CD

Rick Wakeman - The Red Planet

11. November 2020 · Audio · andreas · Kein Kommentar

Nachdem Rick Wakeman in den letzten Jahren bereits mit den erweiterten Neuauflagen von “Journey to the Centre of the Earth” sowie “The Myths and Legends of King Arthur and The Knights of the Round Table” einen Schritt vom New Age zurück zum Prog-Rock und seinen eigenen Frühwerken gemacht hat, folgt mit “The Red Planet” sein (lt. Wikipedia) 94. Soloalbum.

Die Aufmachung des Albums ist herrlich retro und das Gatefold-Popup-Cover der Erstauflage kann problemlos mit Veröffentlichungen aus der “guten alten Zeit” mithalten. Dazu passen auch die inneren Werte im Booklet, welche eine Übersicht über die einzelnen Mars-Missionen, Satelliten und Landungsfahrzeuge enthalten. Alles in allem eine gute Einstimmung auf das Album und das damit verbundene Thema:

Inspired by Mars and the secrets it holds for us. Dedicated to all who would like to go to Mars and especially to those who are convinced that they have already been there.

Musikalisch nähert sich “The Red Planet”, vor allem mit dem Verzicht auf jegliche Vocals, Werken wie “The Six Wives of Henry VIII”. Ähnlich wie seinerzeit die verschiedenen Frauen von Heinrich VIII. werden verschiedene Landschaften der Marsoberfläche vertont und musikalisch beschrieben. Wie gut oder schlecht dies funktioniert hängt, analog zu den breits erwähnten Ehefrauen, nicht unerheblich von der Phantasie des Hörers ab.

Als unglücklich entpuppt sich die Reihenfolge der Songs: der Opener “Ascraeus Mons” stimmt mit Kichenorgel, Gitarrensolo und typischen Wakeman-Aaaaaaaahhhhh-Chören auf ein rockiges Unterfangen ein, ein Versprechen, welches die folgenden Songs nur bedingt halten können. Hier wäre es vermutlich sinnvoller gewesen, “Ascraeus Mons” als letzte Nummer am Ende eines Spannungsbogens zu plazieren.

“The Red Planet” ist ein typisches Wakeman-Album, welches sich auf die bekannten Trademarks verlässt und keine großen Risiken wagt. Dies wird Rick Wakeman sicherlich weder neue Fans noch einen Innovationspreis einbringen, aber den vorhandenen Fans durchaus gute Unterhaltung für das investierte Geld bieten.


Delain - Apocalypse & Chill

13. August 2020 · Audio · andreas · Kein Kommentar

Während die Label-Kollegen von Serenity mit ihrem letzten Studiowerk auf hohem Niveau stagnieren, machen Delain nach dem enttäuschenden “Moonbathers” mit “Apocalypse & Chill” einen gewaltigen Spung in die richtige Richtung. Daß ein starkes Album zu erwarten war, zeichnete sich schon auf der Tour Ende 2019 ab, als einige der neuen Songs bereits vor Veröffentlichung live präsentiert wurden.

Ist der Opener “One Second” in bester Iron Maiden-Tradition das schwächste Stück des Albums, so startet “Apocalypse & Chill” mit “We Had Everything” anschließend richtig durch. Vor allem die abwechslungsreichen und teilweise stark nach 80’er klingenden Keyboards lassen aufhorchen. Songs wie “Chemical Redemption” oder “Creatures” (mit eingestreuten Queen-Zitat) gehören zum besten, was Delain je auf Scheibe gebannt haben. Die Band, seit dem Ausstieg von Merel Bechtold wieder zum Quintett geschrumpft, legt sich mächtig ins Zeug und gönnt dem Hörer lediglich bei “Ghost House Heart” eine kurze, wenn auch schöne Verschnaufpause.

Zu einer Zeit entstanden, als eine weltweite Corona-Pandemie noch nicht zu erahnen war, beschäftigt sich “Apocalypse & Chill” weitestgehend mit zwischenmenschlichen Katastrophen. Songs wie “Let’s Dance” lassen aber auch an den Tanz am Abgrund denken, an dessen Rand sich die Menschheit in vielerlei Hinsicht befindet.


Serenity - The Last Knight

18. Juli 2020 · Audio · andreas · Kein Kommentar

SERENITY veröffentlichen mit “The Last Knight” ein weiteres Studioalbum - und damit ist leider auch fast schon alles gesagt.

Ähnlich wie der Vorgänger “Lionheart” stagniert “The Last Knight” auf hohem Niveau und wirkt im Gegensatz zu früheren Werken wie “Death & Legacy” oder “Codex Atlanticus” bereits beim ersten Hören seltsam vertraut. Gefüht bleibt nicht nur textlich ein “nächstes Thema”, “nächste Platte” und die nächsten Mannen ziehen in die Schlacht - diesmal eben nicht für Richard Löwenherz sondern zum Ruhme und zur Ehre von Kaiser Maximilian I.

Um einen (zugegebenermaßen hinkenden) Vergleich zu bemühen fühlt sich “The Last Knight” wie eine Episode aus Star Trek “The Next Generation” an - handwerklich gut gemacht, mit guten Akteueren besetzt, aber immer an die “Prime Directive” denkend und ohne Überraschungen. Etwas mehr Wagemut und Abwechslung hätten sowohl der Band als auch dem Album gut getan.


Conception - State of Deception

12. April 2020 · Audio · andreas · Kein Kommentar

Rund 23 Jahre nach dem letzten Longplayer “Flow” melden sich Conception mit einer neuen Scheibe zurück - wobei dies nicht ganz richtig ist, denn bereits 2018 gab es mit der “re:conception”-Single sowie der “My Dark Symphony”-EP ein zwischenzeitliches Lebenszeichen der Band.

“State of Deception” irritiert nicht nur beim ersten Durchlauf und entpuppt sich als überraschend experimentell und sperrig, Songs wie “Of Raven and Pigs” und “No Rewind” wollen nicht so recht ins Bild passen, das “My Dark Symphony” angedeutet hatte. Wenn eine Band schon über einen Sänger vom Kaliber eines Roy Khan verfügt, sollte man diesen auch singen lassen und dessen Stimme nicht im Übermaß mit Effekten belegen und verfremden.

Als klares Highlight des Albums entpuppt sich die Vorab-Single “Waywardly Broken”, welche gleichzeitig ein atmosphärisches und auch musikalisches Highlight des Albums darstellt, dicht gefolgt von “Anybody Out There” und “By the Blues”, das mit seinem düsteren und einprägsamem Riff ebenfalls nach dem ersten Hören im Gedächtnis bleibt.

Alles in allem wäre bei “State of Deception” in den rund 40 Minuten mehr drin gewesen und somit ist das Album - trotz einiger unverkennbarer Stärken - vor allem im Hinblick auf die bisherigen Veröffentlichungen der Band leider eine kleine Enttäuschung, wenn auch auf hohem Niveau.


Pink Floyd - The Final Cut

21. November 2019 · Audio · andreas · Kein Kommentar

Auch wenn bei “The Final Cut” noch der Name Pink Floyd auf dem Cover steht, auf der Rückseite des Albums verrät der Satz “The Final Cut – a Requiem for the post war dream by Roger Waters. Performed by Pink Floyd” einiges über die Entstehungsgeschichte des Albums.

Hierbei ist “Pink Floyd” mit Vorsicht zu genießen: Keyboarder Rick Wright, auf dem Vorgängeralbum “The Wall” bereits nicht mehr als vollwertiges Bandmitglied gelistet, fehlt auf “The Final Cut” komplett. Inwiefern es sich hierbei also um das letzte “klassische” Pink Floyd Album oder bereits die erste Roger Waters Soloscheibe handelt, darüber gehen die Meinungen weit auseinander.

Das Album, 1983 veröffentlicht, ist geprägt vom Kalten Krieg und refernziert auf mehrere damals aktuelle Geschehnisse - insbesondere den Falklandkrieg, welcher von April bis Juni 1982 andauerte.

Wer die Ereignisse nicht mehr so richtig präsent hat, wird spätestens beim Text von “Get Your Filthy Hands Off My Desert” gleich mehrmals zum Lexikon seines Vertrauens greifen:

Brezhnev took Afghanistan.
Begin took Beirut.
Galtieri took the Union Jack.
And Maggie, over lunch one day,
Took a cruiser with all hands.
Apparently, to make him give it back.

Die textlichen Aussagen sind - wie von Roger Waters gewohnt - oft mehr als deutlich und an einigen Stellen scheint die Musik lediglich dazu zu dienen, die Texte zu transportieren. Dazwischen glänzen Songs wie “The Gunners Dream” mit einigen der beeindruckendsten Melodien, welche auf einem Pink Floyd Album zu finden sind.

Der Song “The Fletcher Memorial Home” zeichnet das Bild eines Heims für unheilbare Tyrannen und Könige, die dort im abgregrenzten Bereich ihre Reden schwingen und Medallien polieren können. Ein fast friedliches Bild, wäre da am Ende nicht die letzen drei Zeilen

Is everyone in?
Are you having a nice time?
Now the final solution can be applied.

Aufhorchen lassen auch die superben Soundeffekte wie z.B. der quer durch den Raum fliegende Jet am Anfang von “Get Your Filthy Hands Off My Desert”, nach dessen ersten Bombenwurf sicherlich der ein oder andere Hörer panisch die heimischen Lautsprecher auf Schäden untersucht hat.

“The Final Cut” schließt mit “Two Suns In The Sunset”, einem Antikriegssong, der sich mit der Möglichkeit eines Atomkriegs beschäftigt (“the sun is in the east, even though the day is done”) und gleichzeitig - passend zum Rest des Albums - neben der stärksten Leistung von David Gilmour mit Andy Newmark am Schlagzeug auf ein weiteres Pink Floyd-Mitglied verzichtet.