Epica

Epica - The Divine Conspiracy

11. September 2007 · Audio · andreas · Kein Kommentar

Aller guten Dinge sind drei - und so veröffentlichen Epica mit dem regulären dritten Studioalbum auch nicht nur ihr bis dato ambitioniertestes, sondern auch ihr - soviel sei vorweggenommen - bestes Werk.

Im Line-Up der Band hat es schon zum Ende der letztjährigen USA/Kanada-Tour eine Änderung gegeben: Schlagwerker Jeroen Simons hat die Band im Oktober 2006 verlassen und wurde - zumindest auf Konserve - durch Ariën van Weesenbeek (God Dethroned) ersetzt. Da immer noch kein fester Ersatz gefunden ist, hilft zur Zeit Koen Herfst (Bagga Bownz) aus, der seinerzeit schon bei AFTER FOREVER als Aushilfe tätig war.

Hatten Epica in der Vergangenheit ab und an damit zu kämpfen, als Nightwish-Clone abgestempelt zu werden oder sogar in einem Topf mit Evanescence zu landen, dürfte sich dies mit “The Divine Conspiracy” endgültig erledigt haben.

“The Divine Conspiracy” ist die logische Fortsetzung des Weges, den die Band auf “Phantom Agony” begonnen und mit “Consign To Oblivion” fortgesetzt hat und kommt bei den ersten Durchläufen alles andere als leicht verdaulich daher.

Nicht nur, daß Epica die Packung Weichspüler im Supermarktregal gelassen und stattdessen lieber einen Härtegrad zugelegt haben, das Album besticht insgesamt durch seine komplexen Arrangements und die alles andere als spärlichen Orchester- und Choreinsätze. Über all dem dominiert die inzwischen deutlich facettenreichere Stimme von Frontfrau Simone Simons, im Hintergrund an vielen Stellen durch “böse” Grunts & Screams von Mark Jansen (bei “Death Of A Dream” auch von Sander Gommans) akzentuiert.

Als Beispiel (und gleichzeitig Anspieltip) sei “Chasing the Dragon” genannt, das als wunderschöne Ballade beginnt und sich atmosphärisch immer mehr bis zum Höhepunkt verdichtet; wer’s etwas ruhiger angehen lassen will, dem sei die Singleauskopplung “Never Enough” oder das wunderschöne “Sancta Terra” ans Herz gelegt.

Symphonic-Metal in seiner besten Form!

Genial (18/20)

P.S.: Anscheinend versuchen Nuclear Blast mit der Veröffentlichungs(w|fl)ut von Transmission Records, dem ehemaligen Label der Band, Schritt zu halten - alles in allem erscheint “The Divine Conspiracy” in vier verschiedenen Versionen: neben normaler CD und Digipack auch als Doppel-Picture-LP mit zwei Bonustracks. Wem das noch nicht reicht, der kann auch auf die Super-Maxi-Mulinex-CD erwerben, die neben den beiden Bonustracks auch noch einen Videoteil (leider in miserabler YouTube-Qualität beinhaltet).


Epica 2006-05-04

1. Juli 2006 · Konzerte · andreas · Kein Kommentar

Propheten gelten normalerweise nicht sehr viel im eigenen Land – wenn man zum Beispiel den bescheidenen Erfolg von Vanden Plas in Deutschland mit dem Status im Nachbarland Frankreich vergleicht, fällt auf, daß ein paar Kilometer schon einiges ausmachen können.

Etwas anders läuft es hingegen für Epica, die in Deutschland zwar noch relativ unbekannt sind, in ihrer Heimat aber durchaus einen gewissen Status innehaben. So ist der Entschluß von Band und Plattenfirma auch nicht weiter verwunderlich, im altehrwürdigen Club Paradiso in Amsterdam eine Live-DVD aufzuzeichnen.

FlyerNachdem die Werbung auf der bandeigenen Homepage platziert war und der Vorverkauf entsprechend lief (das Konzert war bereits Monate im Voraus ausverkauft), wurde auf Plakatwerbung in Amsterdam komplett verzichtet. Kein Plakat, kein Banner – der einzige Hinweis vor Ort ist ein Eintrag im Programm des Pardiso, neben dem ein “uitverkocht” prangt.

Schon ab der Mittagszeit versammeln sich die ersten Fans vorm Eingang und wer zur richtigen Zeit vor Ort ist, kann den ersten Special-Guest des Abends erblicken: ein als Tourist verkleideter Roy Khan schlendert gemütlich kurz nach 14 Uhr am Haupteingang vorbei in Richtung Backstage und wird interessanterweise von einer ganzen Gruppe Teenies in Kamelot-Shirts gar nicht wahrgenommen.

Die Planung des Abends sieht vor, daß nach der Türöffnung zuerst Asrai aus Spanien im kleinen Saal dem Publikum einheizen, bevor anschließend die EPICA-Show im großen Saal stattfindet. Während dort dann zum nachtschlafenen Zeit das normale Programm “noodlanding” einsetzt, sollen Ebony Ark wiederum im kleinen Saal den Abend beschließen.

Wer auch immer für die Planung verantwortlich ist, vielleicht hätte er zumindest darauf drängen sollen, daß die Türen des großen Saals bis zum Ende des ASRAI-Gigs geschlossen bleiben, denn so passiert, was zu erwarten war: die Fans strömten direkt in den großen Saal um für Epica die besten Plätze zu ergattern und Asrai stehen ziemlich einsam auf weiter Flur, während die Stimmung im großen Saal bei jedem Wackler am Bühenvorhang einen neuen Siedepunkt erreicht. Für kurzzeitige Verwirrung bei allen nicht Eingeweihten sorgt um kurz vor 20 Uhr eine Schweigeminute, die auf Grund des niederländischen Totengedenktags abgehalten wird.

Als dann aber endlich das Intro “Hunab K’‘u” ertönt, bricht ohrenbetäubender Jubel los und als beim anschließenden “Dance Of Fate” der schwarze Vorhang fällt und die Band nebst zwei Feuerschluckerinnen auf der Bühne freigibt, gibt es für die Anwesenden kein Halten mehr.

Die nächsten beiden Songs verlaufen ohne besondere Vorkommnisse, bevor bei “Solitary Ground” mit Amanda Sommerville und Linda van Summeren die ersten Specialguests des Abends die Bühne betreten und mit drei weiblichen Livestimmen dem Song eine ganz besondere Note einhauchen. Nachdem es mit reiner Bandbesetzung wieder härter weitergeht, kehren die beiden Damen zusammen mit einem Cellospieler nach “Quietus” wieder auf die Bühne zurück und präsentieren als Verstärkung von Simone Simmons und Coen Janssen “Linger”, die Epica-Ballade schlechthin. Leider fällt das Lichtermeer aus vorher an die Anwesenden verteilen Mother Of Lights nicht ganz wie erwartet aus, denn leider haben sich viele gleich mehrfach bedient, so dass nicht wenige Konzertbesucher leider leer ausgehen.

Nach dem ruhigen “Linger” geht es mit viermal Powerpack weiter, bevor zu “Trois Vierges” Roy Khan die Bühne betritt. So gut die gesangliche Performance des Mannes auch ausfällt (manch einer zweifelt sogar daran, ob sein Gesang überhaupt live ist), die optische Präsentation leidet deutlich unter seiner übertriebenen Mimik und Gestik, die sicherlich nicht jedermanns Fall ist und wohl mit dem Schlagwort “Stummfilmakrobatik” am treffendsten beschrieben werden kann. Es folgt “Another Me”, bevor “The Phantom Agony” wie gewohnt den regulären Set beendet.

Nach einer kurzen Pause geht’s zum ersten Zugabenteil, bevor nach einer weiteren kurzen Unterbrechung Epica zusammen mit Jan-Chris De Koeyer von Gorefest auf die Bühne zurückkehren, um den Abend mit “Consign To Oblivion”, dem Titelsong des aktuellen Albums zu beschließen. Der Gast übernimmt hierbei alle Grunt-Parts, steht ansonsten aber etwas verloren auf der Bühne.

Setlist Epica:

  • Hunab K’‘u
  • Dance Of Fate
  • Sensorium
  • The Last Crusade
  • Solitary Ground (mit Amanda Somerville & Linda)
  • Force Of The Shore
  • Quietus
  • Linger (mit Amanda Somerville & Linda)
  • Blank Infinity
  • Crystal Mountain
  • Seif Al Din
  • Facade Of Reality
  • Trois Vierges (mit Roy Khan, Kamelot)
  • Another Me
  • The Phantom Agony
  • Cry For The Moon
  • Run For A Fall
  • Mother Of Light
  • Consign To Oblivion (mit Jan-Chris De Koeyer, Gorefest)

Leider verlassen die meisten Besucher nach dem Konzert das Paradiso oder bleiben im großen Saal, um auf ein Autogramm von Epica zu warten, so daß sich bei den durchaus hörenswerten Ebony Ark nicht mehr allzu viele Leute vor die Bühne verirren.


Epica - The Road To Paradiso

17. Juni 2006 · Audio · andreas · Kein Kommentar

Während andere Plattenfirmen mit “Basic” und “Standard”-Versionen ihrer Produkte den Weg “less value for less money” beschreiten, veröffentlichen Transmission Records mit Epicas “The Road To Paradiso” “more value zum Standardpreis”. Eine Rechnung, die durchaus aufzugehen scheint - das Buch ist auf Platz 89 in die “Dutch Album Top 100” eingestiegen und anschließend bis auf Platz 46 geklettert.

Schon die Produktbeschreibung “Photo Sound Book” macht klar, daß man hier etwas Neues (das letztendlich auch nicht so neu ist) probiert hat, nämlich die Veröffentlichung eines Buches mit CD oder einer CD mit Buch – je nach Sichtweise.

Der Titel ist hierbei Programm, denn “The Road To Paradiso” beinhaltet kein neues Epica-Album, sondern versucht vielmehr den Weg von dem allerersten, noch unter dem Namen SAHARA DUST eingespielten Demo “Cry For The Moon” bis hin zur ausverkauften DVD-Aufzeichung im legendären Paradiso in Amsterdam zu beleuchten.

Neben vielen Photos, die auch manch interessanten Blick hinter die Kulissen werfen, entpuppt sich auch der Text als durchaus kurzweilig und lesenswert, auch wenn er leider in einigen Passagen nicht vom Transmission-Marketing-Blahblah verschont blieb. Einen weiteren Teil des Buches bilden die Fan-Contributions, Bilder und Texte, die von Fans über die eigens hierfür bereitgestellte Website eingereicht werden konnten.

Appropos Website und Fans: um den Geschmack der potentiellen Käuferschicht auch halbwegs zu treffen, wurde eine Umfrage durchgeführt, welches Material denn auf der beiliegenden CD enthalten sein sollte: Interviews, Demoversionen, Livesongs oder doch lieber unveröffentlichte Stücke – eine Aufteilung, in deren Gewichtung man sich dann auch weitestgehend ans Fan-Votum gehalten hat. Neben den Livetracks, die schon mächtig Appetit auf die im September zu erwartende Live-DVD machen, sticht hier besonders der Track “The Fallacy” hervor, eine ziemlich schräge Nummer, die hier erstmalig das Licht der Welt erblickt.

Alles in allem ist “The Road To Paradiso” ein gelungenes Dankeschön an die bereits vorhandenen Fans und auch ein durchaus lesenswertes Werk für alle sonstigen Interessenten, zum musikalischen Kennenlernen von Epica ist es hingegen weniger geeignet. Diejenigen Fanbeiträge, die es nicht ins Buch geschafft haben, sollen in den nächsten Wochen und Monaten zumindest online auf http://www.theroadtoparadiso.com veröffentlicht werden.


Epica / Xystus 2005-11-29

3. März 2006 · Konzerte · andreas · Kein Kommentar

Im Gegensatz zu Frankreich, wo Epica langsam durchzustarten, ist in Deutschland noch einiges an Überzeugungsarbeit zu leisten. Nachdem in Potsdam gerade mal rund 50 Leute vor der Bühne standen, ist Aschaffenburg – trotz nicht ganz ausverkauftem Colos-Sall – mit rund 250 Besuchern das am besten besuchte Konzert der aktuellen Rundreise.

Von der ursprünglich als “Dutch Night Of Gothic Metal” angekündigten Tour bleibt nach der Absage von Autumn eigentlich nur noch eine “Dutch Night Of Metal”, denn die Opener von Xystus haben mit Frauengesang und orchestralen Klängen nichts am Hut. Da es sich in Aschaffenburg um das letzte gemeinsame Konzert der Tour handelt, darf man auch auf den ein oder anderen Scherz durchaus gespannt sein.

Xystus

XystusDer erste offenbart sich in dem Moment, als Xystus um kurz vor 21 Uhr die Bühne im uniformen “I went on tour with Epica and all I got was this lousy shirt”-Look betreten und mit ihrem durchaus ansprechenden progressivem Powermetal loslegen. Da sowohl Songmaterial als auch Performance stimmig sind können die noch recht jungen Niederländer (Band-Altersschnitt 23 Jahre), obwohl für die meisten im Publikum ein unbeschriebenes Blatt, durchweg positive Reaktionen hervorrufen. Die Scherze gehen weiter, als während des Gigs Epica Frontfrau Simone Erinnerungsphotos mit den Musikern schießt und Keyboarder Coen Janssen Zigaretten austeilt – ein am Bühnenrand platziertes Bügelbrett kommt allerdings nicht mehr zum Einsatz. Als Zugabe gibt’s mit dem METALLICA-Cover “Damage, Inc.” einen eher selten gecoverten Song, der Xystus aber gut zu Gesicht steht und einen würdigen Schlusspunkt einer guten Show setzt.

Epica

EpicaAls Epica kurze Zeit später die Bretter betreten, fällt spontan eines auf: die Bühne ist klein – sehr klein – und wirkt trotz einer Person und einigem Equipment mehr trotzdem deutlich leerer als noch ein paar Wochen zuvor bei Jon Oliva’s Pain.

Nachdem zumindest die Silberscheiben der Band allzu gerne in die Schublade “Nightwish, Within Tempation & Co” gesteckt werden, ist live schon nach dem Intro und anschließenden Opener “Dance Of Fate” klar, dass Epica deutlich härter und aggressiver zu Werke gehen als die gerade genannte Konkurrenz. So sehr sich die Herren auch mühen, Blickfang der Band ist Simone Simons, die sich statt als Möchtergern-Diva lieber als wild bangende Metallerin präsentiert. Dazu passt auch die Tatsache, dass sie bei den neueren Songs ab und an auch mal die Rockröhre auspackt, statt nur dem klassischen Mezzosopran zu frönen. Deutlich gewöhnungsbedürftiger als auf Platte wirken hingegen die Grunts & Screams von Mark Jansen, die stellenweise doch etwas saft- und kraftlos daherkommen. Unangefochtenes Highlight der Setlist ist die neue Ballade “Linger”, die problemlos das Klischee einer Weltklasse-Single-B-Seite erfüllt. Wenn es die Band schafft, den hier vorgelegten Qualitätslevel mit dem nächsten Album zu halten, dürfe einem kometenhaften Aufstieg nur noch pure Ignoranz im Wege stehen.

Natürlich gibt es auch während des Epica-Sets den ein- oder anderen Spaß, zum Beispiel eine Runde Damenslips für alle Musiker, die vor “Linger” von den XYSTUS-Bandmitgliedern auf die Bühne geworfen werden. Während die Herren der Schöpfung nur “Instrumente dekorieren” spielen, beschwert sich Simone Simons zwar zuerst über die falsche Größe des ihr zugeworfenen knallroten Slips, erweist sich dann aber doch als probierfreudig und zieht das Teil über ihre schwarze Lederhose. Interessanter Anblick!

Ein ebenfalls interessanter Anblick bietet sich am Ende des Konzerts – während die Merchandise-Stände vieler Bands inzwischen auf Grund der hohen Preise einen verwaisten Eindruck hinterlassen, ist der Stand von Epica schwer umlagert - der Beweis, dass man mit fanfreundlichen Preisen durchaus jede Menge Leute glücklich machen kann. Ein T-Shirt kostet beispielsweise 15 Euro für ein Longsleeves darf man 20 Euro investieren und die CDs kosten auch nicht mehr als im Plattenladen um die Ecke. Ungeschickterweise hat man aber wohl den Ansturm etwas unterschätzt, denn von der “Quietus”-Single gibt es nur noch die Version mit dem Death-Cover “Crytal Mountain”, dafür aber ohne “Linger” zu kaufen. Sad, but true!


Epica - The Score

7. November 2005 · Audio · andreas · Kein Kommentar

Als Etikettenschwindel entpuppt sich Epicas “The Score” - denn nicht überall, wo Epica draufsteht, muß zwangsläufigerweise auch Epica drin sein.

Bei “The Score” handelt es sich vielmehr um einen Soundtrack, gebastelt von der rechnerisch einen Hälfte der Band, währen die andere Hälfte nur hier und da als Statisten in der Deko rumsteht. “The sound is typically Epica, only without the singing, without the guitars, no bass and no drums” schreibt Transmission Records und hat Recht damit: übrig bleiben orchestrale Arrangements, die an mancher Stelle deutlich an Hans Zimmer (einer der erklärten Lieblingsmusiker der Band) erinnern, aber nicht mehr als sphärische Untermalung bieten können. Dies ist allerdings kein “The Score”-spezifisches Problem, sondern eher ein Problem der Rubrik “Soundtrack” an sich.

So ganz hat man dem Konzept aber wohl auch selbst nicht getraut, findet sich doch mittendrin (und an dieser Stelle etwas deplaziert wirkend) die ohne Kamelot-Gast aufgenommene Solo-Version des “Consign To Oblivion”-Tracks “Trois Vierges” sowie die Single-Versionen von “Solitary Ground” und “Quietus” als Band-Abschluß.

Während die Plattenfirma “The Score” als “the next logical step” anpreist, dürften es wohl eher verkaufstechnische Elemente gewesen sein, das Album unter dem Epica-Banner zu veröffentlichen – eine These, die von den zahlreichen Versionen, die man unter’s Volk wirft, unterstützt wird. In freier Wildbahn wurden bisher jedenfalls eine SACD in Jewel-Case und Pappschuber, eine SACD im Digipack sowie eine normale Audio-CD gesichtet.

Sollte das alles jetzt zu negativ klingen – ist es nicht. “The Score” ist ein feiner Soundtrack, der sich hinter anderen Veröffentlichungen des Genres nicht verstecken muß – aber auch nicht mehr. Keinesfalls ist “The Score” ein neues Album der Band Epica wie das Cover suggerieren will.