Heaven & Hell

Black Sabbath - Live Evil

23. Juni 2023 · Audio · andreas · Kein Kommentar

Black Sabbath - Live EvilGenau wie Pink Floyds “The Final Cut” und ABBAs “The Visitors” ist auch Black Sabbaths “Live Evil” - der dritte Beitrag mit Schlagwort “Lieblingsalben” - von Anfang der 80’er Jahre und hat mit einer Band im Auflösungsprozess zu tun. In diesem Falle sind es Sänger Ronnie James Dio und Schlagzeuger Vinnie Appice, die zum Erscheinungszeitpunkt bereits keine Bandmitglieder von Black Sabbath mehr waren.

Schon das Cover war seinerzeit beeindruckend - düstereres Strandszenario mit vielen Figuren, welche die einzelnen Songs visualisieren. Da gab es viel zu entdecken und Dank noch nicht allzu gefestigter Englisch-Kenntnisse auch einiges zu rätseln.

Neben ein wenig Durchschnittskost hat “Live Evil” zahlreiche magische Momente und genau einer dieser magischen Momente hat mich beim ersten Hören gepackt und nicht wieder losgelassen: der rund 20 minütige Album-Höhepunkt “Heaven & Hell” und “Sign Of The Southern Cross”, verbunden durch ein Gitarrensolo von Tony Iommi. Deutlich mehr als die Instrumentalfraktion hat mich hierbei aber der Gesang bzw. die Stimme von Ronnie James Dio beeindruckt, einem Musiker, dessen Name mir damals noch gar nicht viel sagte, der aber - egal ob bei Rainbow, Black Sabbath oder mit seiner Soloband - viele unsterbliche Songs und Alben schuf.

Neben Ronnie James Dio möchte ich an dieser Stelle Vinnie Appice lobend erwähnen: nur wenig langweilt mich im Normalfall musikalisch mehr - egal ob live oder auf Konserve - als die Technikschau eines Schlagzeugers. Trotzdem kann ich mich nicht erinnern, jemals auf dieser von mir oft gehörten Platte das Drum-Solo von Vinnie Appice in “War Pigs” übersprungen zu haben.

Wahrscheinlich ist “Live Evil” auch die Ursache, daß die Black Sabbaths Originalbesetzung bei mir nie den vielleicht verdienten Stellenwert erlangen konnte. Werke wie “Vol. 4” haben ihren ganz eigenen Reiz, aber abgesehen von einigen Ausnahmen habe ich die älteren Black Sabbath-Songs mit Dios Stimme kennen und lieben gelernt. Egal, dass die Gesangslinien von Ozzy Osbourne stammen, “Black Sabbath” klingt von Dio gesungen in meinen Ohren eben doch eine Spur düsterer und bedrohlicher als das Original. Dazu kommen die Songs von “Heaven & Hell” sowie “The Mob Rules”, zwei eigentlich gleichwertige Alben, von denen in meiner Gunst “Heaven & Hell” einen minimalen Vorsprung hat. Der Titelsong ist ein episches Werk, welches wohl nicht nur mich nachhaltig beeindruckte, denn schließlich hat sich das 2007 zum dritten Mal vereinte Lineup Appice, Butler, Dio, Iommi nach genau diesem Song benannt statt erneut die deutlich werbewirksamere Black Sabbath-Karte zu ziehen.

Vergleicht man “Live Evil” mit anderen “großen” Livealben, so hinkt es Klassikern wie Deep Purples “Made In Japan” oder Judas Priests “Unleashed In The East” hörbar hinterher. Neben leicht matschigen Sound ist vor allem der Livecharakter weitestgehend verloren gegangen und das Publikum über weite Strecken fast unhörbar im Mix verschwunden. Deutlich wird dies bei der Ansage “Our next album will be finally a live Album from Black Sabbath”, bei der die Publikumsreaktion klingt, als würde dieses irgendwo außerhalb der Halle statt direkt vor der Bühne stehen.

Als dann endlich eine CD-Veröffentlichung erschien, war die Enttäuschung groß: aus für mich nicht nachvollziehbaren Gründen erschien das Album (genau wie Iron Maidens “Live After Death”) nur als gekürzte 1-CD-Version, also das genaue Gegenteil des heute oft verfluchten Veröffentlichungs- bzw. Formatewahns. Glücklicherweise traf bei Warner Brothers in den USA aber jemand anderes die Entscheidungen, denn dort wurde das vollständige Album als Doppel-CD veröffentlicht, ungewöhnlicherweise in zwei Einzel-CD-Hüllen. Als Import seinerzeit nur mit Aufwand zu beschaffen, aber genau wie die originale LP noch immer in meinem Besitz.

Appropos Formatewahn: Zum 40-jährigen Albumjubiläum hat die Band “Live Evil” eine Neuauflage in einer schicken (wenn auch ziemlich überteuerten) Box geschenkt. Neben einigem Material zum Lesen bzw. Betrachten ist auch ein 40th Anniversary Remaster und - deutlich interessanter - ein 40th Anniversary Remix enthalten. Dieser erreicht zwar keine audiophilen Sphären, schafft es aber, das Original klangtechnisch um einiges zu verbessern. Vor allem das Schlagzeugspiel profitiert hörbar vom neuen Mix, denn die Drums erklingen nun deutlich differenzierter.


Heaven & Hell 2007-06-22 Bildergalerie

19. August 2022 · Konzerte · andreas · Kein Kommentar

Heaven & Hell am 22. Juni 2007 beim Bang Your Head Festival in Balingen


Heaven & Hell - Live from Radio City Music Hall

08. September 2007 · Audio · andreas · Kein Kommentar

hah-lfrcmh_dvdManchmal werden Träume war … Schon nach dem Genießen meiner Hard & Heavy-Einstiegsdroge “Live Evil” war mir klar: die Band muß ich unbedingt mal live sehen, doch leider überleben nur die wenigsten Pläne den Kontakt mit der Wirklichkeit: Tony Iommi und Geezer Butler hatten sich schon vor Erscheinen der Scheibe von Ronnie James Dio und Vinnie Appice getrennt und versuchten anschließend mit Black Purple (oder war es eher Deep Sabbath) Furore zu machen.

Einen zweiten Hoffnungsschimmer gab es 1992: die “Live Evil”-Besetzung fand wieder zusammen und konnte mit “Dehumanizer” ein überzeugendes Comeback-Scheibchen vorlegen, dem allerdings der große kommerzielle Erfolg leider nicht vergönnt war. Doch die Zusammenarbeit hielt auch dieses mal nicht lange an - als Black Sabbath für Ozzy Osbourne zwei Shows in Costa Mesa eröffnen (w|s)ollten, packte Ronnie James Dio abermals die Koffer.

Die Arbeiten an Black Sabbath “The Dio Years” brachten 2006 die Herren Butler, Dio und Iommi erneut zusammen, und man beschloß, neben verkaufsfördernden neuen Songs für die Best-Of-Compilation auch gleich noch eine Tour hintendranzuhängen. Nachdem der eigentliche Schlagwerker Bill Ward aber von der Idee nicht sonderlich begeistert schien, wurde abermals Vinnie Appice ins Boot geholt und - voila - die “Live Evil”-Besetzung war unter dem Namen Heaven & Hell zurück.

Nachdem es inzwischen ja fast zum Standard gehört, von jeder Tour auch gleich eine entsprechende Live-DVD zu veröffentlichen, wurde dieser Plan auch bei Heaven & Hell in Angriff genommen, und um bei diesem zeitlich begrenzenten Projekt (Ende 2007 soll Schluß sein) noch einen Ersatztermin für den Fall der Fälle haben zu können, auch gleich eines der ersten (Nummer 12) Konzerte in der legendären Radio Music Hall in New York mitgeschnitten.

Die DVD sowie Doppel-CD bieten das komplette Konzert in superber Ton- und Bildqualität, wie es scheint auch ohne größere Schnitte und Overdubs. Die Songauswahl konzentriert sich hierbei komplett auf die “Dio Years”, auf unnötige Solokarrieren-Einlagen wie es z.B. Asia praktizieren wird glücklicherweise komplett verzichtet. Hochklassiges Material ist auch so in Hülle und Fülle vorhanden und einige Songs wie z.B. “T.V.Crimes” werden auch so schon schmerzlich vermisst, mit “Shadow In The Wind” und “The Devil Cried” sind allerdings auch zwei der drei Neulinge mit im Gepäck.

Der Gesamteindruck der musikalischen Darbietung ist düster, brachial und druckvoll und viele der jüngeren ach-so-böse-Bands könnten sich von den älteren Herren ein gewaltiges Scheibchen abschneiden - es sind eben die Originale, die hier loswerkeln und nicht irgendwelchen Clones. Zu diesem Gesamteindruck passt auch, daß der am Bühnenrand versteckte Keyboarder Scott Warren (aus Dios Soloband) im Gesamtmix nur spärlich zu vernehmen ist, hier wäre etwas mehr vielleicht trotzdem ganz nett gewesen.

Die Band präsentiert sich in bester Spiellaune und extrem rauhem Sound - man hat fast den Eindruck, nach “Dehumanizer” wäre die Zeit stehen geblieben. Dios Gesang klingt rauh und aggressiv wie selten und auch die “Background”-Mannschaft Appice, Buttler, Iommi legt sich mächtig ins Zeug und spielt so tight zusammen, als wäre man nicht erst wieder seit ein paar Tagen zusammen auf Tour.

Die insgesamt ruhige Schnittführung bietet auch die ein- oder andere interessante Einstellung: so steht Ronnie James Dio zum Beispiel beim Opener “After All” vorn auf dem Drumpodest, was nicht nur Vinnie Appice fast größer als den Sänger erscheinen lässt, die ungewöhnliche Perspektive wirkt auch durch die ungewohnte Nähe von Schlagwerker und Sänger durchaus filmisch interessant.

Als DVD-Bonus gibt’s insgesamt 4 Extras, die zwar alle nett anzusehen, aber kaum mehr als Einmalkucker sind:

  • Heaven And Hell Road Movie: eine rund zwanzigminütige Dokumentation über das Heaven & Hell-Projekt, wie die Band zusammenkam, das Bühnendesign und auch ein paar kurze Ausschnitte von den Proben; außerdem wird in mindestens jedem zweiten Satz erwähnt, wie langweilig es Tony Iommi und Geezer Butler fanden, in den letzten Jahren Ozzfest für Ozzfest die immer gleichen Songs zu spielen.

  • Hail The Gods Of Metal: Nein, keine Manowar-Werbung sondern ein paar Hintergrund-Infos rund um die Protagonisten inklusive einer recht ausführlichen Erklärung von Tony Iommis Roadie, wie es dazu kam, daß Tony am Anfang seiner Karriere seine Fingerkuppen verlor

  • Meet The Mob: Eindrücke und Kurzinterviews mit den Fans draußen vor der Radio City Music Hall - vergnügte Gesichter und durchgeknallte Fans - the Mob rules

  • Radio City: eine kurze Führung durch die Venue von der zuständigen Production Stage Managerin (toller Titel) der Radio City Music Hall. Leider beschäftigt sich die Führung mehr mit der Technik der Bühnenfahrstühle als mit dem Rest der Venue, so daß man immer noch keinen richtigen Eindruck von dem eigentlich imposanten Bauwerk bekommt.

Wer sich für Doppel-CD & DVD interessiert, für den gibt’s ein limitiertes Digipack, das neben den 3 Silberscheibchen einen Backstagepass der Show, ein Photokärtchen von jedem der (Haupt-)Musiker, ein leider extrem gefaltetes Poster sowie ein Klappblatt (ein Booklet wäre hier eindeutig schöner gewesen) zum Konzert enthält.


Bang Your Head 2007

01. Juli 2007 · Konzerte · andreas · Kein Kommentar

Heaven & Hell

Heaven & HellAuch wenn mein Gedächtnis ab und an ein paar Lücken aufweist, kann ich mich noch gut an meine Enttäuschung erinnern, als kurz nachdem ich Black Sabbaths “Dehumanizer” für mich entdeckt hatte, die Bandbesetzung mit Ronnie James Dio auch schon wieder der Geschichte angehörte. Umso ärgerlicher für mich – war doch die 1983’er “Live Evil”-Scheibe mein persönlicher Einstieg in härtere Rockgefilde und schon damals hatte sich die Band recht zügig nach erfolgter Live-Aufnahme in ihre Einzelteile zerlegt.

Um so größer war meine Freude, als sich rund um die kürzlich erschienenen Black Sabbath “The DIO Years” die Herren Dio und Iommi erneut zusammenrafften und gemeinsam mit Geezer Butler beschlossen, Interessierten eine Zeitreise zu ermöglichen. Nur die Drummerfrage blieb vorerst ungeklärt, bis mit Vinnie Appice genau der Trommler mit ins Boot geholt wurde, der schon seinerzeit auf “Live Evil” und “Dehumanizer” zu hören war.

Aus offiziell nie dargelegten Gründen wurde das Projekt aber nicht auf den Namen Black Sabbath (dessen alleinige Rechte bei Tony Iommi liegen) getauft, sondern man beschloß, unter dem Banner des wohl bekanntesten Songs der Dio-Ära durchzustarten: Heaven & Hell (das seinerzeit noch von Bill Ward eingetrommelt wurde) – eine Tatsache, welche die Macher des Bang Your Heads leider wohl einige Spätmerker gekostet hat.

Nachdem schon den ganzen Tag der Bühnenhintergrund mit dem Heaven & Hell Steinwand-Backdrop dekoriert war (welches auch wundervoll zu dem Mini-Schlachtgetümmel vor AMON AMARTH passte) ist es um 21:24 Uhr endlich so weit: die ersten Töne von “E5150” erklingen und die Menge ist nicht mehr zu halten.

Leider setzt mitten im Set ein leichter Nieselregen ein, der aber Ronnie James Dio die Möglichkeit bietet, zu zeigen, was für ein netter Kerl er eigentlich ist: kaum hatte er einen Techniker beim vergeblichen Versuch, einer der Monitorboxen auf dem Catwalk eine Kapuze überzuziehen erspäht, klemmt er sich beim nächsten Gitarrensolo auch schon das Mikro unter den Arm und hilft tatkräftig mit – man zeige mir einen anderen Headliner, dessen Sänger sowas macht …

Überhaupt ist Ronnie James Dio derjenige, der für die komplette Kommunikation mit dem Publikum zuständig ist und der sich öfter als einmal auf den Catwalk vorwagt, während seine Mitstreiter vornehm im Hintergrund bleiben und vor allem Geezer Butler sich dem vorderen Bühnenrand während des gesamten Konzertes nicht ein einziges Mal nähert. Zwar am vorderen Bühnenrand plaziert, aber in guter Black Sabbath-Manier hinter dem Bühnenaufbau versteckt und nicht mal namentlich erwähnt werkelt Scott Warren (aus DIOs eigener Band), der für die Keyboard-Untermalung sorgt und sich wohl mit einem dicken Scheck über die mangelnde Aufmerksamkeit, die ihm zu Teil wird, hinwegtröstet.

Da sich die Menge vom Regen nicht weiter beeindrucken lässt und eben in den zahlreich vorhandenen, optisch in ihrer Farbenpracht leicht deplaziert wirkenden Regenjacken und – ponchos weiterfeiert, zieht dieser sich beleidigt während “Heaven & Hell” zurück, so daß zumindest das Konzertende pünktlich zur Curfew trocken erreicht wird.

Zurück bleiben jede Menge glückliche Zeitreisende und auch am nächsten Tag ist der “Heaven & Hell”-typische Singsang noch öfter als einmal zu vernehmen.

Aus historischen Gründen gibt’s an dieser Stelle auch ausnahmsweise die Setlist von Heaven & Hell: “E5150”, “The Mob Rules”, “Children Of The Sea”, “I”, “The Sign Of The Southern Cross”, “Voodoo”, “Computer God”, “Falling Of The Edge Of The World”, “Shadow Of The Wind”, “Die Young”, “Heaven & Hell”, “Neon Knights”

Mercenary

MercenaryManchmal bringt mich mein bescheidenes Personengedächtnis schon zum schwitzen: kaum stehen Mercenary auf der Bühne, denke ich mir “den Keyboarder hast Du doch schon irgendwann mal gesehen?!?” Vielleicht hätte ich vorher einen Blick in das informative Bang Your Head-Heftlein werden sollen, dann hätte ich’s gewusst: Morten Sandager war schon letztes Jahr zusammen mit “den anderen Dänen” Pretty Maids in Balingen.

Der Auftritt der mir bis dato völlig unbekannten Band entpuppt sich als überaus unterhaltsam, verquickt die Band doch verschiedene moderne, progressive und teilweise auch eher traditionelle Metal-Einflüsse zu einem eigenständigen Mix, der durchaus begeistern kann. Einen großen Teil zu eben dieser Begeisterung trägt sicherlich neben der makellosen instrumentalen Darbietung und dem kurzweiligen Songmaterial auch Frontman Mikkel Sandager bei, der den Catwalk reichlich nutzt und mit seinen teilweise auf Deutsch formulierten Ansagen überaus sympathisch rüberkommt.

Von dieser Band werden wir hoffentlich in den kommenden Jahren noch einiges hören!

Finntroll

FinntrollEiner der schönen Nebeneffekte des Bang Your Head-Festivals ist, daß man durch die gesunde Bandmischung auch Töne und Bands begutachten kann, um die man normalerweise einen weiten Bogen schlagen würde.

Hatte ich noch letztes Jahr dem Mountain King höchstpersönlich gehuldigt, geht es 2007 einige Stockwerke tiefer in die Höhle, in der die Trolle hausen. Diese sehen mit ihrer Bemalung gefährlich aus, tragen Röcke und singen in einer zumindest in Deutschland eher ungewöhnlichen Sprache. Die Musik, von ihren Machern als “Trollish Metal” bezeichnet, entpuppt sich als eine Mischung aus Black und Death Metal mit finnischer Folklore, gepaart mit schwedischsprachigem Vocals - eine durchaus nicht alltägliche Mischung, die fast jeden der Anwesenden irgendwann im Laufe der Show dazu bringt, das metallische Tanzbein zu schwingen.

So wird der Auftritt denn auch ein voller Erfolg und Finntroll vom Publikum, das alters- und (zumindest den T-Shirts nach zu urteilen auch) härtegradmäßig gut durchmischt ist, gebührend abgefeiert. Der lebendige Beweis, daß es ruhig auch mal eine etwas härtere Band sein kann, die trotzdem einen Großteil der Besucher Spaß macht.

Hammerfall

HammerfallNicht zum ersten Mal besuchen Hammerfall das Bang Your Head und ohne Uhr und Tageslicht hätte man fast meinen können, das Abschlußfeuerwerk sei auf die Bühne verlegt worden, so viele Pyros werden im Laufe der Show in die Luft gefeuert.

Leider ist dies auch mit Abstand der spektakulärste Teil des Auftritts, denn restlos begeistern können HAMMEFALL an diesem Samstag nicht. Nicht, daß die Band schlecht ist oder die Stimmung auf dem Gelände im Keller – aber man hat eindeutig das Gefühl, eine stellenweise fast schon einstudiert wirkende Show zu sehen statt eines mitreißenden Rockkonzerts. Da im Set aber die meisten Hits der Band vorhanden sind, kann man die Show durchaus als guten Standard verbuchen.

Appropos Hit: während andere Bands die Bühne mit Marshall-Türmen vollstellen, versuchen sich Hammerfall an einer durchaus innovativen Idee: statt mit Gitarrenverstärkern zu protzen, werden insgesamt 10 Basedrums über den Bühnenhintergrund verteilt, auf denen die Buchstaben des Bandnamens wahrscheinlich auch noch von einem Helikopter aus zu erkennen sind. Nette Variation des “bei unserem Drummer steht, wie wir heißen”-Themas.

Edguy

EdguySelten hat eine Ankündigung im BYH-Guestbook solche Eruptionen ausgelöst, wie die Ernennung von Edguy zum Samstags-Headliner. Das Geschrei war groß und einige (wenige?) der Meinung, dass dies mit dem Untergang des Abendlandes gleichzusetzen sei und man doch lieber die üblichen Verdächtigen verpflichten sollte.

Keine Ahnung, ob diese dabei über die Frage nachgedacht haben, wie denn Bands wie Iron Maiden oder Motörhead zum dem wurden, was sie heute sind. Sicherlich nicht, in dem sie nie eine Chance bekamen, zu zeigen, was in Ihnen steckt! Darüber hinaus sollte man auch nicht vergessen, daß uns Legenden wie Ronnie James Dio (Mitte 60), Ian Gillan und Lemmy (beide über 60), Rob Halford (Mitte 50) oder Bruce Dickinson (demnächst 50) alleine schon aus biologischen Gründen nicht mehr ewig erhalten bleiben werden - und wer soll dann ihre Position übernehmen?

Doch genug der Theorie, denn schließlich stand die Entscheidung und Edguy am späten Samstagabend auf der Bühne des Bang Your Head Festivals.

Schon im Vorfeld hatte ich mehrfach gelesen, daß es sich bei Edguy-Frontmann Tobias Sammet um eine Laberbacke der relativ ausufernden Art handeln soll - eine Information, die sich glücklicherweise nicht in vollem Umfang bewahrheitet. Zwar schweift “Hellfire Tobi” das eine oder andere Mal ziemlich ab, kann sich aber meist noch rechtzeitig fangen, bevor man entnervt nach dem roten “STOP”-Schalter zu suchen beginnt.

Die Setlist bietet einen guten Querschnitt durch das Schaffen von Edguy und beinhalet neben neuen Nummern wie “Superheroes” auch ältere Kaliber wie " Wake Up The King " vom “Theater Of Salvation”-Album sowie als fast-Cover den Titeltrack von “Avantasia I”. Schade nur, daß mein persönlicher Lieblingshit “Falling Down” zu Hause gelassen wurde.

Unterm Strich kann man auf jeden Fall sagen: Operation gelungen! Edguy haben eine richtig gute Party veranstaltet, die wohl auch den überwiegenden Teil der Anwesenden von der Richtigkeit dieser Headliner-Entscheidung überzeugt hat.

Mich persönlich hat nur ein kleiner Schönheitsfehler gestört: warum um Himmels willen muß die Band 20 Minuten vor dem Ende der offiziellen Spielzeit eine Kust-Zugabe-Pause machen? Dies mag ja auf einer Solo-Headliner-Tour noch akzeptabel (wenn auch nervig) sein, aber bei einem Festival mit begrenzter Spielzeit für jede Band?!? Da sollte man die vergeudeten Minuten lieber für einen zusätzlichen Song verwenden, zumal sowieso jeder vor und auf der Bühne weiß, daß die Show weitergeht.