Der Abschluss hätte so schön sein können: am 2. Juli 2005 standen anlässlich des “Make Poverty History”-Live 8-Konzerts zum ersten Mal nach 24 Jahren die Herren Gilmour, Mason, Waters und Wright wieder zusammen auf der Bühne und präsentieren mit “Speak to Me / Breathe”, “Money”, “Wish You Were Here” und “Comfortably Numb” einen versöhnlichen Rückblick auf das gemeinsame Schaffen.
Auch wenn anschließend die Hoffnungen und Wünsche der Fans nach weiteren gemeinsamen Aktionen laut wurden, spätestens mit dem Tod von Rick Wright am 15. September 2008 starb bei vielen die Hoffnung, nochmal ein gemeinsames Pink Floyd-Album oder eine Tour erleben zu dürfen.
Wahrscheinlich während der Vorbereitungen zum 20-jährigen “The Division Bell”-Jubiläum gruben David Gilmour und Nick Mason die nicht verwendeten Reste der 1994’er Aufnahme-Sessions aus und entschlossen sich, diese in Albumlänge aufzubereiten. Leider traf irgendwer im Lager der Band oder Plattenfirma den folgenschweren Entschluss, diese Überarbeitungen nicht als Bonusmaterial für die im Sommer 2014 erschienene “The Division Bell - 20th anniversary edition” zu verwenden, sondern als eigenständiges Album zu veröffentlichenen.
Schon das Cover, in SPIEGEL Online als “Erlesene Scheußlichkeit” bezeichnet, irritiert: waren die Schöpfungen des Designers und fast-schon-Bandmitglieds Storm Thorgerson in ihrer Brillianz beeindruckend und unabhängig von der Musik bereits ein Kaufgrund, wirkt das Cover von “The Endless River” wie eine mäßig gelungene Hommage an sein Schaffen, die spätestens auf den zweiten Blick enttäuscht.
Leider hält der Inhalt, was die Verpackung verspricht: die meisten der Songs plätschern passend zum Albumtitel vor sich hin und nur wenige Stellen lassen aufhorchen - dann allerdings meist auf Grund der anklingenden Selbstzitate statt durch beeindruckende neue Melodien. Schlusspunkt setzt mit “Louder Than Words” der einzige Track auf dem Album mit Lyrics, die bezeichnenderweise aber weder von David Gilmour noch von Nick Mason stammen, sondern von David Gilmours Ehefrau Polly Samson geschrieben wurden.
“The Endless River” wäre eine interssante Zugabe zum “The Division Bell”-Jubiläum gewesen (gerne auch als günstige Doppel-CD), stellt aber als Resteverwertung eines sowieso schon unter songschreiberischen Mängeln leidenden Albums einen nur als enttäuschend zu bezeichnenden Schlusspunkt der Bandgeschichte von Pink Floyd dar.
Blicke über den Tellerrand sind eine spannende Sache: mit ein bißchen Glück entdeckt man neue Bands, die tatsächlich noch in der eigenen Sammlung fehlen - oder man stellt fest, daß man von bestimmten Scheiben und / oder Bands auch in Zukunft beruhigt die Finger lassen kann.
Back in 1975
Wiedervereinigungen sind eine zwiespältige Sache: von den Fans in Erinnerung an alte, glorreiche Zeiten herbeigesehnt wird die Realität dem verklärten Blick in die Vergangenheit nur in den seltensten Fällen gerecht.
Passend zu den aktuellen Außentemperaturen erscheint das neue Album “Spirit” von Brendan Adams, das den Künstler alleine mit seiner Gitarre in Mitten einer sonnigen Steppenlandschaft zeigt.