CD

Judas Priest - Nostradamus

14. Juli 2008 · Audio · andreas · Kein Kommentar

Angesichts der Tatsache, daß in der heutigen gut dokumentierten Zeit schon eine halbe Stunde nach Ende der Pressekonferenz keinem mehr klar ist, was Kurt Beck der Menschheit mitteilen wollte, ist die Geschichte des Michel de Nostredame mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit eine Geschichte voller Missverständnisse.

Vielleicht gerade deswegen scheinen sein Leben und seine Prophezeiungen eine ganze Menge Leute zu beschäftigen. So werden nicht nur seine Veröffentlichungen immer wieder in neuen Interpretationsversuchen unter die Menschheit gebracht, auch im metallischen Umfeld ist der Mann ein durchaus beliebtes Thema. Nachdem schon VANDEN PLAS-Sänger Andy Kuntz in der Titelrolle des gleichnamigen Musicals brillieren durfte und auch Brazen Abbot-Mastermind Nikolo Kotzev ein Doppelalbum zum Thema veröffentlichte, erscheint nun Judas Priests “Nostradamus”.

Nach dem eher durchwachsenen - weil zu sehr auf Nummer Sicher gehenden - Reunions-Album “Angel Of Retribution” war die Spannung natürlich groß, ob Album Nummer zwei der Post-Ripper-Ära den Erwartungen gerecht werden kann. Bereits beim ersten Durchlauf ist klar, daß die Judas Priest = “Painkiller”-Fraktion an diesem Album nicht viel Freude haben wird, könnte man doch fast vermuten, daß Don Airey seinen Job bei DEEP PURPLE an den Nagel gehängt und ins Lager der Priester gewechselt ist.

“Nostradamus” klingt wie eine Kreuzung der Pre-“British Steel”-Ära gepaart mit dem “Defenders Of The Faith”-Sound und folgt weitestgehend dem Weg, den die beiden vorab veröffentlichten Songs “Nostradamus” und “Visions” bereits skizziert haben. Auch wenn bei einem Gesamtumfang von 2 Silberlingen das Gesamtwerk an der einen oder anderen Stelle schwächelt, kann das Album sowohl durch dichte Atmosphäre als auch durch erstklassiges Songmaterial überzeugen. Der musikalisch abwechslungsreiche Bogen spannt sich hierbei von operesken Melodien wie “Pestilence and Plague” zu düsteren Stampfern wie “Death”, kombiniert mit ruhigen, eher Keyboard dominierten Songs wie “Lost Love”.

“Nostradamus” ist sicherlich weder das stärkste Album, das Judas Priest je veröffentlicht haben, noch das schwächste - sondern reiht sich im Gesamtwerk der Priester im oberen Mittelfeld ein.


Firewind - The Premonition

14. Juli 2008 · Audio · andreas · Kein Kommentar

Firewind gehören zu den Bands, die sich von Album zu Album kontinuierlich weiterentwickeln - und so liefert die Band, die seit 2006 nun endlich über ein stabiles Lineup verfügt, mit “The Premonition” das bislang stärkste Album ihrer Karriere ab.

Hierbei bestechen vor allem die ausgreiften, abwechslungsreichen aber trotzdem eingängigen Kompositionen, welche die richtige Balance zwischen Melodie und Härte finden und glücklicherweise nicht in “Gedudel als Selbstzweck” ausarten.

Die Griechen schaffen es hierbei glänzend, die an mancher Stelle hörbaren 80’er Wurzeln (Accept-Fans dürften bei “Cirle Of Live” vor Freude durchs Zimmer hüpfen) mit modernen Melodic- und Power-Metal-Elementen zu verknüpfen und bieten neben druckvollen Dampfhämmern auch extrem groovende Mittempo-Nummern, die allesamt durch ihr cooles und abwechslungsreiches Riffing zu überzeugen wissen.

Einziger Schwachpunkt des Albums ist die Coverversion von “Maniac”, die leider ohne Höhepunkte etwas zu glatt am Hörer vorbeirauscht - hier wäre, statt das Original mit anderen Instrumenten nachzuspielen, eindeutig etwas mehr Firewindisierung wünschenswert gewesen.

Mit “The Premonition” sind Firewind auf dem richtigen Weg zum Metal-Olymp und werden diesen, sofern sie nicht irgendwann doch noch über ein schwaches Album stolpern, sicherlich auch erreichen.

Überragend (16/20)


Whitesnake - Good To Be Bad

05. Juli 2008 · Audio · andreas · Kein Kommentar

Fast 20 Jahre nach dem letzten Studio-Release erscheint mit “Good To Be Bad” ein neues Studioalbum unter dem Whitesnake-Banner (das 1997 veröffentlichte “Restless Heart” war als David Coverdale & Whitesnake gekennzeichnet). Über die genauen Gründe dieser Wiederbelebung darf natürlich trefflich spekuliert werden - nicht wenige vermuten, daß alleine die Tatsache, von einer neuen Whitesnake-Scheibe deutlich mehr Exemplare als seinerzeit vom superben, aber unter eigenem Namen veröffentlichten “Into The Light” absetzen zu können, den Ausschlag gab.

Schon auf der 2006 erschienenen (und leider hundsmiserablen) “Live… In The Shadow Of The Blues” waren zwei neue Studio-Tracks zu hören, die allerdings wenig Hoffnung auf das Erreichen eines annehmbaren Qualitätslevels machten und so waren denn auch die Erwartungen an “Good To Be Bad” alles andere als hoch.

Ob es letztendlich daran oder an der tatsächlichen Qualität des Songmaterials liegt, sei dahingestellt - aber nach den ersten Durchläufen stellt sich vorsichtige Erleichterung ein: “Good To Be Bad” knüpft so nahtlos an den Sound von “1987” und “Slip Of The Tongue” an, als hätte es die letzten 20 Jahre nicht gegeben und als wäre nicht - abgesehen von David Coverdale - mit Doug Aldrich, Reb Beach, Uriah Duffy und Schlagwerker Chris Frazier eine ganz andere Mannschaft am Start. Theoretisch ist mit Timothy Drury auch ein Keyboarder vorhanden, dessen Arbeit aber weitestgehend im Gesamtmix untergeht, ebenso wie die ursprünglich blueslastigen Wurzeln der Band in der Tradition der End-80’er nur noch punktuell zu erkennen sind.

So sehr die Nähe zu bereits Bekanntem den Einstieg in das Album auch erleichtert, entwickelt sich gerade dieser Umstand mit jedem weiteren Durchlauf zu einem Problem: es gibt einfach zu wenig überraschende Momente und zu wenig Eigenständigkeit, die Songs wirken über weite Strecken mit den Vorgängeralben austauschbar. Dieses Festhalten an bewährten Strickmustern hat zwar einen weiteren Totalausfall vermieden, für eine Legende wie Whitesnake ist dies aber einfach zu wenig.

Gut (10/20)


Blowback - Morning Wood

19. Juni 2008 · Audio · andreas · Kein Kommentar

Interessante Mischung, die Blowback auf ihrem ersten eigenen Album (2006 waren sie bereits auf einer Split-CD zusammen mit Asteroid vertreten) vollbringen: während die Riffs des Openers “Kamasutra” unweigerlich an alte Black Sabbath erinnern, könnten die Gesangslinien (und wohl auch Stimmeffekte) von W.A.S.P.s “Dominator” stammen.

Während die Nähe zu den Black Sabbath der 70’er auch für den Rest des Albums unüberhörbar bestehen bleibt, haben sich die Anleihen bei Blackie Lawless bereits nach dem ersten Stück weitestgehend erledigt und Songs wie “Eclipse Of The Antropoid” grooven mindestens so cool, wie der Titel klingt.

Vollkommen unverständlich bleibt mir allerdings, warum die meisten 70’er Jahre Retro-Bands davon ausgehen, daß eine authentische Platte auch gleich wie zu Hause im Keller aufgenommen klingen muß - das hätte selbst mein alter Taperekorder aus Kindertagen besser gekonnt. Bands wie Deep Purple und Uriah Heep haben schon damals bewiesen, daß es auch anders geht, von Pink Floyd gleich ganz zu schweigen.

Gut (10/20)


Avantasia - The Scarecrow

17. Juni 2008 · Audio · andreas · Kein Kommentar

Das AVANTASIA-Projekt von EDGUY-Frontman Tobias Sammet konnte mich mit den beiden “Metal Opera Pt. I und II” nicht so recht überzeugen. Handwerklich über jeden Zweifel erhaben war es letztendlich das letzte Töpfchen Schmalz, das für meinen Geschmack eindeutig zu viel war.

Aufmerksam auf den nun vorliegenden dritten Output des Projekts wurde ich erst, als mir beim Überblättern eines der zahlreichen Interviews rund um den Releasetermin der Name Alice Cooper förmlich ins Auge sprang. Alice Cooper und Schmalz? Passt irgendwie nicht, also: CD organisieren und reinhören.

Gesagt, getan und “The Scarecrow” hat sich seitem auch zu einem Dauerbrenner in meinem Player entwickelt. Das Album grenzt sich sowohl von den beiden bisherigen AVANTASIA-Alben als auch von den EDGUY-Scheiben deutlich ab und bietet eine gelungene Mixtur aus coolen Rockern und Metal-Songs, die mit jeder Menge Gaststars angereichert wurden - so sind neben der Stammtruppe Tobias Sammet, Sascha Paeth und Eric Singer u.a. Roy Khan, Jorn Lande, Michael Kiske, Bob Catley, Henjo Richter, Kai Hansen, Amanda Somerville, Oliver Hartmann, Rudolf Schenker und eben auch Alice Cooper zu hören.

Letzterer liefert mit “The Toy Master” auch gleich einen der Glanzpunkte des Albums ab, ist dieser dem Meister doch förmlich auf den Leib geschneidert und könnte so auch problemlos auf einer Cooper-Scheibe stehen. Die Melodieführung der von Amanda Sommerville intonierten Ballade “What Kind Of Love” hingegen klingt zu beliebig und austauschbar und entpuppt sich als eindeutiger Schwachpunkt des Albums.

“The Scarecrow” gibt es auch als limitierte Auflage im Doppelpack mit einer Video-DVD, die als kostengünstige Dreingabe sicherlich ganz nett, von “Value for money” aber ein ganzes Stück weit entfernt ist.

Super (15/20)

PS: Im Vorfeld zum Release von “The Scarecrow” wurden zwei CD-Singles namens “Lost in Space” veröffentlicht, die neben besagtem Song jede Menge Non-Album-Tracks inklusive ein paar cooler Coverversionen enthalten.