Musik

Fish - 13th Star

23. November 2007 · Audio · andreas · Kein Kommentar

Lange Zeit stand in den Sternen, ob es überhaupt noch ein Nachfolgealbum zur “Scattering Crows” geben wird – doch glücklicherweise hat sich Fish besonnen und legt mit “13th Star” eines der definitiven Highlights 2007 vor.

“13th Star” ist ein für Fish-Verhältnisse eher untypisches Album geworden, das an manchen Stellen sehr heavy und düster scheint, an anderer Stelle dagegen mit wunderschönen ruhigen Momenten begeistert, irgendwo im Schnittpunkt zwischen Fishs bisherigem Solo-schaffen, Peter Gabriel und den Gilmour’schen Pink Floyd. Auffällig ist auf jeden Fall neben den mancherorts eingebrachten technischen Spielereien die gerade bei den härteren Songs dominierende Rythmik, ein Verdienst, der wohl Basser und Hauptsongschreiber Steve Vantsis zuzuschreiben ist, während Produzent Calum Malcolm hauptsächlich für die Vocalaufnahmen und den allerletzten Schliff zuständig war.

Textlich bewegt sich “13th Star” auf einer sehr emotionalen Ebene, mit eher nachdenklichen Lyrics, die sich um das Thema Beziehungen bewegen –geprägt vom mehrmaligen auf und ab seiner Beziehung mit Heather Findlay, die fast zeitgleich zu den Aufnahmen endgültig in die Brüche ging. Hieraus entspringt sicherlich auch ein Teil der Faszination der Vocals, denn stellenweise hat man richtig den Eindruck, dass Fish einen Teil der textlichen Grundlage beim Singen erneut durchlebt. Besonders deutlich wird dies beim abschließenden Titelstück, bei dem Fish mehr als einmal die Stimme wegbricht und der Kloß im Hals hörbar wird – ein Umstand, der dem Song eine ungeahnte Intensität verleiht.

Doch zurück zu den Sternen, die man als immer wiederkehrendes Thema findet, und die mir – nicht nur beim Betrachten des superben Artworks von Mark Wilkinson – den Albumtitel “The Art Of Navigating By The Stars” von Sieges Even ins Gedächtnis riefen.

“13th Star” ist sicherlich kein leicht verdauliches Album geworden und braucht bis zur vollständigen Entfaltung durchaus mehrere Durchläufe, dann aber erstrahlen Perlen wie “Zoe 25” oder “Arc Of The Curve” in ihrer vollen Schönheit – ohne dass bei den eingänigeren Stücken ein Abnutzungseffekt entsteht.

Für alle Fishmaniacs erscheint das Album zuerst nur im limitierten Digipack mit dickem Farb-Booklet und “Making Of”-DVD über Online-Store und Merchandise-Stand, während die später erscheinende reguläre Veröffentlichung wohl auf die Beigaben verzichtet.

Die DVD enthält neben zielgruppenorientierter Werbung jede Menge Hintergrundinformationen zum Entstehungsprozess des Albums, gebündelt in einer rund einstündigen Doku. Hierbei ist es recht interessant, neben der Person Dereck W. Dick auch den Musiker Fish zu sehen (und zu hören). Sicherlich keine DVD, die man immer mal wieder kucken möchte, aber auf jeden Fall ein “nice to have”.

Überragend (17/20)


Epica - The Divine Conspiracy

11. September 2007 · Audio · andreas · Kein Kommentar

Aller guten Dinge sind drei - und so veröffentlichen Epica mit dem regulären dritten Studioalbum auch nicht nur ihr bis dato ambitioniertestes, sondern auch ihr - soviel sei vorweggenommen - bestes Werk.

Im Line-Up der Band hat es schon zum Ende der letztjährigen USA/Kanada-Tour eine Änderung gegeben: Schlagwerker Jeroen Simons hat die Band im Oktober 2006 verlassen und wurde - zumindest auf Konserve - durch Ariën van Weesenbeek (God Dethroned) ersetzt. Da immer noch kein fester Ersatz gefunden ist, hilft zur Zeit Koen Herfst (Bagga Bownz) aus, der seinerzeit schon bei AFTER FOREVER als Aushilfe tätig war.

Hatten Epica in der Vergangenheit ab und an damit zu kämpfen, als Nightwish-Clone abgestempelt zu werden oder sogar in einem Topf mit Evanescence zu landen, dürfte sich dies mit “The Divine Conspiracy” endgültig erledigt haben.

“The Divine Conspiracy” ist die logische Fortsetzung des Weges, den die Band auf “Phantom Agony” begonnen und mit “Consign To Oblivion” fortgesetzt hat und kommt bei den ersten Durchläufen alles andere als leicht verdaulich daher.

Nicht nur, daß Epica die Packung Weichspüler im Supermarktregal gelassen und stattdessen lieber einen Härtegrad zugelegt haben, das Album besticht insgesamt durch seine komplexen Arrangements und die alles andere als spärlichen Orchester- und Choreinsätze. Über all dem dominiert die inzwischen deutlich facettenreichere Stimme von Frontfrau Simone Simons, im Hintergrund an vielen Stellen durch “böse” Grunts & Screams von Mark Jansen (bei “Death Of A Dream” auch von Sander Gommans) akzentuiert.

Als Beispiel (und gleichzeitig Anspieltip) sei “Chasing the Dragon” genannt, das als wunderschöne Ballade beginnt und sich atmosphärisch immer mehr bis zum Höhepunkt verdichtet; wer’s etwas ruhiger angehen lassen will, dem sei die Singleauskopplung “Never Enough” oder das wunderschöne “Sancta Terra” ans Herz gelegt.

Symphonic-Metal in seiner besten Form!

Genial (18/20)

P.S.: Anscheinend versuchen Nuclear Blast mit der Veröffentlichungs(w|fl)ut von Transmission Records, dem ehemaligen Label der Band, Schritt zu halten - alles in allem erscheint “The Divine Conspiracy” in vier verschiedenen Versionen: neben normaler CD und Digipack auch als Doppel-Picture-LP mit zwei Bonustracks. Wem das noch nicht reicht, der kann auch auf die Super-Maxi-Mulinex-CD erwerben, die neben den beiden Bonustracks auch noch einen Videoteil (leider in miserabler YouTube-Qualität beinhaltet).


Heaven & Hell - Live from Radio City Music Hall

8. September 2007 · Audio · andreas · Kein Kommentar

hah-lfrcmh_dvdManchmal werden Träume war … Schon nach dem Genießen meiner Hard & Heavy-Einstiegsdroge “Live Evil” war mir klar: die Band muß ich unbedingt mal live sehen, doch leider überleben nur die wenigsten Pläne den Kontakt mit der Wirklichkeit: Tony Iommi und Geezer Butler hatten sich schon vor Erscheinen der Scheibe von Ronnie James Dio und Vinnie Appice getrennt und versuchten anschließend mit Black Purple (oder war es eher Deep Sabbath) Furore zu machen.

Einen zweiten Hoffnungsschimmer gab es 1992: die “Live Evil”-Besetzung fand wieder zusammen und konnte mit “Dehumanizer” ein überzeugendes Comeback-Scheibchen vorlegen, dem allerdings der große kommerzielle Erfolg leider nicht vergönnt war. Doch die Zusammenarbeit hielt auch dieses mal nicht lange an - als Black Sabbath für Ozzy Osbourne zwei Shows in Costa Mesa eröffnen (w|s)ollten, packte Ronnie James Dio abermals die Koffer.

Die Arbeiten an Black Sabbath “The Dio Years” brachten 2006 die Herren Butler, Dio und Iommi erneut zusammen, und man beschloß, neben verkaufsfördernden neuen Songs für die Best-Of-Compilation auch gleich noch eine Tour hintendranzuhängen. Nachdem der eigentliche Schlagwerker Bill Ward aber von der Idee nicht sonderlich begeistert schien, wurde abermals Vinnie Appice ins Boot geholt und - voila - die “Live Evil”-Besetzung war unter dem Namen Heaven & Hell zurück.

Nachdem es inzwischen ja fast zum Standard gehört, von jeder Tour auch gleich eine entsprechende Live-DVD zu veröffentlichen, wurde dieser Plan auch bei Heaven & Hell in Angriff genommen, und um bei diesem zeitlich begrenzenten Projekt (Ende 2007 soll Schluß sein) noch einen Ersatztermin für den Fall der Fälle haben zu können, auch gleich eines der ersten (Nummer 12) Konzerte in der legendären Radio Music Hall in New York mitgeschnitten.

Die DVD sowie Doppel-CD bieten das komplette Konzert in superber Ton- und Bildqualität, wie es scheint auch ohne größere Schnitte und Overdubs. Die Songauswahl konzentriert sich hierbei komplett auf die “Dio Years”, auf unnötige Solokarrieren-Einlagen wie es z.B. Asia praktizieren wird glücklicherweise komplett verzichtet. Hochklassiges Material ist auch so in Hülle und Fülle vorhanden und einige Songs wie z.B. “T.V.Crimes” werden auch so schon schmerzlich vermisst, mit “Shadow In The Wind” und “The Devil Cried” sind allerdings auch zwei der drei Neulinge mit im Gepäck.

Der Gesamteindruck der musikalischen Darbietung ist düster, brachial und druckvoll und viele der jüngeren ach-so-böse-Bands könnten sich von den älteren Herren ein gewaltiges Scheibchen abschneiden - es sind eben die Originale, die hier loswerkeln und nicht irgendwelchen Clones. Zu diesem Gesamteindruck passt auch, daß der am Bühnenrand versteckte Keyboarder Scott Warren (aus Dios Soloband) im Gesamtmix nur spärlich zu vernehmen ist, hier wäre etwas mehr vielleicht trotzdem ganz nett gewesen.

Die Band präsentiert sich in bester Spiellaune und extrem rauhem Sound - man hat fast den Eindruck, nach “Dehumanizer” wäre die Zeit stehen geblieben. Dios Gesang klingt rauh und aggressiv wie selten und auch die “Background”-Mannschaft Appice, Buttler, Iommi legt sich mächtig ins Zeug und spielt so tight zusammen, als wäre man nicht erst wieder seit ein paar Tagen zusammen auf Tour.

Die insgesamt ruhige Schnittführung bietet auch die ein- oder andere interessante Einstellung: so steht Ronnie James Dio zum Beispiel beim Opener “After All” vorn auf dem Drumpodest, was nicht nur Vinnie Appice fast größer als den Sänger erscheinen lässt, die ungewöhnliche Perspektive wirkt auch durch die ungewohnte Nähe von Schlagwerker und Sänger durchaus filmisch interessant.

Als DVD-Bonus gibt’s insgesamt 4 Extras, die zwar alle nett anzusehen, aber kaum mehr als Einmalkucker sind:

  • Heaven And Hell Road Movie: eine rund zwanzigminütige Dokumentation über das Heaven & Hell-Projekt, wie die Band zusammenkam, das Bühnendesign und auch ein paar kurze Ausschnitte von den Proben; außerdem wird in mindestens jedem zweiten Satz erwähnt, wie langweilig es Tony Iommi und Geezer Butler fanden, in den letzten Jahren Ozzfest für Ozzfest die immer gleichen Songs zu spielen.

  • Hail The Gods Of Metal: Nein, keine Manowar-Werbung sondern ein paar Hintergrund-Infos rund um die Protagonisten inklusive einer recht ausführlichen Erklärung von Tony Iommis Roadie, wie es dazu kam, daß Tony am Anfang seiner Karriere seine Fingerkuppen verlor

  • Meet The Mob: Eindrücke und Kurzinterviews mit den Fans draußen vor der Radio City Music Hall - vergnügte Gesichter und durchgeknallte Fans - the Mob rules

  • Radio City: eine kurze Führung durch die Venue von der zuständigen Production Stage Managerin (toller Titel) der Radio City Music Hall. Leider beschäftigt sich die Führung mehr mit der Technik der Bühnenfahrstühle als mit dem Rest der Venue, so daß man immer noch keinen richtigen Eindruck von dem eigentlich imposanten Bauwerk bekommt.

Wer sich für Doppel-CD & DVD interessiert, für den gibt’s ein limitiertes Digipack, das neben den 3 Silberscheibchen einen Backstagepass der Show, ein Photokärtchen von jedem der (Haupt-)Musiker, ein leider extrem gefaltetes Poster sowie ein Klappblatt (ein Booklet wäre hier eindeutig schöner gewesen) zum Konzert enthält.


Garage 13 - Out Of The Lights

2. August 2007 · Audio · andreas · Kein Kommentar

Nach dem Motto “kurz und knackig” haben die Finnen von Garage 13 ihre neuste Scheibe “Out Of The Lights” konzipiert. So bringt es der Silberling nur auf eine Gesamtspielzeit von rund 30 Minuten, beherbergt aber immerhin 10 Songs (inklusive Intro). Daß man aber trotz der auf den ersten Blick unglücklichen Formel “viele Songs in kurzer Zeit” einen Meilenstein vorlegen kann, haben z.B. SLAYER 1986 mit “Reign In Blood” eindrucksvoll bewiesen.

Von einem Meilenstein ist “Out Of The Lights” allerdings noch ein gutes Stück entfernt, gleichen sich die Tracks des Album leider über weite Strecken zu sehr - schade, denn die Punk/Pop/Rock-Mixtur, die problemlos auch vom “Freaky Friday”-Soundtrack stammen könnte, macht eigentlich richtig Spaß.

Vor allem im Mittelteil der CD, wenn bei “Soon To Be Gone” cool auf die Überholspur gewechselt oder bei “Turn Around” der Fuß etwas vom Gaspedal genommen wird, blitzt die kompositorische Klasse der Band auf und vermittelt einen Eindruck davon, wie die CD eigentlich hätte werden können.

So bleibt “nur” ein überdurchschnittliches Album, daß aber leider nicht über “gut” hinauskommt.

Gut (11/20)


Bang Your Head 2007

1. Juli 2007 · Konzerte · andreas · Kein Kommentar

Heaven & Hell

Heaven & HellAuch wenn mein Gedächtnis ab und an ein paar Lücken aufweist, kann ich mich noch gut an meine Enttäuschung erinnern, als kurz nachdem ich Black Sabbaths “Dehumanizer” für mich entdeckt hatte, die Bandbesetzung mit Ronnie James Dio auch schon wieder der Geschichte angehörte. Umso ärgerlicher für mich – war doch die 1983’er “Live Evil”-Scheibe mein persönlicher Einstieg in härtere Rockgefilde und schon damals hatte sich die Band recht zügig nach erfolgter Live-Aufnahme in ihre Einzelteile zerlegt.

Um so größer war meine Freude, als sich rund um die kürzlich erschienenen Black Sabbath “The DIO Years” die Herren Dio und Iommi erneut zusammenrafften und gemeinsam mit Geezer Butler beschlossen, Interessierten eine Zeitreise zu ermöglichen. Nur die Drummerfrage blieb vorerst ungeklärt, bis mit Vinnie Appice genau der Trommler mit ins Boot geholt wurde, der schon seinerzeit auf “Live Evil” und “Dehumanizer” zu hören war.

Aus offiziell nie dargelegten Gründen wurde das Projekt aber nicht auf den Namen Black Sabbath (dessen alleinige Rechte bei Tony Iommi liegen) getauft, sondern man beschloß, unter dem Banner des wohl bekanntesten Songs der Dio-Ära durchzustarten: Heaven & Hell (das seinerzeit noch von Bill Ward eingetrommelt wurde) – eine Tatsache, welche die Macher des Bang Your Heads leider wohl einige Spätmerker gekostet hat.

Nachdem schon den ganzen Tag der Bühnenhintergrund mit dem Heaven & Hell Steinwand-Backdrop dekoriert war (welches auch wundervoll zu dem Mini-Schlachtgetümmel vor AMON AMARTH passte) ist es um 21:24 Uhr endlich so weit: die ersten Töne von “E5150” erklingen und die Menge ist nicht mehr zu halten.

Leider setzt mitten im Set ein leichter Nieselregen ein, der aber Ronnie James Dio die Möglichkeit bietet, zu zeigen, was für ein netter Kerl er eigentlich ist: kaum hatte er einen Techniker beim vergeblichen Versuch, einer der Monitorboxen auf dem Catwalk eine Kapuze überzuziehen erspäht, klemmt er sich beim nächsten Gitarrensolo auch schon das Mikro unter den Arm und hilft tatkräftig mit – man zeige mir einen anderen Headliner, dessen Sänger sowas macht …

Überhaupt ist Ronnie James Dio derjenige, der für die komplette Kommunikation mit dem Publikum zuständig ist und der sich öfter als einmal auf den Catwalk vorwagt, während seine Mitstreiter vornehm im Hintergrund bleiben und vor allem Geezer Butler sich dem vorderen Bühnenrand während des gesamten Konzertes nicht ein einziges Mal nähert. Zwar am vorderen Bühnenrand plaziert, aber in guter Black Sabbath-Manier hinter dem Bühnenaufbau versteckt und nicht mal namentlich erwähnt werkelt Scott Warren (aus DIOs eigener Band), der für die Keyboard-Untermalung sorgt und sich wohl mit einem dicken Scheck über die mangelnde Aufmerksamkeit, die ihm zu Teil wird, hinwegtröstet.

Da sich die Menge vom Regen nicht weiter beeindrucken lässt und eben in den zahlreich vorhandenen, optisch in ihrer Farbenpracht leicht deplaziert wirkenden Regenjacken und – ponchos weiterfeiert, zieht dieser sich beleidigt während “Heaven & Hell” zurück, so daß zumindest das Konzertende pünktlich zur Curfew trocken erreicht wird.

Zurück bleiben jede Menge glückliche Zeitreisende und auch am nächsten Tag ist der “Heaven & Hell”-typische Singsang noch öfter als einmal zu vernehmen.

Aus historischen Gründen gibt’s an dieser Stelle auch ausnahmsweise die Setlist von Heaven & Hell: “E5150”, “The Mob Rules”, “Children Of The Sea”, “I”, “The Sign Of The Southern Cross”, “Voodoo”, “Computer God”, “Falling Of The Edge Of The World”, “Shadow Of The Wind”, “Die Young”, “Heaven & Hell”, “Neon Knights”

Mercenary

MercenaryManchmal bringt mich mein bescheidenes Personengedächtnis schon zum schwitzen: kaum stehen Mercenary auf der Bühne, denke ich mir “den Keyboarder hast Du doch schon irgendwann mal gesehen?!?” Vielleicht hätte ich vorher einen Blick in das informative Bang Your Head-Heftlein werden sollen, dann hätte ich’s gewusst: Morten Sandager war schon letztes Jahr zusammen mit “den anderen Dänen” Pretty Maids in Balingen.

Der Auftritt der mir bis dato völlig unbekannten Band entpuppt sich als überaus unterhaltsam, verquickt die Band doch verschiedene moderne, progressive und teilweise auch eher traditionelle Metal-Einflüsse zu einem eigenständigen Mix, der durchaus begeistern kann. Einen großen Teil zu eben dieser Begeisterung trägt sicherlich neben der makellosen instrumentalen Darbietung und dem kurzweiligen Songmaterial auch Frontman Mikkel Sandager bei, der den Catwalk reichlich nutzt und mit seinen teilweise auf Deutsch formulierten Ansagen überaus sympathisch rüberkommt.

Von dieser Band werden wir hoffentlich in den kommenden Jahren noch einiges hören!

Finntroll

FinntrollEiner der schönen Nebeneffekte des Bang Your Head-Festivals ist, daß man durch die gesunde Bandmischung auch Töne und Bands begutachten kann, um die man normalerweise einen weiten Bogen schlagen würde.

Hatte ich noch letztes Jahr dem Mountain King höchstpersönlich gehuldigt, geht es 2007 einige Stockwerke tiefer in die Höhle, in der die Trolle hausen. Diese sehen mit ihrer Bemalung gefährlich aus, tragen Röcke und singen in einer zumindest in Deutschland eher ungewöhnlichen Sprache. Die Musik, von ihren Machern als “Trollish Metal” bezeichnet, entpuppt sich als eine Mischung aus Black und Death Metal mit finnischer Folklore, gepaart mit schwedischsprachigem Vocals - eine durchaus nicht alltägliche Mischung, die fast jeden der Anwesenden irgendwann im Laufe der Show dazu bringt, das metallische Tanzbein zu schwingen.

So wird der Auftritt denn auch ein voller Erfolg und Finntroll vom Publikum, das alters- und (zumindest den T-Shirts nach zu urteilen auch) härtegradmäßig gut durchmischt ist, gebührend abgefeiert. Der lebendige Beweis, daß es ruhig auch mal eine etwas härtere Band sein kann, die trotzdem einen Großteil der Besucher Spaß macht.

Hammerfall

HammerfallNicht zum ersten Mal besuchen Hammerfall das Bang Your Head und ohne Uhr und Tageslicht hätte man fast meinen können, das Abschlußfeuerwerk sei auf die Bühne verlegt worden, so viele Pyros werden im Laufe der Show in die Luft gefeuert.

Leider ist dies auch mit Abstand der spektakulärste Teil des Auftritts, denn restlos begeistern können HAMMEFALL an diesem Samstag nicht. Nicht, daß die Band schlecht ist oder die Stimmung auf dem Gelände im Keller – aber man hat eindeutig das Gefühl, eine stellenweise fast schon einstudiert wirkende Show zu sehen statt eines mitreißenden Rockkonzerts. Da im Set aber die meisten Hits der Band vorhanden sind, kann man die Show durchaus als guten Standard verbuchen.

Appropos Hit: während andere Bands die Bühne mit Marshall-Türmen vollstellen, versuchen sich Hammerfall an einer durchaus innovativen Idee: statt mit Gitarrenverstärkern zu protzen, werden insgesamt 10 Basedrums über den Bühnenhintergrund verteilt, auf denen die Buchstaben des Bandnamens wahrscheinlich auch noch von einem Helikopter aus zu erkennen sind. Nette Variation des “bei unserem Drummer steht, wie wir heißen”-Themas.

Edguy

EdguySelten hat eine Ankündigung im BYH-Guestbook solche Eruptionen ausgelöst, wie die Ernennung von Edguy zum Samstags-Headliner. Das Geschrei war groß und einige (wenige?) der Meinung, dass dies mit dem Untergang des Abendlandes gleichzusetzen sei und man doch lieber die üblichen Verdächtigen verpflichten sollte.

Keine Ahnung, ob diese dabei über die Frage nachgedacht haben, wie denn Bands wie Iron Maiden oder Motörhead zum dem wurden, was sie heute sind. Sicherlich nicht, in dem sie nie eine Chance bekamen, zu zeigen, was in Ihnen steckt! Darüber hinaus sollte man auch nicht vergessen, daß uns Legenden wie Ronnie James Dio (Mitte 60), Ian Gillan und Lemmy (beide über 60), Rob Halford (Mitte 50) oder Bruce Dickinson (demnächst 50) alleine schon aus biologischen Gründen nicht mehr ewig erhalten bleiben werden - und wer soll dann ihre Position übernehmen?

Doch genug der Theorie, denn schließlich stand die Entscheidung und Edguy am späten Samstagabend auf der Bühne des Bang Your Head Festivals.

Schon im Vorfeld hatte ich mehrfach gelesen, daß es sich bei Edguy-Frontmann Tobias Sammet um eine Laberbacke der relativ ausufernden Art handeln soll - eine Information, die sich glücklicherweise nicht in vollem Umfang bewahrheitet. Zwar schweift “Hellfire Tobi” das eine oder andere Mal ziemlich ab, kann sich aber meist noch rechtzeitig fangen, bevor man entnervt nach dem roten “STOP”-Schalter zu suchen beginnt.

Die Setlist bietet einen guten Querschnitt durch das Schaffen von Edguy und beinhalet neben neuen Nummern wie “Superheroes” auch ältere Kaliber wie " Wake Up The King " vom “Theater Of Salvation”-Album sowie als fast-Cover den Titeltrack von “Avantasia I”. Schade nur, daß mein persönlicher Lieblingshit “Falling Down” zu Hause gelassen wurde.

Unterm Strich kann man auf jeden Fall sagen: Operation gelungen! Edguy haben eine richtig gute Party veranstaltet, die wohl auch den überwiegenden Teil der Anwesenden von der Richtigkeit dieser Headliner-Entscheidung überzeugt hat.

Mich persönlich hat nur ein kleiner Schönheitsfehler gestört: warum um Himmels willen muß die Band 20 Minuten vor dem Ende der offiziellen Spielzeit eine Kust-Zugabe-Pause machen? Dies mag ja auf einer Solo-Headliner-Tour noch akzeptabel (wenn auch nervig) sein, aber bei einem Festival mit begrenzter Spielzeit für jede Band?!? Da sollte man die vergeudeten Minuten lieber für einen zusätzlichen Song verwenden, zumal sowieso jeder vor und auf der Bühne weiß, daß die Show weitergeht.