Fish

Rock Of Ages 2006

17. September 2006 · Konzerte · andreas · Kein Kommentar

Gotthard

GotthardGotthard haben beim Rock Of Ages wohl das zustande gebracht, was sich Whitesnake beim Bang Your Head gewünscht hätten: sie kamen, sahen und siegten.

Schon vor Showbeginn ist der Platz vor der Bühne gut gefüllt und als die Schweizer um Frontmann Steve Lee mit “All We Are” loslegen, gibt’s im Publikum kein Halten mehr und die Band wird nach allen Regeln der Kunst abgefeiert.

Die Band selbst agiert deutlich spielfreudiger als auf dem Bang Your Head 2004, als sie einen eher durchwachsenen Eindruck hinterließ, und auch die Setlist lässt beim Publikum kaum Wünsche offen: von der Joe South-Coverversion “Hush” (die ja auch schon von Deep Purple mehrfach verwurstet wurde) über das balladeske “One Live, One Soul” bis hin zu “Lift U Up” ist alles im Programm enthalten.

Da ansonsten auch sowohl die musikalische Leistung stimmt und auch der Frontmann seinem Titel vollkommen gerecht wird kann man den Auftritt schlicht und ergreifend unter 90 Minuten Party pur zusammenfassen.

Twisted Sister

Twisted SisterAller guten Dinge sind angeblich drei – und so war der Auftritt beim Rock Of Ages für mich das dritte Mal, dass ich Twisted Sister nach den Auftritten beim Bang Your Head 2003 und 2005 sehen sollte.

So sehr mich Dee Sniders Soloauftritt 2001 auch begeistert hatte, der Funke der wiedervereinigten Schwestern wollte nie so recht auf mich überspringen. Fand ich den Auftritt 2003 noch ganz in Ordnung, so war 2005 für mich hauptsächlich eine langweilige Dauerwerbesendung, die nach “Cashing In” und “wir machen ganz viel Werbung für unser gerade noch mal eingespieltes Album und Live-DVD” roch. So hielt sich meine Vorfreude auf den abermaligen Auftritt schwer in Grenzen, aber glücklicherweise hat man beider letzten Band des Tages ja die angenehme Option, vorzeitig das Feld räumen zu können ohne eine darauf folgende Band zu versäumen.

Doch erstens kommt es anders, zweitens als Man(n) denkt – denn dieses Mal ist zumindest aus meinem Blickwinkel fast alles anders. Nicht nur, dass die Wahl des Openers “Come Out And Play” schon einen Fingerzeig weg vom ewigen “Stay Hungry” bedeutet, die fünf Musiker auf der Bühne wirken zum ersten Mal, als würden sie nicht nur dort stehen, weil ihnen jemand $DOLLAR dafür zahlt – man kann fast den Eindruck gewinnen, dass dort oben eine Band steht, der es Spaß macht, miteinander auf der Bühne zu agieren. Bei der Zusammenstellung der Setlist hat die Band glücklicherweise ebenfalls ein gutes Händchen bewiesen, und so erschallt ein guter Querschnitt durch das gesamte Schaffen von Twisted Sister, der bei den Anwesenden kaum einen Wunsch offen lässt.

Doch Twisted Sister wären nicht Twisted Sister, wenn man nicht einen merklichen Teil der Spielzeit für Ansagen “vergeuden” würde. Und so gibt es neben der obligatorischen Ansprache von J.J.French auch einige längere Blöcke von Frontmann Dee Snider, der über Jägermeister-Hüte diskutiert, darauf hinweist, dass es sich bei den Musikern auf der Bühne im Gegensatz zu manch anderer reformierter Band allesamt um Originalmitglieder handelt, man bei Twisted Sister auf die größten Hits nicht bis zum Ende der Show warten muss und last but not least mit Veranstalter Horst Odermatt die Auswirkungen einer “strict Curfew” auf den Headliner vorne auf dem Catwalk diskutiert. Prinzipiell ja ganz nett, aber ich persönlich hätte mir stattdessen lieber noch einen Song oder zwei gewünscht.

Vixen

VixenKeine Ahnung, ob Twisted Sister Frontmann Dee Snider am Freitag Abend die Mädels von Vixen bei zumindest einiger seiner Ansagen im Hinterkopf hatte, aber so manches passt wie die Faust auf’s Auge:

Die Band, die sich heute als Vixen präsentiert, hat mit den Mädels, die 1988 ihr selbstbetiteltes Debut und 1990 “Rev It Up” veröffentlichten nur noch Gitarristin Jan Kühnemund gemeinsam, einen Zusammenhang mit dem Line-Up, das 1998 hinter “Tangerine” steckte fehlt sogar gänzlich.

Während schon nach dem Opener deutliche “Edge Of A Broken Heart”-Rufe aus dem Publikum zu vernehmen sind, dauert es noch bis zum letzten Song, bevor der vielleicht größte Hit der Band endlich gespielt wird.

Und so bleibt es dann auch eher ein ruhiger und verhaltener Auftritt, den die Mädels nebst Quotenmann auf die Bretter legen als eine mitreißende Show. Vor allem Frontfrau Jenna Sanz-Agero, die mit ihrem Schwanger-oder-nicht-Outfit für reichlich Vermutungen sorgte, muß noch deutlich an sich arbeiten, denn “nur” eine fehlerfreie gesangliche Performance ist einfach nicht genug, vor allem an einem Tag, wenn man sich am selben Tag dem Vergleich mit Abräumern wie FISH oder URIAH HEEP stellen muß.

Fish

FishFISH ist seit rund einem Jahr sporadisch mit dem „Return To Misplaced Childhood“-Programm unterwegs, einem Geburtstagsgeschenk an all diejenigen, die seinerzeit noch zu jung oder ignorant waren, um Marillions “Misplaced Childhood” live zu erleben.

Der Set war hierbei meist zweigeteilt: nach einem rund einstündigen FISH-Set quer durch alle Schaffensperioden gab’s im zweiten Teil das komplette “Misplaced Childhood” am Stück und im Zugabenteil noch die Marillion Hits “Market Square Heroes”, “Incommunicado” und “Fugazi”. Da durch die begrenzte Spielzeit von vornherein klar war, dass nur entweder oder oder möglich sein wird, durfte man auf die Entscheidung gespannt sein.

Als die ersten Klänge von “Pseudo Silk Kimono” erschallen ist klar, wohin die Reise geht und dass es “Misplaced Childhood” am Stück gibt. Eine interessante Konstellation, denn da die Songs fließend ineinander übergehen ist wohl auch mit den ersten Worten des auch verbal recht unterhaltsamen Herrn Dick wohl vorerst nicht zu rechnen – eine Tatsache, die er später auch selbst noch einmal mit der Bemerkung, dass nach dem ersten Lied ja fast schon die gesamte Spielzeit vorbei ist, aufgreift. Die Band wirkt besser auf einander eingespielt denn je und waren auf der Tour im Frühjahr an einigen Stellen noch leichte Unsauberheiten zu hören, überzeugt die musikalische Leistung von der ersten bis zur letzten Minute. FISH selbst gibt sich wie große Teile des Publikums der Magie der Musik hin, vergisst aber nicht, seine glänzenden Entertainerfähigkeiten hier und da aufblitzen zu lassen wie zum Beispiel in dem Moment als er passend zur Textpassage “and the man from the magazine wants another shot” noch einmal eine Runde ausgiebig in die Kamera von Cheffe Stefan strahlt.

Der Nach-“Misplaced Childhood”-Teil animiert dann noch mal deutlich mehr zum mitrocken als der eher kopflastig-emotionale Teil und FISH vergisst auch nicht, die Zuhörer im Bierzelt ausgiebig zu begrüßen und ebenfalls zum mitmachen zu animieren.

Um Tanja + Timmy aus dem Rock Of Ages-Gästebuch zu zitieren: “Wer da keine Dauergänsehaut hatte, der hat ’ne faule Kartoffel an der Stelle, wo eigentlich das Herz sein sollte.”


Geschnittener Fish

6. Juni 2006 · IMHO · andreas · Kein Kommentar

hitgigantenBest-Of und Chartsendungen sind so eine Sache, vor allem, wenn sie nach nicht näher definierten Kriterien zusammengestellt werden. Eine der schlimmsten des Genres ist sicherlich die Sendung “Die Hit Giganten”, in deren aktueller Ausgabe “Rockballaden” “unvergessene Balladen aus der Welt des Rocks live und mit tollen Einspielern präsentiert” werden.

So weit, so gut. Leider sind die Auftritte meist Playback und die Einspieler werden mit Kommentaren mehr oder minder wichtiger Promis verschönert, während zwischen den musikalischen Teilen eine weitere Reihe mehr oder minder wichtiger Promis ihre Kommentare in einer Talkrunde ablassen.

Doch zurück zum eigentlichen Thema: noch heute, rund eine Woche nach der Sendung ist auf der SAT.1-Seite folgendes zu lesen:

Es treten live im Studio auf: City - “Am Fenster” John Miles - “Music” Ken Hensley (Uriah Heep) - “Free Me” Fish - “Vigil” Ritchie Blackmore (Deep Purple)- “Child In Time” Scorpions - “Wind Of Change” Toto - “Rosanna”, “Bottom Of My Soul”

die dann auch alle zu sehen waren. Alle? Nein, nicht alle - FISH (den ehemaligen Sänger von MARILLION) gab’s nur für rund 4,5 Sekunden im Abspann zu sehen, vom Auftritt aber leider nix.

Ist der Auftritt also vielleich ins Wasser gefallen? Keine Ahnung! Unter der Rubrik “Bilder & Videos - Hier findest du die schönsten Bilder aus der Show” kann man sich jedenfalls auch zwei Bilder mit FISH am Mikro anschauen, genauso wie einen stehend Gitarre spielenden John Miles, den es in der Aufzeichnung auch nur sitzend am Klavier gab.

Tolle Sache das ist - aber beim dritten Lesen der Überschrift fiel es mir auf: es steht ja nur “Es treten live im Studio auf” und nix davon, daß das auch gesendet wird …


Fish 2005-06-18

20. August 2005 · Konzerte · andreas · Kein Kommentar

FishWährend “umsonst und draußen” in Deutschland meist bedeutet, in irgendeinem Hinterhof bei einem Stadtfest einer drittklassigen Cover-Combo lauschen zu “dürfen”, lassen sich unsere luxemburgischen Nachbarn durchaus etwas mehr einfallen (und wohl auch kosten): 1999 gab es im Programm zur Thronüberhabe unter anderem Deep Purples “Concerto For Group And Orchestra” inklusive Wasserspiele im angrenzenden Brunnen, für die “Fete De La Musique 2005” wurde in Dudelange kein geringerer als (immer-noch-Ex-Marillion-Sänger) Fish als Hauptact für den Abend auf die Bühne gestellt.

Die Bedingungen waren ideal: strahlender Sonnenschein bei Temperaturen zwischen 20 und 25 Grad, eine große Bühne auf dem gut gefüllten Rathausplatz und eine Band, die glänzend aufgelegt war.

Los ging es gegen 21:45 mit einem Mix aus Fish-Material, der neben aktuellen Songs wie “Moving Target” auch ältere wie “Credo” enthielt und rund eine Stunde dauerte, bevor das von der entsprechenden Tour bekannte Marillion-Live-Intro die “Return To Childhood” eröffnete. Zum Geburtstag des Albums wurde die komplette “Misplaced Childhood” zelebriert – nahe am Original, aber doch eindeutig mit einem Fish-Stempel.

Band und Publikum strahlten um die Wette und man hatte bei Fish stellenweise das Gefühl, dass man ihm das Strahlelächeln irgendwann wieder operativ entfernen müsste. Aber nicht nur auf und vor der Bühne wurde gestrahlt, auch hinter der Bühne ließ man sich offensichtlich von der guten Stimmung anstecken: als zu Ende der regulären Spielzeit die Band die Bühne bereits verlassen hatte und die Moderatorin des Abends schon einsatzbereit am Bühnenrand stand, wurde die Spielzeit überraschenderweise um weitere 15 Minuten verlängert und die Band kam noch einmal zurück, um mit “Fugazi” den Abend zu beschließen.

Schade war nur dass im Gegensatz zur Ankündigung leider kein Fish-Merchandise am dafür vorhergesehenen Stand vorhanden war – viele strömten hin und leider auch mit leeren Händen wieder zurück.


Fish – Field Of Crows

13. Dezember 2004 · Audio · andreas · Kein Kommentar

Daß Derek William Dick, besser bekannt als Fish, mit dem Musikbusiness (und vor allem den Plattenfirmen) nicht viel am Hut hat, ist kein Geheimnis. Und so erschien “Field Of Crows” auf seinem Eigenlabel “Chocolate Frog Records” und wurde zuerst nur über Direktvertrieb und bei Konzerten (für “leicht” überteuerte 20 Euro / Stück) unter das Volk gebracht. Inzwischen steht das Album dank abgeschlossener Vertriebsdeals auch in jedem halbwegs gut sortierten (Platten-)Laden und kann somit deutlich einfacher und glücklicherweise auch preiswerter erworben werden.

Hatte man besonders auf dem Vorgängeralbum “Fellini Days” den Eindruck, daß Fish orientierungslos umherirrt, so scheint er mit “Field Of Crows” endlich wieder zu sich selbst gefunden zu haben. Schon der mystisch angehauchte Opener “The Field” zeigt dies deutlich und mit dem folgenden “Moving Targets” baut sich langsam ein Spannungsbogen auf, der mit “The Lost Plot” seinen ersten Höhepunkt findet und mit dem abschließenden “Scattering Crows” schließlich in einem großen Finale endet.

Fish ist es gelungen auf “Field Of Crows” die Essenz seiner bisherigen Soloscheiben zu destillieren und dabei gleichzeitig seine Vergangenheit zu integrieren. Herausgekommen sind ansprechende, mitreißende Songs, die jetzt schon Lust auf das nächste Studioalbum machen.

Überragend (16/20 Punkte)