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Anderson / Wakeman - The Living Tree

12. Dezember 2010 · Audio · andreas · Kein Kommentar

Die Wege von Yes sind sonderbar und unergründlich - während die Herren Howe, Squire und White zusammen mit Wakeman-Sohn Oliver und Coverband-Sänger Benoit David unter dem Banner “Yes” durch die Lande ziehen, sind fast gleichzeitig die Herren Wakeman (diesmal der Vater) und Jon Anderson mit dem “Anderson Wakeman Project 360” in England unterwegs.

“The Living Tree” steht zwar in keinem direkten Zusammenhang mit dem “Project 360”, doch war dieses mit großer Wahrscheinlichkeit einer der Gründe, das vor rund vier Jahren begonnene Album endlich zu Ende zu führen.

Der Silberling ist sparsam instrumentiert, bietet Rick Wakeman (Keyboards) und Jon Anderson (Vocals and Guitars) in Reinkultur und kommt gänzlich ohne Percussion aus. Alle Songs bis auf das abschließende “Just One Man” (das im ursprünglichen Arrangement auf dem ebenfalls 2010 erschienenen Jon Anderson-Soloalbum “Survival and other Stories” zu finden ist) wurden von Rick Wakeman komponiert, die Texte und Vocallines stammen aus der Feder von Jon Anderson.

Rick Wakemans Instrumentalarbeit akzentuiert hervorragend die stellenweise sehr fragil klingende Stimme Jon Andersons und auch die textliche Fokussierung auf Themen des irdischen Daseins fügt sich wunderbar ins Gesamtbild, genau wie das von Mark Wilkinson gestaltete Cover.

“The Living Tree” mag beim ersten Hören auf Grund des “just the two of us”-Konzepts und seiner durchgängigen Homogenität vielleicht einen Tick zu einfach und ruhig klingen, fesselt jedoch mit jedem weiteren Durchlauf immer mehr durch schlichte Schönheit und die ganz besondere Chemie zwischen seinen Schöpfern.


Black Country Communion - Black Country Communion

20. Oktober 2010 · Audio · andreas · Kein Kommentar

Der Begriff “Supergroup” erfährt in den letzten Jahren einen inflationären Gebrauch. Während 1999 bei Paul McCartneys “Run Devil Run” trotz der Teilnahme von David Gilmour und Ian Paice kaum jemand das Etikett zückte, wird es heute fast jeder Scheibe aufgeklebt, die auch nur zwei ansatzweise bekannte Nasen vereinigt.

Auch Black Country Communion werden meist als Supergroup abgestempelt - auch wenn die Frage gestellt werden darf, wieviel “Super” in zweimal Ex (Glenn Hughes als Ex-Deep Purple und Derek Sherinian als Ex-Dream Theater) sowie einem Sohn (Jason Bonham) und einem “Joe Wer?” (Joe Bonamassa) steckt. Treffender wäre der Begriff “Castingband”, denn wie auf der beiliegenden Bonus-DVD geschildert, ist die Band aus einer Idee des Iron Maiden-Haus-und-Hof-Produzent Kevin Shirley entstanden, der Glenn Hughes und Joe Bonamassa bei einer gemeinsamen Jam-Session gesehen hatte.

Shirleys Vision war es, eine Art moderne Deep Purple zu erschaffen und sie wurde gelungen umgesetzt. Glenn Hughes macht seinem Ehrentitel “The Voice Of Rock” alle Ehre und liefert zusammen mit Jason Bonham ein solides Instrumentalfundament. Derek Sherinian tobt sich auf der Hammond aus und Joe Bonamassa empfiehlt sich durch Gitarrenarbeit irgendwo auf der Schnittlinie zwischen Ritchie Blackmore und Steve Morse auch dem geneigten Hardrock-Fan, der mit Bonamassas Blues-Wurzeln nicht allzu vertraut ist.

Die besten Momente haben Black Country Communion immer dann, wenn die Band sich Zeit lässt und nicht wie bei “Beggarman” durch die Noten hastet. Tracks wie das grandiose “Song of yesterday”, “Stand (At The Burning Tree)” oder der über elf Minuten lange Abschluss “Too Late For The Sun” versprühen genau das “Mistreated”-Feeling, welches die Deep Purple-Scheiben mit Hughes und Coverdale zu Klassikern machte. Und wer gerne einen aktuelleren Vergleich hätte: “Black Country Communion” ist mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit das beste Glenn Hughes-Album seit “Songs in the Key of Rock”.


Steve Morse & Sarah Spencer - Angelfire

10. August 2010 · Audio · andreas · Kein Kommentar
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While the next Deep Purple album still seems to be far, far away, a new Purple-related side-project faces the light of day: Steve Morse joined forces with 22 year old Sarah Spencer to release a vocal album under the “Angelfire”-banner.

Accompanied by STEVE MORSE BAND musicians Dave LaRue on bass guitar and Van Romaine on percussion, the music featured on “Angelfire” has only little to do with Steves work with Deep Purple.

The primary focus is on Sarah Spencers voice with the guitar staying in the background most of the time, accompaning and accenting the vocal lines. Within this kind of clear and natural setup, it is hard to understand why Sarahs vocals have been altered on most songs by several effects, especially reverbs, instead of leaving the voice “the way it is”.

The majority of the songs on the album are of calm nature, trying to impress with the beauty of little details instead of surprising with breaks or unexpected moments. This makes it hard to distinguish between the particular songs during the first few listens, but after a while songs like the Enya-like “Omnis Morse Aequat” begin to stand out.

However, I’m still wondering about the targeted audience: for Steve Morse fans there are way too few moments of the guitar taking the lead - for vocal fans the album has to compete with way too many albums following the “girl & guitar”-concept to have a real chance to be successful.


Hellsongs - Hymns In The Key Of 666

14. Juli 2008 · Audio · andreas · Kein Kommentar

Stilfremde Coverversionen sind immer noch en vogue, auch wenn seit Tori Amos’ “Smells Like Teen Spirit” (1992 auf der “Crucified”-EP veröffentlicht) nicht mehr unbedingt etwas richtig Neues. Mit den “Hymns In The Key Of 666” wagt sich nun das schwedische Poptrio Hellsongs (passender Name, gelle?) an ein Album ausschließlich gespickt mit schwermetallischen Fremdkompositionen.

Schon das Cover der ökologisch verwertbaren (“Packaginng is made of bio-degradable material”) CD-Verpackung zeigt mit Regenbogen, Blümchen, VW Bully und Pommesgabel deutlich in Richtung Lagerfeueratmosphäre mit Hippi-Romantik. Die enthaltenen Songs wurden für die “Hymns In The Key Of 666” komplett in Ihre Einzelteile zerlegt und im Metal(l)-freien Outfit wieder zusammengebastelt.

Trotz der musikalischen Totaltransplantation wurde bei den meisten Stücken der originale Spirit in die neuen Arrangements hinübergerettet - so groovt MEGADETHs “Symphony Of Destruction” mindestens genauso gut wie das Original, nur eben anders und beim Piano & Cello-Intro von SLAYERs “Seasons In The Abyss” braucht es einige Augeblicke, bis der kundige Metal-Fan die Ursprünge erkennt. Während die mit gefühlvollen “Aaaaahs” angereicherte Version von Ac/Dcs “Thunderstruck” einen der absoluten Höhepunkte des Albums darstellt, swingt die Transplantation bei “We’re Not Gonna Take It” von Twisted Sister eher unauffällig vor sich hin und zündet im Gegensatz zum Original nur bedingt.

Der ideale Soundtrack für hochromantische, schwermetallische Lagerfeuer.


Judas Priest - Nostradamus

14. Juli 2008 · Audio · andreas · Kein Kommentar

Angesichts der Tatsache, daß in der heutigen gut dokumentierten Zeit schon eine halbe Stunde nach Ende der Pressekonferenz keinem mehr klar ist, was Kurt Beck der Menschheit mitteilen wollte, ist die Geschichte des Michel de Nostredame mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit eine Geschichte voller Missverständnisse.

Vielleicht gerade deswegen scheinen sein Leben und seine Prophezeiungen eine ganze Menge Leute zu beschäftigen. So werden nicht nur seine Veröffentlichungen immer wieder in neuen Interpretationsversuchen unter die Menschheit gebracht, auch im metallischen Umfeld ist der Mann ein durchaus beliebtes Thema. Nachdem schon VANDEN PLAS-Sänger Andy Kuntz in der Titelrolle des gleichnamigen Musicals brillieren durfte und auch Brazen Abbot-Mastermind Nikolo Kotzev ein Doppelalbum zum Thema veröffentlichte, erscheint nun Judas Priests “Nostradamus”.

Nach dem eher durchwachsenen - weil zu sehr auf Nummer Sicher gehenden - Reunions-Album “Angel Of Retribution” war die Spannung natürlich groß, ob Album Nummer zwei der Post-Ripper-Ära den Erwartungen gerecht werden kann. Bereits beim ersten Durchlauf ist klar, daß die Judas Priest = “Painkiller”-Fraktion an diesem Album nicht viel Freude haben wird, könnte man doch fast vermuten, daß Don Airey seinen Job bei DEEP PURPLE an den Nagel gehängt und ins Lager der Priester gewechselt ist.

“Nostradamus” klingt wie eine Kreuzung der Pre-“British Steel”-Ära gepaart mit dem “Defenders Of The Faith”-Sound und folgt weitestgehend dem Weg, den die beiden vorab veröffentlichten Songs “Nostradamus” und “Visions” bereits skizziert haben. Auch wenn bei einem Gesamtumfang von 2 Silberlingen das Gesamtwerk an der einen oder anderen Stelle schwächelt, kann das Album sowohl durch dichte Atmosphäre als auch durch erstklassiges Songmaterial überzeugen. Der musikalisch abwechslungsreiche Bogen spannt sich hierbei von operesken Melodien wie “Pestilence and Plague” zu düsteren Stampfern wie “Death”, kombiniert mit ruhigen, eher Keyboard dominierten Songs wie “Lost Love”.

“Nostradamus” ist sicherlich weder das stärkste Album, das Judas Priest je veröffentlicht haben, noch das schwächste - sondern reiht sich im Gesamtwerk der Priester im oberen Mittelfeld ein.