Konzerte

Whitesnake 2003-05-30

15. November 2003 · Konzerte · andreas · Kein Kommentar

“Cashing In On Christmas, hear those cash bells ring” - keine Ahnung, ob sich David Coverdale in den letzten Wochen und Monaten ab und an Bad News angehört hat oder nicht, aber klingende Kassen könnten einer der Gründe gewesen sein, warum sich Mr. Coverdale dazu entschlossen hat, Whitesnake wiederzubeleben. Wobei: ob es bei der aktuellen Besetzung überhaupt gerechtfertigt ist, von einer Wiederbelebung zu sprechen oder nicht, darf diskutiert werden. Fakt ist allerdings, daß in erster Linie “David Coverdale = Whitesnake” und “Whitesnake = David Coverdale” bedeutet.

Bonfire

Doch wie so oft im Leben kam vor dem Vergnügen noch etwas anderes - in diesem Fall hatte der Herr den angereisten Pilgern Bonfire als wahrlich schwere Prüfung auferlegt. Die Musik der Herren aus Bayern ist ja gar nicht mal so schlecht (wenn auch etwas eintönig), aber jedesmal, wenn Claus Lessmann zu einer Ansage ausholt, fühlt man sich genötigt, ein Stoßgebet in Richtung Himmel loszuschicken: Es möge doch bitte, bitte, bitte, bitte die Mikroanlage ausfallen.

Irgendwann war der Set von Bonfire aber glücklicherweise zu Ende und quasi zur “Entschädigung” wurden die Halle während der Umbaupause mit einer “Greatest Hits” des Rock’n’Roll beschallt, in deren Verlauf man auch Herrn Coverdale bei seinem früheren Arbeitgeber Deep Purple mit “Burn” lauschen durfte. Gute Idee und nett zum Mitsingen!

Whitesnake

Schlußendlich betraten Whitesnake aber die Bühne und legten los - und schon die ersten Takte zeigten, daß die “cash bells”-Vermutung vielleicht gar nicht so falsch war. Ziemlich deutlich wurde auf der doch sehr kommerziell ausgerichteten “1987”-Schiene gefahren, statt den älteren, eher blueslastigen Tönen den Vorzug zu geben. David Coverdale (dessen Gesicht und vor allem Zähne inzwischen so echt aussehen wie das Hinterteil von Cher) präsentierte sich in bester Laune und war wie immer perfekt in seiner Rolle als Rockdiva. Zwischen den Songs gab’s A-capella-Häppchen, die auf Zuruf intoniert wurden - eine nette Idee, von der auch ruhig andere Bands mal Gebrauch machen könnten. Da machte es auch nichts, daß das Textende meist deutlich vor dem ursprünglichen Songende erreicht war.

Nicht so recht ins Bild passen wollte allerdings der Rest der Band, wirkten die Jungspunde doch mehr wie “Hired Guns” (was sie ja auch waren) denn als richtige Band - vor allem Doug Aldrich kann weder Moody noch Marsden und auch nicht Vandenberg ersetzen.

Ja iss’ denn heut’ schon Weihnachten?


Bruce Springsteen 2003-05-10

21. Juni 2003 · Konzerte · andreas · Kein Kommentar

Am 10. Mai hatte “The Boss” ins Südweststadion in Ludwigshafen geladen und rund 35.000 Menschen (Sold out) folgten der Einladung.

Bekanntlicherweise kommt allerdings vor dem Vergnügen erst die Arbeit - und so durfte man aus der “falschen” Richtung kommend zuerst einmal eine ausgedehnte Runde der “P+R”-Beschilderung folgend in Ludwigshafen im Stau stehen, bevor endlich der versprochene Parkplatz in Sichtweite kam. War das “Park” erst mal erledigt, machte das “Ride” keine größeren Probleme - rein in die S-Bahn und am Stadion wieder raus.

Eine sinnvolle Beschilderung rund ums Stadion war leider überhaupt nicht vorhanden - nur durch Zufall (sprich: Fragen eines vorbeilaufenden Security-Menschen) war zu erfahren, dass der Eingang zur Vortribüne nicht der mit den angestauten Menschenmassen davor ist, sondern die kleinen unbevölkerten Nebeneingänge. Na klasse!

Wer sich schon immer gefragt hat, was Bühnenpräsenz eigentlich wirklich bedeutet, der durfte sich an dem Abend über eine Antwort freuen: Bruce Springsteen betrat die Bühne und verließ sie als einziger während des ganzen Konzerts nur für wenige Augenblicke, während er dem ein oder anderen Mitmusiker ab und an eine kleine Verschnaufpause gönnte.

Schon der erste Schritt war mutig - statt mit Introgetöse, Nebel oder sonstigen Schnickschnack loszulegen betrat Springsteen nur mit einer Gitarre bewaffnet die Bühne und eröffnete mit “This Hard Land” eine Setlist, die selbst für eifrige Internet-“Ich will kucken, was mich erwartet“-Leser noch jede Menge Überraschungen bereithielt.

Während die meisten seiner Rocker-Kollegen sich damit begnügen alljährlich (manche auch mehrmals im Jahr) einfach nur die ollen Kamellen herunterzuspielen und ab und an aus Versehen auch mal ein neues (oder wahlweise auch altes) Stück einzubauen, war die Songauswahl tatsächlich einer Tour zum Album würdig, wurden von den 15 Songs von “The Rising” doch deutlich mehr als die Hälfte (9 für alle Statistiker) gespielt. Trotzdem kamen bei insgesamt 24 Songs auch einige ältere Songs nicht zu kurz - inklusive dem genialen “Spirits In The Night” vom ersten Album “Greetings from Asbury Park N.Y.”

Aber auch sonst unterscheidet sich Bruce Springsteen wohltuend von manchen seiner eben schon erwähnten Kollegen, gab er doch über die gesamte Länge des Konzertes - immerhin fast drei Stunden - Vollgas und konnte in allen erdenklichen Variationen und Positionen gesichtet werden: auf der Bühne stehend / rutschend / rennend, am Klavier sitzend und schließlich auch am Mikroständer stehend und kopfüber hängend. Dabei suchte er immer wieder die Nähe des Publikums und sprang des Öfteren von der Bühne direkt in den Photograben um Hände zu schütteln oder mal kurz einer überrascht dreinblickenden (aber reaktionsschnellen) Sanitäterin das Mirko vor die Nase zu halten.

Ob halbwegs geplant oder nicht - ein Schmunzeln konnte ein “radio ffh”-Blimp vielen Besuchern entlocken, tauchte er doch ausgerechnet während “Empty Sky” im Tiefflug über dem Stadion auf.

Extrem gut geplant und koordiniert war der Einsatz der vor und auf der Bühne verteilten Kameras - während des gesamten Konzertes waren keine Schnitzer zu entdecken und die Bildregie schaffte es, immer den Hauptakteuer einzufangen und nicht wie leider so oft erlebt den Schlagzeuger während des Gitarrensolos zu zeigen.

Nach fast drei Stunden und einem furiosen “Dancing In The Dark” beendete ein Videoclip-Outro auf den beiden großen Leinwänden das Konzert und die Massen begannen unaufhörlich, in Richtung S-Bahn-Station zu strömen.

Zwar hatte die Stadt Ludiwgshafen wohl alles, was irgendwie nach S-Bahn aussah, zum Stadion geschickt, trotzdem herrschte ein reges Gedränge und man musste schon einige Zeit warten, bis man in eine Bahn einsteigen konnte.

Damit es den Wartenden aber nicht allzu langweilig wurde, hatten ein paar freundliche Anwohner (zum sichtlichen Verdruß manches Nachbarn) eine “Born In The USA” Single ausgegraben und die Lautsprecher der Stereoanlage ins geöffnete Fenster gestellt. Vielleicht sollte sich nur mal jemand erbarmen und den guten Geistern eine komplette “Best Of” kaufen - denn nach dem x-ten Durchlauf wurde auch der Song (obwohl an dem Abend nicht live gespielt) langsam langweilig.


Ken Hensley 2002-06-13

10. Oktober 2002 · Konzerte · andreas · Kein Kommentar

Ken HensleyRund ein Jahr nach seiner überaus erfolgreichen “Ich bin wieder da”-Tour zusammen mit Ex-URIAH HEEP-Shouter John Lawton kehrt Ken Hensley alleine und nur mit seiner Begleitband FREE SPIRIT nach Heidelberg zurück und hinterläßt statt restlos begeisterten Anhängern wie im letzten Jahr diesmal deutlich mehr verwunderte Gesichter.

Als wichtigste Änderung gegenüber dem letztjährigen Konzert stellt sich das Fehlen eines designierten Frontmans heraus - stattdessen versucht sich Ken Hensley in einer musikalischen Dreifaltigkeit - Ken “Gitarre” Hensley, Ken “Orgel” Hensley und Ken “Gesang” Hensley. Dies stellt auch gleich den größten Schwachpunkt des Abends dar - Ken Hensley ist nunmal ein begnadeter Keyboarder (und zumal auch der einzige auf der Bühne), so daß jedesmal, wenn er zur Gitarre greift, das Tasteninstrument gänzlich unbearbeitet bleibt. Schade eigentlich, denn für viele Anwesenden war wohl einer der Gründe, an diesem Abend in den Schwimmbadclub zu pilgern, eben Ken Hensley an der Orgel zu sehen und nicht an der Gitarre.

Ein zweiter recht verwunderlicher Faktor waren die teilweise sehr gewagten Arrangements, die manchem Klassiker verpaßt wurden - vor allem der “Lady in Black” stand das neue Outfit, das stellenweise an eine Mischung aus Metal und Reggae erinnerte, nicht so dolle. Aber auch an “Free Me” wurde ordentlich herumgebastelt, während die aktuellen Songs meist der Studioversion recht ähnlich bleiben durften.

Auch die äußeren Begleitumstände waren nicht gerade glücklich - das Konzert startete aufgrund eines Staus (in dem die Band etwas Autobahn-Sightseeing betreiben durfte) rund eine Stunde später als geplant und der angeheuerte Einheizer mußte aufgrund der extrem kleinen Bühne leider auf die ihm zugedachte Rolle verzichten.

Stattdessen ging’s erst um kurz nach 22 Uhr im leider nicht sehr gut gefüllten Schwimmbadclub los - eine Tatsache, die auch Ken Hensley nicht unerwähnt ließ. Sein Kommentar “Pech für alle, die nicht hier sind. Sie verpassen eine geile Party!” war zwar von den Worten her nicht unbedingt allzu negativ, aber der verbitterte Ton, in dem er es sagte, ließ alles andere als auf eine “Scheiß’ drauf”-Einstellung vermuten.

Wer jetzt den Eindruck hat, es wäre ein schlechtes Konzert gewesen - nein, war es nicht. Es war nur an vielen Stellen deutlich anders als erwartet und etwas seltsam - aber vielleicht genau das, was Ken Hensley gebraucht hat, um wieder aus der Versenkung aufzutauchen. Mit frischen Schwung sowohl an neues Material als auch an alte Klassiker heranzugehen und einfach das zu tun, was er am besten kann und was ihm wohl auch am meisten Spaß macht: Musik “aus dem Bauch heraus”.


Uriah Heep / May Queen 2002-08-24

10. Oktober 2002 · Konzerte · andreas · Kein Kommentar

Versucht man einen Politiker zu finden, der nicht nur die beiden Worte Rock und Kultur buchstabieren kann sondern beide auch noch im gleichen Atemzug nennt, endet dies im Normalfall wie bei der Suche nach einer Ballade im Repertoire von Slayer - Ergebnis: nicht vorhanden.

Um so interessanter war zu lesen, daß dieses Konzert nicht nur im Rahmen des “Kultursommers Rheinland-Pfalz” abgehalten, sondern sogar noch von Landesvater Kurt “bin ich jetzt im Fernsehen” Beck persönlich beschirmt wurde. Ob dieser allerdings tatsächlich davon wusste …?!?

Die Organisation des Festivals war gut gelungen: da auf dem altehrwürdigen Trifels Parkplätze eher Mangelware sind, hatte man in der Stadt einige öffentliche “Park”-Plätze um ein “Ride” erweitert und ließ den ganzen Abend kostenlos Busse direkt zum Festivalgelände und zurück pendeln. Dies hätte auch vorzüglich funktioniert - wenn nicht ein paar besonders “Schlaue” (und wie aus der vorgelesenen Kennzeichenliste zu vernehmen Eingeborene), die natürlich trotzdem unbedingt mit dem Auto so hoch wie möglich den Berg besteigen wollten, den Bussen die Zufahrt versperrt hätten.

Das Festivalgelände selbst war umzäunt und mitgebrachte Getränke mussten am Eingang zurückgelassen werden, was sich allerdings bei den recht humanen Verpflegungspreisen innerhalb des Geländes als nicht allzu nachteilig herausstellte. Gepfeffert hingegen waren die Ticketpreise - 25,00 Euro an der Abendkasse für einmal Coverband und einmal Hauptact - da waren Uriah Heep zusammen mit Barclay James Harvest zwei Wochen vorher in Colmar ganze 11 Euro billiger! Schade eigentlich, denn mit geschlossenen Augen war’s richtig gut!

May Queen

May QueenFast pünktlich gegen 20:00 Uhr betrat dann SWR1-Moderator “Extralustig” die Bühne um den entscheidenden Tip für die nächsten zwei Stunden abzugeben: “… wenn man die Augen schließt, könnte man fast meinen, Queen seien wieder da.”

So waren May Queen denn auch musikalisch alles andere als schlecht, vor allem die superbe Intonation von “Bohemian Rhapsody” wusste zu überzeugen - ganz im Gegensatz zu dem übertrieben lausbubenhaften Auftreten von Sänger Mirko Bäumer, das leider jegliches königliche Feeling zwischen den Songs bereits im Keim erstickte. Ebenfalls nicht ganz ins Bild passte Bassist Rolf Sander, der an diesem Abend deutlich anders als auf der Website als gerade von einer Death Metal Combo entflogen ‘rüberkam. Nervigster Faktor war allerdings Background-Sängerin Susann de Bollier, die zwar stimlich durchaus gewaltig war, aber immer dann, wenn sie gerade nichts zu singen hatte, versuchte, dieses Vakuum durch möglichst rhytmische Zuckungen zu kompensieren. Sorry - aber dann sollte man lieber für ein paar Minuten die Bühne verlassen …

Uriah Heep

Uriah HeepNach einer relativ langen Umbaupause, enterten dann endlich Uriah Heep die Bretter und luden ein zum letzten Uriah Heep Konzert 2002 auf deutschem Boden. Die Band stieg mit einer überragenden Spielfreude in die Show ein - und ich hatte mal wieder den Eindruck, daß es den Engländern irgendwie schon gelungen war, sich noch einmal zu steigern!

Während der Rest der Band um die Wette strahlte schien einzig und allein Bernie Shaw nicht ganz glücklich mit seinem Monitor-Soundmenschen zu sein - seinen Gesten und seiner Mimik nach zu urteilen war er kurz davor, besagten Techniker eigenhändig zu erwürgen, besann sich dann aber doch eines besseren, rannte zum Bühenrand um selbst Hand an die Regler zu legen. Im Publikum war von Problemen allerdings nichts zu hören - selten konnte man vor allem gerade Bernie so klar und deutlich vernehmen.

Leider bot die Setlist keinerlei Überraschungen gegenüber der letztjährigen “Magician’s Birthday Tour” - außer vielleicht der freudigen Überraschung, daß man das namensgebende Monumentalwerk nochmals in voller Pracht vernehmen durfte. Trotzdem schade, wäre es doch gerade interessant, die aktuellen Uriah Heep mit neuem und frischem Material erleben zu dürfen.

Nach ausgedehnten Soli und dem obligatorischen Schlußsong “Lady In Black” ging’s für viele glückliche Gesichter wieder zurück in die Busse und anschließend in Richtung Heimat.


Bang Your Head 2002

26. Juli 2002 · Konzerte · andreas · Kein Kommentar

Rhapsody

Rhapsody sind eine Band, die (zumindest aus ihrer Selbstsicht) zu einem gewissen Teil nicht nur von der Musik sondern auch von deren optischer Präsentation lebt. Und so wurde denn auch ein Teil der sowieso schon knappen Spielzeit mit dem Auf- bzw. Abbau von Dekoelementen verschwendet, die nur leider um 12 Uhr Mittags ihre Wirkung total verfehlten.

Bonfire

Welch Kontrast zu Bonfire, die musikalisch zwar ok aber auch nicht ansatzweise die leider ausgefallenen Symphony-X ersetzen konnten. Was will man auch von einer Band erwarten, deren Sänger verkündet, er möchte auf lange Ansagen verzichten, dann eine politische Rede beginnend mit “Vor 60 Jahren …” hält - nur um kurz drauf im Südstaatenjäckchen und mit Deutschlandfahne zu “Proud Of My Country” über die Bühne zu rennen?!? History will teach us nothing, oder was?

Gamma Ray

Gamma RayAuf Gamma Ray hatte ich mich schon tierisch gefreut, gehörten doch HELLOWEEN mit Kai Hansen zu meinem Einstiegsdrogensortiment in die Welt des Rock & Metal. Und so wurde ich auch nicht enttäuscht - ein Set das zum Großteil aus einem guten Mix der Gamma Ray-Scheiben bestand wurde mit “Ride The Sky” eingeläutet. Da fühlt man sich gleich wieder 10 Jahre jünger!

Fozzy

FozzyIrgendwie bin ich mir auch jetzt, ein paar Tage nach Ende des Festivals noch immer nicht sicher, was ich von dem Auftritt von Fozzy halten soll. Sicherlich als witzige Party-Einlage gedacht, ging der Scherz des Auftritts leider total an mir vorbei. Zwar war die Band nicht unbedingt schlecht, was aber eine fast reine Cover-Combo (einen Song des demnächst erscheindenden Erstlings “Happenstance” gab’s zumindest zu hören) an einer solchen Position im Billing zu suchen hat, wird mir auf ewig ein Rätsel bleiben. Von “einer beeindruckenden Show, die größten Unterhaltungswert verspricht” (Originalzitat Vorankündigung) kam bei mir jedenfalls bis auf einen Song nichts an. Und auch hier wage ich zu bezweifeln, daß dies an der Band lag - Hauptschuldiger war wohl mehr ACCEPTs “Balls To The Wall” mit seinem giffigen Mitgröhl-Refrain. Schade, aber die Band hätte wohl besser Nachts ins Partyzelt zum Reanimieren von Alkoholleichen gepaßt. Da kann man nur sagen: Schuster, bleib bei Deinen Leisten bzw. Chris, bleib bei Deinen Wrestlern!

Nightwish

Zu Nightwish kann ich nicht viel sagen - außer, daß ich irgendwie nichts dazu sagen kann. Nachdem ich die Sangeskunst von Frontfrau Tarja Turunen ja schon bei Beto Vazquez “Infinity” zu schätzen gelernt hatte, war ich doch sehr gespannt auf das Material der eigenen Band.

Doch leider wich die Spannung immer mehr einer Leere, ohne daß ich so recht festmachen konnte, woran es lag. An der Band wohl weniger, denn die wurde von den Umstehenden abgefeiert. Ich gehe einfach mal davon aus, daß man mit dem Songmaterial zumindest etwas vertraut sein muß, um ein Nightwish Set genießen zu können - ich zumindest konnte meist keinen nennenswerten Unterschied zwischen den einzelnen Songs erkennen - bis auf die Zugabe “Over The Hills” von GARY MOORE, das sich sowohl von seiner Originalversion als auch von Rest der Nightwish Songs deutlich unterschied.

Saxon

SaxonZu kaum einer Band habe ich so ein gespaltenes Studio/Live-Verhältnis wie zu Saxon. Ich habe noch kein Studioalbum der Band finden können, das mich auch nur ansatzweise begeistert hat und auch die “Best Of” darf nur recht selten ihre Runden in meinem CD-Player drehen - auf der anderen Seite schaffen sie es live aber jedesmal, mich in ihren Bann zu ziehen. Und so war es auch diesmal wieder.

Saxon boten ein Set, das hauptsächlich aus älterem Material bestand und in das ab und zu auch mal ein Song neueren Datums eingebettet wurde - die Band war sich durchaus klar, was die meisten Anwesenden hören wollten. Und so war denn auch Biff’s Frage “Wollt ihr lieber was neues oder was altes hören” mehr rhetorischer Natur als wirklich ernst gemeint.

Überhaupt war die Stimmung während des Gigs sehr gut, Biff scherzte mit dem Publikum (er sagte mehrmals “Crusader” an, nur um anschließend gleich ein “kommt später” dranzuhängen), bedankte sich bei den Veranstaltern für die schöne Bühne(!) und als bei “The Eagle Has Landed” dann tatsächlich der Strahleadler von der Bühendecke schwebte und bei Crusader zwei Rittersleut’, die als “Bruce Dickinson and Lemmy Kilminster” vorgestellt wurden, die Bühne betraten war wohl auch dem letzten Klar, daß Saxon ein würdiger Headliner für diesen Freitag waren.

Tankard

Recht spaßig legten Tankard am nächsten Tag los - passend zur noch recht frühen Uhrzeit komplett in Schlafanzügen. Die Performance war allerdings alles andere als schläfrig, es gab ein buntgemischetes Programm aus zwanzig Jahren Bandgeschichte, in dem auch die absoluten Tophits wie “Empty Tankard” nicht fehlten. Und wer sich wunderte, warum denn die Band im Jubiläumsjahr schon so früh ran musste, bekam von Sänger Gerre auch gleich die passende Erklärung geliefert: “Eigentlich sollten wir ja um 20 Uhr spielen - aber da sind wir schon viel zu voll!” Na denn Prost!

Vanden Plas

Vanden PlasAnschließend ging es musikalisch in eine komplett andere Richtung - nach der obligatorischen Umbaupause betrat die einzige Progressivmetal-Combo des Festivals Vanden Plas die Bühne. Sicherlich waren die Reihen nach dem Tankard-Gig wieder etwas lichter, aber Vanden Plas legten gekonnt los und wussten die Anwesenden trotz ihres nicht unbedingt Festival-kompatiblen da komplexen Songmaterials zu überzeugen. Schade eigentlich nur, daß sich die Band (wie so manch andere an diesen beiden Tagen) zu sehr auf das Material des aktuellen Albums konzentrierte und dabei Kracher wie “Inside Of Your Head” übergangen wurden.

Nichtsdestotrotz setzte “Rainmaker” einen glücklicherweise vom Wettergott nicht erhörten furiosen Schlußpunkt ans Ende des Auftritts, mit dem sich Vanden Plas hoffentlich eine Reihe neuer Fans erspielen konnten.

Nevermore

NevermoreAls Partyband des Festivals 2002 werden wohl Nevermore in die Geschichtsbücher eingehen, waren doch gegen Ende des Gigs mehr Fans auf der Bühne zu finden als Musiker. Die durften denn auch (sofern sie vor lauter Glückseeligkeit überhaupt mitbekamen, daß ihnen ein Mikro vor die Nase gehalten wurde) bei vorhandenenr Textkenntnis ein paar Worte singen bzw. schreien, bevor es mit mehr oder (meist) weniger gekonntem Sprung zurück ins Publikum ging.

Die Songauswahl konzentrierte sich leider auf die Nevermore-Alben, die viel geforderten SANCTUARY-Rufe wurden leider überhört.

Doro

DoroNachdem MAGNUM leider krankheitsbedingt eine Woche vor dem Festival ausfielen, erklärte sich Doro spontan bereit, die entstandene Lücke zu füllen. Und im Gegensatz zum recht unglücklich gewählten Ersatz für Symphony-X passte Doro recht gut als Lückenbüßer. Daß die Dame schon etwas länger im Geschäft ist und zumal das Gelegenheitspublikum eines solchen Festivals besser einzuschätzen weiß merkte man schnell, so bekamen wir statt vielen Songs aus Doros Solokarriere hauptsächlich Material vom allseits bekannten “Triumph And Agony”-Album zu hören.

Einzige Auffälligkeit (neben Doro Peschs Schnürdress) war das Gepose des Bassisten, das überhaupt nicht so recht zur Show passen wollte und eher irgendwo bei Mötley Crüe oder Poison gut aufgehoben wäre.

Halford

Halford"Was ist denn bloß mit Halford los?" war wohl DIE Frage des zweiten Tages und ich habe selten bei einem Gig so viele Leute kopfschütteln in Richtung Bühne blicken sehen - oder davon weggehen. Stimmlich war dem Metal God zwar nichts vorzuwerfen und auch die Songauswahl, ein gelungener Mix aus Halford-Solo-Sachen sowie Judas Priest-Klassikern war gut getroffen - aber die Performance wurde von vielen Besuchern wohl zu Recht als “die Enttäuschung des Festivals” verbucht.

Sicherlich, daß wir alle in Balingen (ohne “h”) waren, wussten wir und hatten dies auch schon zigmal erzählt bekommen, ebenso wie die Tatsache, daß wir ein geiles Publikum waren - und schließlich waren wir ja auch zu einem Konzert gepilgert und nicht zu einer Debattierstunde. Aber wenigstens ein kleines “Hello” zur Begrüßung oder ein “Bye” zum Abschied hätte die Performance doch irgendwie “menschlicher” erscheinen lassen.

Stattdessen gab’s einen Auftritt, der von Seiten Rob Halfords fernab des Publikums stattzufinden schien, während sich seine Mannen den Arsch abspielten. Die einzige Ausnahme fand während des letzten Songs “Electric Eye” statt, als Rob einmal jede Bühnenseite sowie den Catwalk kurzfristig mit seiner Präsenz edelte.

Slayer

Slayer"Der verlorene Sohn ist zurückgekehrt" - so oder so ähnlich hätte man den Auftritt von Slayer auf dem Bang Your Head Festival untertiteln können. Und tatsächlich - unter großem Jubel die Bühne betretend und gleich darauf hinter dem Schlagzeug verschwindend zeigte sich Dave Lombardo, den es nach zehn Jahren endlich wieder hinter das Drumkit von Slayer verschlagen hat.

So bot denn auch die Songauswahl einen guten Querschnitt durch die gesamte Schaffensperiode der Band mit einem verständlichen Schwerpunkt in der Lombardo-Ära - nicht, daß dies einen der Anwesenden sonderlich gestört hätte, gelten die letzten Slayer-Alben doch sowieso überwiegend als laues Lüftchen.

Einzig störend beim ansonsten guten Gig mitsamt geiler Lightshow waren die Pausen zwischen den Songs, die meist nach dem Schema “Licht aus, Pause, Spot an, Ansage” verliefen und immer wieder einen Teil des Drives aus der Show nahmen. Das Set endete (wie früher) mit dem kontroversen “Angel Of Death”, bevor ein Feuerwerk das Ende des Bang Your Head 2002 einleitete.