger”, die problemlos das Klischee einer Weltklasse-Single-B-Seite erfüllt. Wenn es die Band schafft, den hier vorgelegten Qualitätslevel mit dem nächsten Album zu halten, dürfe einem kometenhaften Aufstieg nur noch pure Ignoranz im Wege stehen.

Natürlich gibt es auch während des Epica-Sets den ein- oder anderen Spaß, zum Beispiel eine Runde Damenslips für alle Musiker, die vor “Linger” von den XYSTUS-Bandmitgliedern auf die Bühne geworfen werden. Während die Herren der Schöpfung nur “Instrumente dekorieren” spielen, beschwert sich Simone Simons zwar zuerst über die falsche Größe des ihr zugeworfenen knallroten Slips, erweist sich dann aber doch als probierfreudig und zieht das Teil über ihre schwarze Lederhose. Interessanter Anblick!

Ein ebenfalls interessanter Anblick bietet sich am Ende des Konzerts – während die Merchandise-Stände vieler Bands inzwischen auf Grund der hohen Preise einen verwaisten Eindruck hinterlassen, ist der Stand von Epica schwer umlagert - der Beweis, dass man mit fanfreundlichen Preisen durchaus jede Menge Leute glücklich machen kann. Ein T-Shirt kostet beispielsweise 15 Euro für ein Longsleeves darf man 20 Euro investieren und die CDs kosten auch nicht mehr als im Plattenladen um die Ecke. Ungeschickterweise hat man aber wohl den Ansturm etwas unterschätzt, denn von der “Quietus”-Single gibt es nur noch die Version mit dem Death-Cover “Crytal Mountain”, dafür aber ohne “Linger” zu kaufen. Sad, but true!