CD

Whitesnake - Live In The Shadow Of The Blues

06. Januar 2007 · Audio · andreas · Kein Kommentar

whitesnake-litsotb"Oh Baby" - was will uns Herr Coverdale mit diesem Machwerk nur sagen? Whitesnakes “Live In The Shadow Of The Blues” bietet tatsächlich in allen Belangen nur noch einen Schatten dessen, was die Band mit “Live In The Heart Of The City” einst so unsterblich machte.

Das schön aufgemachte Digipack mit Präge- und Glanzdruck sieht nobel aus und auch das reichlich bebilderte Booklet schindet Eindruck - der sich aber leider schon während des ersten Songs “Bad Boys” gänzlich verflüchtigt. DAS soll David Coverdale sein? Machte auf seinem 2000’er Soloalbum “Into the Light” noch die Stimme neben starken Songs die Faszination des Albums aus, so ist davon auf “Live In The Shadow Of The Blues” nichts mehr übrig geblieben.

Jeder kann mal einen schlechten Tag haben und auch Ian Gillan klingt auf dem legendären 1985’er Rockpalast -Mitschnitt auf Grund einer heftigen Erkältung so, als sollte er das Singen lieber lassen. Doch halt - “Live In The Shadow Of The Blues” repräsentiert nicht den Mitschnitt eines einzigen Abends, sondern wurde aus verschiedenen Konzerten 2005 und 2006 zusammengebastelt und sollte eigentlich die Quintessenz aus zwei Jahren Whitesnake darstellen - ein Gedanke, den ich lieber nicht allzu sehr weiterspinne. Wie klingen dann erst die schlechten Aufnahmen?

Die Toningenieure und Bandmitglieder haben zwar versucht, zu retten, was zu retten war und möglichst viel zu kaschieren, doch fällt es umso mehr auf, wenn der Leadgesang streckenweise fast im Hintergrund verschwindet oder an anderer Stelle durch eine unpassende Mehrstimmigkeit unterstützt wird.

Die vier neuen Songs helfen leider auch nicht sonderlich weiter. Die rockigeren Nummern bieten als Untermalung für den leider auch hier suboptimalen Gesang ein Riffing, das einfach nicht zu Whitesnake passt und der wohl beste Song des Albums “All I Want Is You” klingt wie ein Überbleibsel aus den “Into the Light”-Sessions.

Man mag die aktuelle Whitesnake-Besetzung gut finden oder nicht, aber was David Coverdale mit diesem Album abliefert ist nichts mehr als ein musikalischer Offenbarungseid, für dessen Veröffentlichung mir auch nach langem Überlegen nur ein Grund einfällt: nämlich der Versuch, einen finanziellen Offenbarungseid zu verhindern.

Sch… (01/20 Punkte)


Epica - The Road To Paradiso

17. Juni 2006 · Audio · andreas · Kein Kommentar

Während andere Plattenfirmen mit “Basic” und “Standard”-Versionen ihrer Produkte den Weg “less value for less money” beschreiten, veröffentlichen Transmission Records mit Epicas “The Road To Paradiso” “more value zum Standardpreis”. Eine Rechnung, die durchaus aufzugehen scheint - das Buch ist auf Platz 89 in die “Dutch Album Top 100” eingestiegen und anschließend bis auf Platz 46 geklettert.

Schon die Produktbeschreibung “Photo Sound Book” macht klar, daß man hier etwas Neues (das letztendlich auch nicht so neu ist) probiert hat, nämlich die Veröffentlichung eines Buches mit CD oder einer CD mit Buch – je nach Sichtweise.

Der Titel ist hierbei Programm, denn “The Road To Paradiso” beinhaltet kein neues Epica-Album, sondern versucht vielmehr den Weg von dem allerersten, noch unter dem Namen SAHARA DUST eingespielten Demo “Cry For The Moon” bis hin zur ausverkauften DVD-Aufzeichung im legendären Paradiso in Amsterdam zu beleuchten.

Neben vielen Photos, die auch manch interessanten Blick hinter die Kulissen werfen, entpuppt sich auch der Text als durchaus kurzweilig und lesenswert, auch wenn er leider in einigen Passagen nicht vom Transmission-Marketing-Blahblah verschont blieb. Einen weiteren Teil des Buches bilden die Fan-Contributions, Bilder und Texte, die von Fans über die eigens hierfür bereitgestellte Website eingereicht werden konnten.

Appropos Website und Fans: um den Geschmack der potentiellen Käuferschicht auch halbwegs zu treffen, wurde eine Umfrage durchgeführt, welches Material denn auf der beiliegenden CD enthalten sein sollte: Interviews, Demoversionen, Livesongs oder doch lieber unveröffentlichte Stücke – eine Aufteilung, in deren Gewichtung man sich dann auch weitestgehend ans Fan-Votum gehalten hat. Neben den Livetracks, die schon mächtig Appetit auf die im September zu erwartende Live-DVD machen, sticht hier besonders der Track “The Fallacy” hervor, eine ziemlich schräge Nummer, die hier erstmalig das Licht der Welt erblickt.

Alles in allem ist “The Road To Paradiso” ein gelungenes Dankeschön an die bereits vorhandenen Fans und auch ein durchaus lesenswertes Werk für alle sonstigen Interessenten, zum musikalischen Kennenlernen von Epica ist es hingegen weniger geeignet. Diejenigen Fanbeiträge, die es nicht ins Buch geschafft haben, sollen in den nächsten Wochen und Monaten zumindest online auf http://www.theroadtoparadiso.com veröffentlicht werden.


Deep Purple - Rapture Of The Deep tour edition

02. März 2006 · Audio · andreas · Kein Kommentar

Mit leichter Verspätung veröffentlicht edel Records pünktlich zum Tourende eine “Rapture Of The Deep tour edition”. Zusätzlich zum regulären Album (mit dem Bonustrack “MTV” der limited Tinbox, aber ohne das Electronic Press Kit) erhält der Käufer eine zweite Silberscheibe, die mit einigen interessanten Songs aufwarten kann:

Los geht’s mit der “new version” von “Clearly Quite Absurd”, das auf radiotaugliche Länge zurechtgestutzt und mit Weichspülelementen angereichert wurde. Als Ausgleich dafür gibt’s weniger Schlagzeug und Orgel zu hören. Beim zweiten Track “Things I Never Said” handelt es sich um einen der besten Songs der “Rapture Of The Deep”-Sessions, der ursprünglich leider nur als Japan-Bonus-Track verwendet wurde. Die Nummer Drei im Studiobunde ist “Well Dressed Guitar”, eine Nummer, die schon vor Jahren im Liveprogramm von Deep Purple verewigt wurde und nun ihre Studiopremiere feiern darf. Ein Muß für alle Steve Morse-Fetischisten.

Die weiteren Songs wurden bei einem Secret Gig am 10. Oktober 2005 im Hardrock-Cafe in London mitgeschnitten, hinken aber leider soundmäßig aktuellen Livestandards hinterher. Neben “Rapture Of The Deep” und “Money Talks” gibt es mit “Highway Star” (mit neuem Intro), “Smoke on The Water” und “Perfect Strangers” drei Songs, die man sicherlich – trotz der musikalisch interessanten Versionen – nicht unbedingt nochmal als Live-Konserve gebraucht hätte.

Appropos “Money Talks” – sicherlich, es wird niemand dazu gezwungen, sich diese Doppel-CD zuzulegen – darauf spekuliert, dass der geneigte Fan das trotzdem tun wird, hat edel aber wohl auf jeden Fall. Besonders ärgerlich dürfte der Release für all diejenigen sein, die sich für viel Geld extra wegen “Things I Never Said” den Japan-Release organisiert haben. Doch damit nicht genug – damit auch die Komplettisten noch mal was zum investieren haben, wird parallel zur Normalversion auch ein Digipack veröffentlicht …

P.S.: Leider ist die “Rapture Of The Deep tour edition” mit Kopierschutz ausgestattet - fairerweise hat EDEL aber als kaufhemmendes Argument sowohl auf das Backcover als auch auf den CDs einen deutlichen Un-CD-Hinweis angebracht.


Iron Maiden - Death On The Road

04. September 2005 · Audio · andreas · Kein Kommentar

Livealben sind in den letzten Jahren groß in Mode! Während es vor Urzeiten pro Band ein Livealbum je Dekade gab, erscheint heute in der Regel nach jeder Tour auch gleich der passende Mitschnitt – nach Möglichkeit auch gleich als CD und DVD im Doppelpack. Iron Maiden legen noch eins drauf und veröffentlichen “Death on the Road” für die ganz hartgesottenen Fans auch als Doppel-LP, die “The Trooper”-Maxi gibt’s natürlich auch noch nebenbei.

Während der “Brave New World”-Reunionstour auf “Rock in Rio” mehr oder minder gebührend gehuldigt wurde, bietet “Death on the Road” (wie man sich fast schon denken kann) einen Mitschnitt der “Dance Of Death”-Tour, aufgenommen im November 2003 in der Dortmunder Westfalenhalle.

Neben einem stimmgewaltigen Publikum und einen glänzend aufgelegten Bruce Dickinson überrascht vor allem die Tatsache, dass viele der Songs, die auf “Death on the Road” noch nicht so recht zünden wollten, dies auf Live-Konserve durchaus tun: egal, ob “Wildest Dreams”, “Rainmaker” oder “No More Lies”, die Liveversionen bringen genau das “plus X”, das auf der Studioscheibe noch schmerzlich vermisst wurde. Bedingt durch die Tatsache, dass mit sechs Songs immerhin mehr als die Hälfte des aktuellen Albums gespielt wurde, bleibt für die meisten anderen Alben nicht mehr allzu viel Setlist übrig: “Brave New World” vom gleichnamigen Reunionsalbum und “Lord Of The Flies” sind die einzigen neueren Songs, während der Rest eher unter dem Schlagwort “Vor-Blaze-Standards” einzuordnen ist. Auch “Can I Play With Madness” wurde wieder in die Setlist mit aufgenommen, diesmal allerdings mit einem deutlich besser klingenden Anfangschorus als noch auf “A Real Live One” – trotzdem schade, hat die “Seventh Son Of A Seventh Son” doch mit “Infinite Dreams” oder “The Prophecy” deutlich stärkere Nummern am Start.

Auf der Minus-Seite gibt’s zwei Punkte zu verbuchen: für das Cover musste schon wieder ein Computer-Eddie herhalten, der leider den Riggs-Zeichnungen trotz guter Idee nicht ansatzweise das Wasser reichen kann.

Die CD sowie das zugehörige Cover zieren mal wieder ein “Copy Controlled”-Aufdruck – schade, dass man bei der EMI anscheinend immer noch der Ansicht ist, die zahlende Kundschaft bestrafen zu müssen!


Epica - Consign To Oblivion

02. Juli 2005 · Audio · andreas · Kein Kommentar

Kaum ist eine Band halbwegs erfolgreich, findet sich gleich eine ganze Latte von Nachahmern, die auch längst nach dessen Abfahrt immer noch versuchen, auf den Zug aufzuspringen. Gleichzeitig bekommt jede andere Band, die auch nur irgendwie ähnlich zu klingen scheint den Stempel “Clone” aufgedrückt. Auch bei Epica war ab und an der Zusatz “Nightwish-Clone” zu lesen, ganz so, als hätten diese das Genre erfunden und als würden Epica versuchen, die erfolgreichen Finnen zu kopieren.

War mir schon beim superben Erstling “The Phantom Agony” schleierhaft, woher diese Assoziationen kommen, dürften die Vergleiche mit “Consign To Oblivion” nun (hoffentlich) endgültig der Vergangenheit angehören.

Epica haben es auf “Consign To Oblivion” noch besser als auf dem Erstling geschafft, ihre Trademarks herauszuarbeiten – schon das Intro “Hunab K’u - A New Age Dawns” verbreitet genau die Stimmung, die dann auch den “Rest” der Scheibe dominiert – atmosphärische, an Soundtracks angelegte Kompositionen, ausgestaltet mit orchestralen Einlagen, Chören, der bezaubernden Stimme von Frontfrau Simone Simmons sowie hier und da ein paar “Grunts & Screams” von Hauptsongschreiber Mark Janssen. Nicht umsonst findet man auch Hans Zimmer in der Liste der Lieblingsmusiker einiger Bandmitglieder.

In Sachen Aufmachung hat sich die Plattenfirma Transmission Records nicht lumpen lassen, die Erstauflage erscheint als Digibook mit Bonus-DVD, auf der ein ca. 40-minütiges “making of Consign To Oblivion” mitsamt Photogalerie gepackt wurde.

“Consign To Oblivion” ist ein ausgereiftes Album, das eine deutliche Weiterentwicklung der Band zeigt und bisher zu den besten Veröffentlichungen des Jahres 2005 zählt. Einziger musikalischer Minuspunkt ist das Fehlen eines absoluten Standalone-Überknallers wie “Feint” von “The Phantom Agony”.

Überragend (16/20 Punkte)

P.S.: Auch wenn es “von außen” nicht erkennbar ist - die CD kommt mit Kopierschutz! Erst nach dem Auspacken strahlt dem Käufer ein “Copy Controlled”-Schriftzug mitsamt zugehörigem Logo entgegen. Wer sich den Kauf einer solchen Un-CD ersparen will, sollte stattdessen zur SACD greifen, die bei fast gleichem Preis noch drei Bonussongs mitbringt und auch auf normalen CD-Playern funktioniert.