Am 31. Oktober 2024 spielten Deep Purple zusammen mit Jefferson Starship in der Rockhal in Esch/Alzette. Bei der Rockhal handelt es sich nicht um eine klassische Multifunktionshalle, die auch für Konzerte verwendet wird, sondern um eine Halle, die - wie der Name bereits impliziert - speziell für Konzerte gebaut wurde. Dies führt im Normalfall zu einem guten Sound und gepaart mit ausreichenden und günstigen Parkmöglichkeiten ist sie für uns eine gute Alternative zu z.B. der Festhalle in Frankfurt.
So war denn auch an diesem Abend der Sound in der Rockhal glasklar und differenziert und daß Musiker von vorne angeleuchtet wurden war auch eine angenehme Abwechslung zu der Kombination aus Blendwerk und Schattenspielen, welche viele andere Bands veranstalten.
Schade war, daß wir Dank verspäteter Anreise von Jefferson Starship nur den letzten Song mitbekommen haben. Sowohl Band als auch Publikum schienen aber durchaus ihren Spaß (gehabt) zu haben und es war wohl auf jeden Fall ein stimmiges Package. Auch die Stimmung zwischen den beiden Bands schien blendend.
Die größte Überraschung bei Deep Purple war, wie gut Ian Gillan wieder bei Stimme ist. Nach einigen Shows in der Vergangenheit, bei denen man hören und sehen konnte wie er sich quälte, hatte man an dem Abend den Eindruck, daß er stimmlich seinen Weg gefunden hat. Dazu tragen natürlich auch die zahlreichen neuen Songs bei, die für seine jetzigen Stimmbänder und Stimmlage geschrieben wurden und nicht für die von vor 50 Jahren. Auch war auffällig, daß Ian Gillan wieder während der meisten Instrumentalparts auf der Bühne verblieb statt - wie noch vor einigen Jahren - schnellstmöglich hinter der Bühne zu verschwinden.
Simon McBride war bereits aus Don Aireys Soloband bekannt und der Ersteindruck wurde bestätigt: er ist wie Don Airey ein guter Musiker, der musikalisch in verschiedene Rollen schlüpfen und (fast?) alles spielen kann. Wie bei Don Airey fehlt mir aber der “Wiedererkennungswert”, also wie bei z.B. Ritchie Blackmore, Steve Morse oder Jon Lord nach ein paar Tönen direkt sagen zu können, wer diese Töne spielt. Im Hinblick auf sein im Vergleich zu seinen Mitmusikern zeitweise übertriebenes Stageacting wäre an einigen Stellen etwas mehr Zurückhaltung wünschenswert gewesen.
Ian Paice und Roger Glover haben - wie eigentlich immer - ein solides Fundament geliefert, auf dem sich die Bandkollegen austoben konnten. Absolut unverzichtbar wird ihre Leistung oft deutlich zu wenig gehört / gesehen / gewürdigt.
Die Setlist hatte jede Menge neues Material zu bieten. Die Tatsache, daß lediglich ein Song aus rund 30 Jahren Steve Morse-Ära übrig geblieben ist, wirkt allerdings etwas befremdlich. Sicherlich, Stücke wie “Contact Lost” sind deutlich zu oft gespielt worden, aber es hätte noch genügend andere, noch nie (oder schon lange nicht mehr) gespielte Songs gegeben, die ich gerne in der Setlist gesehen hätte. Das Material von “=1” klingt in der Live-Version deutlich lebendiger als auf Konserve, wo mich die Songs nicht so richtig packen konnten. Highlight des Abends war “Anya”, das durch die härtere Spielart aus meiner Sicht nochmal deutlich hinzugewonnen hat.