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Whitesnake - Good To Be Bad

05. Juli 2008 · Audio · andreas · Kein Kommentar

Whitesnake - Good To Be Bad (Cover)Fast 20 Jahre nach dem letzten Studio-Release erscheint mit “Good To Be Bad” ein neues Studioalbum unter dem Whitesnake-Banner (das 1997 veröffentlichte “Restless Heart” war als David Coverdale & Whitesnake gekennzeichnet). Über die genauen Gründe dieser Wiederbelebung darf natürlich trefflich spekuliert werden - nicht wenige vermuten, daß alleine die Tatsache, von einer neuen Whitesnake-Scheibe deutlich mehr Exemplare als seinerzeit vom superben, aber unter eigenem Namen veröffentlichten “Into The Light” absetzen zu können, den Ausschlag gab.

Schon auf der 2006 erschienenen (und leider hundsmiserablen) “Live… In The Shadow Of The Blues” waren zwei neue Studio-Tracks zu hören, die allerdings wenig Hoffnung auf das Erreichen eines annehmbaren Qualitätslevels machten und so waren denn auch die Erwartungen an “Good To Be Bad” alles andere als hoch.

Ob es letztendlich daran oder an der tatsächlichen Qualität des Songmaterials liegt, sei dahingestellt - aber nach den ersten Durchläufen stellt sich vorsichtige Erleichterung ein: “Good To Be Bad” knüpft so nahtlos an den Sound von “1987” und “Slip Of The Tongue” an, als hätte es die letzten 20 Jahre nicht gegeben und als wäre nicht - abgesehen von David Coverdale - mit Doug Aldrich, Reb Beach, Uriah Duffy und Schlagwerker Chris Frazier eine ganz andere Mannschaft am Start. Theoretisch ist mit Timothy Drury auch ein Keyboarder vorhanden, dessen Arbeit aber weitestgehend im Gesamtmix untergeht, ebenso wie die ursprünglich blueslastigen Wurzeln der Band in der Tradition der End-80’er nur noch punktuell zu erkennen sind.

So sehr die Nähe zu bereits Bekanntem den Einstieg in das Album auch erleichtert, entwickelt sich gerade dieser Umstand mit jedem weiteren Durchlauf zu einem Problem: es gibt einfach zu wenig überraschende Momente und zu wenig Eigenständigkeit, die Songs wirken über weite Strecken mit den Vorgängeralben austauschbar. Dieses Festhalten an bewährten Strickmustern hat zwar einen weiteren Totalausfall vermieden, für eine Legende wie Whitesnake ist dies aber einfach zu wenig.

Gut (10/20)


Blowback - Morning Wood

19. Juni 2008 · Audio · andreas · Kein Kommentar

Blowback - Morning Wood (Cover)Interessante Mischung, die Blowback auf ihrem ersten eigenen Album (2006 waren sie bereits auf einer Split-CD zusammen mit Asteroid vertreten) vollbringen: während die Riffs des Openers “Kamasutra” unweigerlich an alte Black Sabbath erinnern, könnten die Gesangslinien (und wohl auch Stimmeffekte) von W.A.S.P.s “Dominator” stammen.

Während die Nähe zu den Black Sabbath der 70’er auch für den Rest des Albums unüberhörbar bestehen bleibt, haben sich die Anleihen bei Blackie Lawless bereits nach dem ersten Stück weitestgehend erledigt und Songs wie “Eclipse Of The Antropoid” grooven mindestens so cool, wie der Titel klingt.

Vollkommen unverständlich bleibt mir allerdings, warum die meisten 70’er Jahre Retro-Bands davon ausgehen, daß eine authentische Platte auch gleich wie zu Hause im Keller aufgenommen klingen muß - das hätte selbst mein alter Taperekorder aus Kindertagen besser gekonnt. Bands wie Deep Purple und Uriah Heep haben schon damals bewiesen, daß es auch anders geht, von Pink Floyd gleich ganz zu schweigen.

Gut (10/20)


Avantasia - The Scarecrow

17. Juni 2008 · Audio · andreas · Kein Kommentar

Avantasia - The Scarecrow (Cover)Das AVANTASIA-Projekt von EDGUY-Frontman Tobias Sammet konnte mich mit den beiden “Metal Opera Pt. I und II” nicht so recht überzeugen. Handwerklich über jeden Zweifel erhaben war es letztendlich das letzte Töpfchen Schmalz, das für meinen Geschmack eindeutig zu viel war.

Aufmerksam auf den nun vorliegenden dritten Output des Projekts wurde ich erst, als mir beim Überblättern eines der zahlreichen Interviews rund um den Releasetermin der Name Alice Cooper förmlich ins Auge sprang. Alice Cooper und Schmalz? Passt irgendwie nicht, also: CD organisieren und reinhören.

Gesagt, getan und “The Scarecrow” hat sich seitem auch zu einem Dauerbrenner in meinem Player entwickelt. Das Album grenzt sich sowohl von den beiden bisherigen AVANTASIA-Alben als auch von den EDGUY-Scheiben deutlich ab und bietet eine gelungene Mixtur aus coolen Rockern und Metal-Songs, die mit jeder Menge Gaststars angereichert wurden - so sind neben der Stammtruppe Tobias Sammet, Sascha Paeth und Eric Singer u.a. Roy Khan, Jorn Lande, Michael Kiske, Bob Catley, Henjo Richter, Kai Hansen, Amanda Somerville, Oliver Hartmann, Rudolf Schenker und eben auch Alice Cooper zu hören.

Letzterer liefert mit “The Toy Master” auch gleich einen der Glanzpunkte des Albums ab, ist dieser dem Meister doch förmlich auf den Leib geschneidert und könnte so auch problemlos auf einer Cooper-Scheibe stehen. Die Melodieführung der von Amanda Sommerville intonierten Ballade “What Kind Of Love” hingegen klingt zu beliebig und austauschbar und entpuppt sich als eindeutiger Schwachpunkt des Albums.

“The Scarecrow” gibt es auch als limitierte Auflage im Doppelpack mit einer Video-DVD, die als kostengünstige Dreingabe sicherlich ganz nett, von “Value for money” aber ein ganzes Stück weit entfernt ist.

Super (15/20)

PS: Im Vorfeld zum Release von “The Scarecrow” wurden zwei CD-Singles namens “Lost in Space” veröffentlicht, die neben besagtem Song jede Menge Non-Album-Tracks inklusive ein paar cooler Coverversionen enthalten.


Graveyard - Graveyard

23. November 2007 · Audio · andreas · Kein Kommentar

Graveyard - Graveyard (Cover)Retro ist ganz groß in Mode – und während Man(n) befürchten muß, demnächst wieder mit gestreiften Leggins und Stulpen konfrontiert zu werden, nehmen uns Graveyard noch ein ganzes Ende weiter mit in der Reise in die Vergangenheit.

Schon die Optik stimmt auf das zu Erwartende ein: ein kleines, gezeichnetes Papp-Foldoutcover und die CD mit LP-lookalike-Aufdruck, schwarzweiß Bandphoto mit Leuten in seltsamen Gewändern – nur die aufgedruckte myspace-URL will da nicht so recht passen.

Was hier auf CD gepresst wurde, wird dem “Steppin’ out of the woods and right into your head!” aus dem Info durchaus gerecht, denn die Boxen dröhen und scheppern, so daß man binnen kürzester Zeit die komplette Einstellung & Verkabelung der heimischen Stereoanlage durchcheckt, denn wie immer man sich “Heavy psychedelic 70’s hardrock” auch vorstellen mag, genau so klingt die Scheibe.

“Three full moons, three gigs and three severe injuries, they had landed one record contract” erzählt launig der Beipackzettel und deutet damit an, dass Titel wie “Evil Ways”, “Right Is Wrong” oder “Satan’s finest” vielleicht nicht so düster gemeint sind, wie der erste Eindruck suggeriert.

Im Gegensatz zur Aufmachung stellt sich beim Hören leider ein musikalischer Abnutzungseffekt ein - auch wenn die ersten Songs durchaus Spaß machen, irgendwann wünscht man sich doch etwas mehr Abwechslung, zündende Aha-Momente bleiben hier weitestgehend aus.

Ordentlich (08/20)


Fish - 13th Star

23. November 2007 · Audio · andreas · Kein Kommentar

Lange Zeit stand in den Sternen, ob es überhaupt noch ein Nachfolgealbum zur “Scattering Crows” geben wird – doch glücklicherweise hat sich Fish besonnen und legt mit “13th Star” eines der definitiven Highlights 2007 vor.

“13th Star” ist ein für Fish-Verhältnisse eher untypisches Album geworden, das an manchen Stellen sehr heavy und düster scheint, an anderer Stelle dagegen mit wunderschönen ruhigen Momenten begeistert, irgendwo im Schnittpunkt zwischen Fishs bisherigem Solo-schaffen, Peter Gabriel und den Gilmour’schen Pink Floyd. Auffällig ist auf jeden Fall neben den mancherorts eingebrachten technischen Spielereien die gerade bei den härteren Songs dominierende Rythmik, ein Verdienst, der wohl Basser und Hauptsongschreiber Steve Vantsis zuzuschreiben ist, während Produzent Calum Malcolm hauptsächlich für die Vocalaufnahmen und den allerletzten Schliff zuständig war.

Textlich bewegt sich “13th Star” auf einer sehr emotionalen Ebene, mit eher nachdenklichen Lyrics, die sich um das Thema Beziehungen bewegen –geprägt vom mehrmaligen auf und ab seiner Beziehung mit Heather Findlay, die fast zeitgleich zu den Aufnahmen endgültig in die Brüche ging. Hieraus entspringt sicherlich auch ein Teil der Faszination der Vocals, denn stellenweise hat man richtig den Eindruck, dass Fish einen Teil der textlichen Grundlage beim Singen erneut durchlebt. Besonders deutlich wird dies beim abschließenden Titelstück, bei dem Fish mehr als einmal die Stimme wegbricht und der Kloß im Hals hörbar wird – ein Umstand, der dem Song eine ungeahnte Intensität verleiht.

Doch zurück zu den Sternen, die man als immer wiederkehrendes Thema findet, und die mir – nicht nur beim Betrachten des superben Artworks von Mark Wilkinson – den Albumtitel “The Art Of Navigating By The Stars” von Sieges Even ins Gedächtnis riefen.

“13th Star” ist sicherlich kein leicht verdauliches Album geworden und braucht bis zur vollständigen Entfaltung durchaus mehrere Durchläufe, dann aber erstrahlen Perlen wie “Zoe 25” oder “Arc Of The Curve” in ihrer vollen Schönheit – ohne dass bei den eingänigeren Stücken ein Abnutzungseffekt entsteht.

Für alle Fishmaniacs erscheint das Album zuerst nur im limitierten Digipack mit dickem Farb-Booklet und “Making Of”-DVD über Online-Store und Merchandise-Stand, während die später erscheinende reguläre Veröffentlichung wohl auf die Beigaben verzichtet.

Die DVD enthält neben zielgruppenorientierter Werbung jede Menge Hintergrundinformationen zum Entstehungsprozess des Albums, gebündelt in einer rund einstündigen Doku. Hierbei ist es recht interessant, neben der Person Dereck W. Dick auch den Musiker Fish zu sehen (und zu hören). Sicherlich keine DVD, die man immer mal wieder kucken möchte, aber auf jeden Fall ein “nice to have”.

Überragend (17/20)