CD

Graveyard - Graveyard

23. November 2007 · Audio · andreas · Kein Kommentar

Retro ist ganz groß in Mode – und während Man(n) befürchten muß, demnächst wieder mit gestreiften Leggins und Stulpen konfrontiert zu werden, nehmen uns Graveyard noch ein ganzes Ende weiter mit in der Reise in die Vergangenheit.

Schon die Optik stimmt auf das zu Erwartende ein: ein kleines, gezeichnetes Papp-Foldoutcover und die CD mit LP-lookalike-Aufdruck, schwarzweiß Bandphoto mit Leuten in seltsamen Gewändern – nur die aufgedruckte myspace-URL will da nicht so recht passen.

Was hier auf CD gepresst wurde, wird dem “Steppin’ out of the woods and right into your head!” aus dem Info durchaus gerecht, denn die Boxen dröhen und scheppern, so daß man binnen kürzester Zeit die komplette Einstellung & Verkabelung der heimischen Stereoanlage durchcheckt, denn wie immer man sich “Heavy psychedelic 70’s hardrock” auch vorstellen mag, genau so klingt die Scheibe.

“Three full moons, three gigs and three severe injuries, they had landed one record contract” erzählt launig der Beipackzettel und deutet damit an, dass Titel wie “Evil Ways”, “Right Is Wrong” oder “Satan’s finest” vielleicht nicht so düster gemeint sind, wie der erste Eindruck suggeriert.

Im Gegensatz zur Aufmachung stellt sich beim Hören leider ein musikalischer Abnutzungseffekt ein - auch wenn die ersten Songs durchaus Spaß machen, irgendwann wünscht man sich doch etwas mehr Abwechslung, zündende Aha-Momente bleiben hier weitestgehend aus.

Ordentlich (08/20)


Fish - 13th Star

23. November 2007 · Audio · andreas · Kein Kommentar

Lange Zeit stand in den Sternen, ob es überhaupt noch ein Nachfolgealbum zur “Scattering Crows” geben wird – doch glücklicherweise hat sich Fish besonnen und legt mit “13th Star” eines der definitiven Highlights 2007 vor.

“13th Star” ist ein für Fish-Verhältnisse eher untypisches Album geworden, das an manchen Stellen sehr heavy und düster scheint, an anderer Stelle dagegen mit wunderschönen ruhigen Momenten begeistert, irgendwo im Schnittpunkt zwischen Fishs bisherigem Solo-schaffen, Peter Gabriel und den Gilmour’schen Pink Floyd. Auffällig ist auf jeden Fall neben den mancherorts eingebrachten technischen Spielereien die gerade bei den härteren Songs dominierende Rythmik, ein Verdienst, der wohl Basser und Hauptsongschreiber Steve Vantsis zuzuschreiben ist, während Produzent Calum Malcolm hauptsächlich für die Vocalaufnahmen und den allerletzten Schliff zuständig war.

Textlich bewegt sich “13th Star” auf einer sehr emotionalen Ebene, mit eher nachdenklichen Lyrics, die sich um das Thema Beziehungen bewegen –geprägt vom mehrmaligen auf und ab seiner Beziehung mit Heather Findlay, die fast zeitgleich zu den Aufnahmen endgültig in die Brüche ging. Hieraus entspringt sicherlich auch ein Teil der Faszination der Vocals, denn stellenweise hat man richtig den Eindruck, dass Fish einen Teil der textlichen Grundlage beim Singen erneut durchlebt. Besonders deutlich wird dies beim abschließenden Titelstück, bei dem Fish mehr als einmal die Stimme wegbricht und der Kloß im Hals hörbar wird – ein Umstand, der dem Song eine ungeahnte Intensität verleiht.

Doch zurück zu den Sternen, die man als immer wiederkehrendes Thema findet, und die mir – nicht nur beim Betrachten des superben Artworks von Mark Wilkinson – den Albumtitel “The Art Of Navigating By The Stars” von Sieges Even ins Gedächtnis riefen.

“13th Star” ist sicherlich kein leicht verdauliches Album geworden und braucht bis zur vollständigen Entfaltung durchaus mehrere Durchläufe, dann aber erstrahlen Perlen wie “Zoe 25” oder “Arc Of The Curve” in ihrer vollen Schönheit – ohne dass bei den eingänigeren Stücken ein Abnutzungseffekt entsteht.

Für alle Fishmaniacs erscheint das Album zuerst nur im limitierten Digipack mit dickem Farb-Booklet und “Making Of”-DVD über Online-Store und Merchandise-Stand, während die später erscheinende reguläre Veröffentlichung wohl auf die Beigaben verzichtet.

Die DVD enthält neben zielgruppenorientierter Werbung jede Menge Hintergrundinformationen zum Entstehungsprozess des Albums, gebündelt in einer rund einstündigen Doku. Hierbei ist es recht interessant, neben der Person Dereck W. Dick auch den Musiker Fish zu sehen (und zu hören). Sicherlich keine DVD, die man immer mal wieder kucken möchte, aber auf jeden Fall ein “nice to have”.

Überragend (17/20)


Epica - The Divine Conspiracy

11. September 2007 · Audio · andreas · Kein Kommentar

Aller guten Dinge sind drei - und so veröffentlichen Epica mit dem regulären dritten Studioalbum auch nicht nur ihr bis dato ambitioniertestes, sondern auch ihr - soviel sei vorweggenommen - bestes Werk.

Im Line-Up der Band hat es schon zum Ende der letztjährigen USA/Kanada-Tour eine Änderung gegeben: Schlagwerker Jeroen Simons hat die Band im Oktober 2006 verlassen und wurde - zumindest auf Konserve - durch Ariën van Weesenbeek (God Dethroned) ersetzt. Da immer noch kein fester Ersatz gefunden ist, hilft zur Zeit Koen Herfst (Bagga Bownz) aus, der seinerzeit schon bei AFTER FOREVER als Aushilfe tätig war.

Hatten Epica in der Vergangenheit ab und an damit zu kämpfen, als Nightwish-Clone abgestempelt zu werden oder sogar in einem Topf mit Evanescence zu landen, dürfte sich dies mit “The Divine Conspiracy” endgültig erledigt haben.

“The Divine Conspiracy” ist die logische Fortsetzung des Weges, den die Band auf “Phantom Agony” begonnen und mit “Consign To Oblivion” fortgesetzt hat und kommt bei den ersten Durchläufen alles andere als leicht verdaulich daher.

Nicht nur, daß Epica die Packung Weichspüler im Supermarktregal gelassen und stattdessen lieber einen Härtegrad zugelegt haben, das Album besticht insgesamt durch seine komplexen Arrangements und die alles andere als spärlichen Orchester- und Choreinsätze. Über all dem dominiert die inzwischen deutlich facettenreichere Stimme von Frontfrau Simone Simons, im Hintergrund an vielen Stellen durch “böse” Grunts & Screams von Mark Jansen (bei “Death Of A Dream” auch von Sander Gommans) akzentuiert.

Als Beispiel (und gleichzeitig Anspieltip) sei “Chasing the Dragon” genannt, das als wunderschöne Ballade beginnt und sich atmosphärisch immer mehr bis zum Höhepunkt verdichtet; wer’s etwas ruhiger angehen lassen will, dem sei die Singleauskopplung “Never Enough” oder das wunderschöne “Sancta Terra” ans Herz gelegt.

Symphonic-Metal in seiner besten Form!

Genial (18/20)

P.S.: Anscheinend versuchen Nuclear Blast mit der Veröffentlichungs(w|fl)ut von Transmission Records, dem ehemaligen Label der Band, Schritt zu halten - alles in allem erscheint “The Divine Conspiracy” in vier verschiedenen Versionen: neben normaler CD und Digipack auch als Doppel-Picture-LP mit zwei Bonustracks. Wem das noch nicht reicht, der kann auch auf die Super-Maxi-Mulinex-CD erwerben, die neben den beiden Bonustracks auch noch einen Videoteil (leider in miserabler YouTube-Qualität beinhaltet).


Heaven & Hell - Live from Radio City Music Hall

08. September 2007 · Audio · andreas · Kein Kommentar

hah-lfrcmh_dvdManchmal werden Träume war … Schon nach dem Genießen meiner Hard & Heavy-Einstiegsdroge “Live Evil” war mir klar: die Band muß ich unbedingt mal live sehen, doch leider überleben nur die wenigsten Pläne den Kontakt mit der Wirklichkeit: Tony Iommi und Geezer Butler hatten sich schon vor Erscheinen der Scheibe von Ronnie James Dio und Vinnie Appice getrennt und versuchten anschließend mit Black Purple (oder war es eher Deep Sabbath) Furore zu machen.

Einen zweiten Hoffnungsschimmer gab es 1992: die “Live Evil”-Besetzung fand wieder zusammen und konnte mit “Dehumanizer” ein überzeugendes Comeback-Scheibchen vorlegen, dem allerdings der große kommerzielle Erfolg leider nicht vergönnt war. Doch die Zusammenarbeit hielt auch dieses mal nicht lange an - als Black Sabbath für Ozzy Osbourne zwei Shows in Costa Mesa eröffnen (w|s)ollten, packte Ronnie James Dio abermals die Koffer.

Die Arbeiten an Black Sabbath “The Dio Years” brachten 2006 die Herren Butler, Dio und Iommi erneut zusammen, und man beschloß, neben verkaufsfördernden neuen Songs für die Best-Of-Compilation auch gleich noch eine Tour hintendranzuhängen. Nachdem der eigentliche Schlagwerker Bill Ward aber von der Idee nicht sonderlich begeistert schien, wurde abermals Vinnie Appice ins Boot geholt und - voila - die “Live Evil”-Besetzung war unter dem Namen Heaven & Hell zurück.

Nachdem es inzwischen ja fast zum Standard gehört, von jeder Tour auch gleich eine entsprechende Live-DVD zu veröffentlichen, wurde dieser Plan auch bei Heaven & Hell in Angriff genommen, und um bei diesem zeitlich begrenzenten Projekt (Ende 2007 soll Schluß sein) noch einen Ersatztermin für den Fall der Fälle haben zu können, auch gleich eines der ersten (Nummer 12) Konzerte in der legendären Radio Music Hall in New York mitgeschnitten.

Die DVD sowie Doppel-CD bieten das komplette Konzert in superber Ton- und Bildqualität, wie es scheint auch ohne größere Schnitte und Overdubs. Die Songauswahl konzentriert sich hierbei komplett auf die “Dio Years”, auf unnötige Solokarrieren-Einlagen wie es z.B. Asia praktizieren wird glücklicherweise komplett verzichtet. Hochklassiges Material ist auch so in Hülle und Fülle vorhanden und einige Songs wie z.B. “T.V.Crimes” werden auch so schon schmerzlich vermisst, mit “Shadow In The Wind” und “The Devil Cried” sind allerdings auch zwei der drei Neulinge mit im Gepäck.

Der Gesamteindruck der musikalischen Darbietung ist düster, brachial und druckvoll und viele der jüngeren ach-so-böse-Bands könnten sich von den älteren Herren ein gewaltiges Scheibchen abschneiden - es sind eben die Originale, die hier loswerkeln und nicht irgendwelchen Clones. Zu diesem Gesamteindruck passt auch, daß der am Bühnenrand versteckte Keyboarder Scott Warren (aus Dios Soloband) im Gesamtmix nur spärlich zu vernehmen ist, hier wäre etwas mehr vielleicht trotzdem ganz nett gewesen.

Die Band präsentiert sich in bester Spiellaune und extrem rauhem Sound - man hat fast den Eindruck, nach “Dehumanizer” wäre die Zeit stehen geblieben. Dios Gesang klingt rauh und aggressiv wie selten und auch die “Background”-Mannschaft Appice, Buttler, Iommi legt sich mächtig ins Zeug und spielt so tight zusammen, als wäre man nicht erst wieder seit ein paar Tagen zusammen auf Tour.

Die insgesamt ruhige Schnittführung bietet auch die ein- oder andere interessante Einstellung: so steht Ronnie James Dio zum Beispiel beim Opener “After All” vorn auf dem Drumpodest, was nicht nur Vinnie Appice fast größer als den Sänger erscheinen lässt, die ungewöhnliche Perspektive wirkt auch durch die ungewohnte Nähe von Schlagwerker und Sänger durchaus filmisch interessant.

Als DVD-Bonus gibt’s insgesamt 4 Extras, die zwar alle nett anzusehen, aber kaum mehr als Einmalkucker sind:

  • Heaven And Hell Road Movie: eine rund zwanzigminütige Dokumentation über das Heaven & Hell-Projekt, wie die Band zusammenkam, das Bühnendesign und auch ein paar kurze Ausschnitte von den Proben; außerdem wird in mindestens jedem zweiten Satz erwähnt, wie langweilig es Tony Iommi und Geezer Butler fanden, in den letzten Jahren Ozzfest für Ozzfest die immer gleichen Songs zu spielen.

  • Hail The Gods Of Metal: Nein, keine Manowar-Werbung sondern ein paar Hintergrund-Infos rund um die Protagonisten inklusive einer recht ausführlichen Erklärung von Tony Iommis Roadie, wie es dazu kam, daß Tony am Anfang seiner Karriere seine Fingerkuppen verlor

  • Meet The Mob: Eindrücke und Kurzinterviews mit den Fans draußen vor der Radio City Music Hall - vergnügte Gesichter und durchgeknallte Fans - the Mob rules

  • Radio City: eine kurze Führung durch die Venue von der zuständigen Production Stage Managerin (toller Titel) der Radio City Music Hall. Leider beschäftigt sich die Führung mehr mit der Technik der Bühnenfahrstühle als mit dem Rest der Venue, so daß man immer noch keinen richtigen Eindruck von dem eigentlich imposanten Bauwerk bekommt.

Wer sich für Doppel-CD & DVD interessiert, für den gibt’s ein limitiertes Digipack, das neben den 3 Silberscheibchen einen Backstagepass der Show, ein Photokärtchen von jedem der (Haupt-)Musiker, ein leider extrem gefaltetes Poster sowie ein Klappblatt (ein Booklet wäre hier eindeutig schöner gewesen) zum Konzert enthält.


Garage 13 - Out Of The Lights

02. August 2007 · Audio · andreas · Kein Kommentar

Nach dem Motto “kurz und knackig” haben die Finnen von Garage 13 ihre neuste Scheibe “Out Of The Lights” konzipiert. So bringt es der Silberling nur auf eine Gesamtspielzeit von rund 30 Minuten, beherbergt aber immerhin 10 Songs (inklusive Intro). Daß man aber trotz der auf den ersten Blick unglücklichen Formel “viele Songs in kurzer Zeit” einen Meilenstein vorlegen kann, haben z.B. SLAYER 1986 mit “Reign In Blood” eindrucksvoll bewiesen.

Von einem Meilenstein ist “Out Of The Lights” allerdings noch ein gutes Stück entfernt, gleichen sich die Tracks des Album leider über weite Strecken zu sehr - schade, denn die Punk/Pop/Rock-Mixtur, die problemlos auch vom “Freaky Friday”-Soundtrack stammen könnte, macht eigentlich richtig Spaß.

Vor allem im Mittelteil der CD, wenn bei “Soon To Be Gone” cool auf die Überholspur gewechselt oder bei “Turn Around” der Fuß etwas vom Gaspedal genommen wird, blitzt die kompositorische Klasse der Band auf und vermittelt einen Eindruck davon, wie die CD eigentlich hätte werden können.

So bleibt “nur” ein überdurchschnittliches Album, daß aber leider nicht über “gut” hinauskommt.

Gut (11/20)