Deep Purple

Jon Lord - Concerto for Group and Orchestra

13. September 2012 · Audio · andreas · 7 Kommentare

Neueinspielungen sind ein gewagtes Unterfangen: hat der Künstler aus seiner Sicht gute Gründe (rechtlich, klangtechnisch, songschreiberisch, …) ein bereits veröffentlichtes Werk nochmals aufzunehmen, reagiert die Umwelt in der Regel skeptisch: Fans kennen und lieben das Original genau so, wie es seinerzeit veröffentlicht wurde und reagieren sensibel auf jede Änderung; manch einer vermutet auch lediglich die Eröffnung neuer Einnahmequellen mit möglichst geringem Aufwand.

In der Filmbranche zeigt George Lucas bereits seit Jahren, wie das Herumbasteln an der eigenen Legende den Ruf nachhaltig schädigen kann: jede neue “Star Wars”-Edition ändert noch ein bißchen mehr am bereits überarbeiteten Material, wobei nicht nur optische Elemente aufpoliert, sondern auch inhaltliche Änderungen vorgenommen werden - sehr zum Frust der zahlreichen Anhänger der ursprünglichen Versionen.

Mit dem 2012’er Release des “Concerto For Group And Orchestra” wagt sich Jon Lord an die dritte Aufnahme seines wegweisenden Werks von 1969, welche gleichzeitig auch die erste Studioaufnahme ist.

Die Uraufführung, anschließend als Deep Purple-Album veröffentlicht, stand unter keinem guten Stern: nicht nur einige seiner Bandkollegen brachten dem Projekt nur mäßige Begeisterung entgegen, auch das Royal Philharmonic Orchstra war von der Idee, zuammen mit einer Rockband zu musizieren, alles andere als angetan. So ist es wohl hauptsächlich dem Dirigenten Sir Malcolm Arnold zu verdanken, daß die Aufführung überhaupt ohne größere Zwischenfälle über die Bühne gehen konnte. Nach nur einer weiteren Aufführung 1970 in den USA ging die Partitur verloren, was gleichzeitig das Aus für das “Concerto” bedeutete.

Glücklicherweise gibt es allerdings Menschen wie den holländischen Musiker und Komponisten Marco de Goeij, der in mühevollster Kleinarbeit die Partitur mit Hilfe der 1969’er Aufnahmen weitestgehend rekonstruieren konnte, was in einer erneuten Aufführung des “Concertos” 1999 in London sowie einer anschließenden Deep Purple-Orchestertour in den Jahren 2000 / 2001 resultierte. Bereits hier hatte Jon Lord einige Änderungen gegenüber der Originalversion eingearbeitet, war jedoch mit dem Ergebnis noch immer nicht vollständig zufrieden.

“Over these last years since leaving Deep Purple, I’ve played it over 30 times with different orchestras and conductors all over the world, and, of course, in 2000 I did it well over 30 times with Purple on the Concerto tour, so I’ve been honing the piece live on stage, and I’ve had the opportunity to change things in the score that weren’t sounding quite right. It is therefore a marvellous and exciting prospect to have the definitive recording of the definitive version of the score.” [Jon Lord May 2012]

Zur Realisierung der Neuaufnahme holte Jon Lord den Dirigenten Paul Mann mit ins Boot, der bereits 1999 sowie auf der anschließenden Tour den Taktstock geschwungen hatte. Die Rhytmussektion wurde mit Guy Pratt sowie Brett Morgan ebenso hochkarätig besetzt wie die Gitarrenriege, in der neben Darin Vasilev und Joe Bonamassa auch Steve Morse vertreten ist, der bereits an der 1999-Aufnahme mitwirkte. Ein besonderer Coup gelang Jon Lord bei den Vocals, hier übernimmt neben den beiden Musikern seiner “Hausband” Steve Balsamo und Kasia Laska auch Bruce Dickinson einen Gesangspart.

Schon kurz nach dem Drücken der “Play”-Taste überrascht die Dynamik der Aufnahme mit einer Spannweite, wie sie bei aktuellen Produktionen leider nur noch selten zu finden ist und steigert sich, wenn Band und Orchester gleichzeitig loslegen, zu einem beeindruckenden Klangerlebnis.

Im Studio sicherlich kontrollierter agierend als in einer Live-Situation schaffen es Paul Mann und das Royal Liverpool Philharmonic Orchestra trotzdem, jeglichen Anflug von Sterilität zu vermeiden und das Zusammenspiel deutlich lebendiger zu gestalten als das Royal Philharmonic Orchstra 1969. Die Bandparts hingegen, auf der Originalaufnahme teilweise improvisiert, wirken deutlich arrangierter und kontrollierter, was dem Gesamteindruck jedoch nicht schadet.

Der Gesang wurde zweigeteilt: den ersten Teil übernimmt Steve Balsamo, ergänzt um Background-Harmonien von Kasia Laska, während im zweiten Teil Bruce Dickinson mit einer gefühl- und gleichzeitig kraftvollen Performance unterstreicht, welch großartiger Sänger er ist.

Insgesamt halten sich die Änderungen zum Originalwerk in Grenzen - zumeist sind es nur kleinere Schönheitsreperaturen um Übergänge gefälliger zu gestalten oder Kürzungen, um den Spannungsbogen zu intensivieren und genau wie 1999 scheinen die meisten Änderungen gegenüber der Originalaufnahme das “Third Movement” zu betreffen.

Jon Lord, der am 16.Juli 2012 verstarb, konnte vor seinem Tod den finalen Mix des “Concertos” noch fertigstellen und freigeben. Für ihn schließt sich der Kreis, denn das Werk, welches als erstes die volle Aufmerksamkeit auf seine Fähigkeiten als Komponist lenkte wird gleichzeitig auch die letzte Veröffentlichung sein, die unter seiner Regie entstand.

Erstaunlich, wie etwas “so altes” so frisch klingen kann.


Deep Purple - Rapture Of The Deep tour edition

02. März 2006 · Audio · andreas · Kein Kommentar

Mit leichter Verspätung veröffentlicht edel Records pünktlich zum Tourende eine “Rapture Of The Deep tour edition”. Zusätzlich zum regulären Album (mit dem Bonustrack “MTV” der limited Tinbox, aber ohne das Electronic Press Kit) erhält der Käufer eine zweite Silberscheibe, die mit einigen interessanten Songs aufwarten kann:

Los geht’s mit der “new version” von “Clearly Quite Absurd”, das auf radiotaugliche Länge zurechtgestutzt und mit Weichspülelementen angereichert wurde. Als Ausgleich dafür gibt’s weniger Schlagzeug und Orgel zu hören. Beim zweiten Track “Things I Never Said” handelt es sich um einen der besten Songs der “Rapture Of The Deep”-Sessions, der ursprünglich leider nur als Japan-Bonus-Track verwendet wurde. Die Nummer Drei im Studiobunde ist “Well Dressed Guitar”, eine Nummer, die schon vor Jahren im Liveprogramm von Deep Purple verewigt wurde und nun ihre Studiopremiere feiern darf. Ein Muß für alle Steve Morse-Fetischisten.

Die weiteren Songs wurden bei einem Secret Gig am 10. Oktober 2005 im Hardrock-Cafe in London mitgeschnitten, hinken aber leider soundmäßig aktuellen Livestandards hinterher. Neben “Rapture Of The Deep” und “Money Talks” gibt es mit “Highway Star” (mit neuem Intro), “Smoke on The Water” und “Perfect Strangers” drei Songs, die man sicherlich – trotz der musikalisch interessanten Versionen – nicht unbedingt nochmal als Live-Konserve gebraucht hätte.

Appropos “Money Talks” – sicherlich, es wird niemand dazu gezwungen, sich diese Doppel-CD zuzulegen – darauf spekuliert, dass der geneigte Fan das trotzdem tun wird, hat edel aber wohl auf jeden Fall. Besonders ärgerlich dürfte der Release für all diejenigen sein, die sich für viel Geld extra wegen “Things I Never Said” den Japan-Release organisiert haben. Doch damit nicht genug – damit auch die Komplettisten noch mal was zum investieren haben, wird parallel zur Normalversion auch ein Digipack veröffentlicht …

P.S.: Leider ist die “Rapture Of The Deep tour edition” mit Kopierschutz ausgestattet - fairerweise hat EDEL aber als kaufhemmendes Argument sowohl auf das Backcover als auch auf den CDs einen deutlichen Un-CD-Hinweis angebracht.


Deep Purple / Sinner 1998-11-12

01. Dezember 2003 · Konzerte · andreas · Kein Kommentar
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This was the third time for me to see Deep Purple in 1998. After the weak performance in Karlsruhe and a brilliant show in Hanau (anyone else waiting for “Another Purple Rose Of Hanau”??) I was again hoping to see a great gig - although the venue, a big hall originally build for trade fairs, didn’t promise the best rock’n’roll feeling.

As opener, the German metal band Sinner were chosen. I’ve known them by name for many years now, but this was the first time, I heard some of their music. And although some people don’t seem to be too happy seeing metal bands opening for Purple (Hi, Svante :) me and a big part of the audience seemed to enjoy their show very much.

Talking about the audidence: anybody else recognized the average age of the audience seems to get younger and younger from year to year? I remember when seeing Purple back in 1993 I felt like one of the few younger people standing there - but in Trier I saw a lot of people who for sure were younger than myself.

Ian GillanAt about 21:00 the lights were turned off and Deep Purple entered the stage starting with “Ted The Mechanic”. Although the sound wasn’t as good in Hanau, the show and the feeling in the audience seemed to be a bit more enthusiastic (if this is possible…). The band was showing such a fun being on stage - it was just unbelievable, and also Roger Glover, who once said he’s always happy when his solo-parts are over had several great solo-spots during the gig. Total winner of the evening was Steve Morse who played a just unbelievable solo which left me standing there with closed eyes, flying in a Purple dream.

I know there are always people interested in a setlist - here it is. I don’t guarantee it’s 100% correct - as I was there to enjoy the music and summed it up after the gig. Playing time about 2 hours.

  • Ted The Mechanic
  • Strange Kind Of Woman
  • Bloodsucker
  • Pictures Of Home
  • Almost Human
  • Watching The Sky
  • Woman From Tokyo
  • Fingers To The Bone
  • Any Fule Kno That
  • Smoke On The Water
  • Lazy
  • Perfect Strangers
  • Speed King

Encores

  • Black Night
  • Highway Star

See you - hopefully soon on tour again.

Photo of Ian Gillan provided by Stefan Glas.

Deep Purple - In Concert With The London Symphony Orchestra

30. November 2003 · Audio · andreas · Kein Kommentar
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On January 24, a new Deep Purple live CD will be released to public. But this time it’s not just the recording of a “normal” rock show - it’s the recording of Deep Purple celebrating the 30th anniversary of the original “Concerto For Group and Orchestra” performance at the Royal Albert Hall in London. And as you know - to get a stunning party, besides great music you also need to invite some good friends. So did Deep Purple

Jon Lord - “Pictured Within”, “Wait A While”

The CD starts with the title-track of Jon Lords latest solo release “Pictured Within”, this time with Miller Anderson on vocals. I already had the chance to see this song performed live during Jons solo tour in 1999 with Dieter Müller on vocals. And although I was a bit sad about the fact Miller Anderson wasn’t on tour with Jon, I really won’t say this version is better. It’s now the original vocalist from the CD, it’s a bit different - that’s all.
Next song is “Wait A While”, besides the title track my favorite piece of music on “Pictured Within”. What can be said about Sam Brown that hasn’t already been said? I don’t know. She’s brilliant, stunning, fantastic. The song itself sounds a bit different than the well know versions - now with much more orchestra in the background than in the sparse, original instrumentation.

Roger Glover - “Sitting In A Dream”, “Love Is All”

The next two songs are the solo-performances of Deep Purples bass player Roger Glover. He presents two songs of his 1974 solo work “Butterfly Ball”, also featuring the original vocalist - this time it’s Ronnie James Dio.
In comparison to the original tracks, both songs sound a bit fresher and more compact than the original instrumentation, the background vocals and orchestration in “Sitting In A Dream” are just wonderful.

Ian Gillan - “Via Miami”, “That’s Why God Is Singing The Blues”

Ian Gillan starts with “Via Miami”, a song of the “Accidentally on Purpose” album he did with Roger Glover about ten years ago. As “AoP” is my favorite Deep Purple-spinoff-album, I was really glad to see this song being included in the setlist - especially in such a good and fresh version.
“That’s Why God Is Singing The Blues” follows in a “it should have sounded like this on the original recording”-version. Nothing more to say :)

Steve Morse Band - “Take It Off The Top”

Then starts the instrumental section with the two Dixie Dregs songs “Take It Off The Top” and “Night Meets Light”. I didn’t like the original version of “Take It Off The Top” too much, mostly because of the sound. But this take sounds fine to me and is also a bit more compact than the studio release.

On “Night Meets Light” I can’t comment anything, as this song was dropped off the CD release. Let’s hope it’s still on the video and DVD…

Ian Paice - “Wring That Neck”

The last song of the solo section is “Wing That Neck”, played in an interesting and unusual jazzy big band version. Seems Ian picked a Deep Purple song as he still hasn’t published a true solo album.

Deep Purple - “Concerto For Group And Orchestra”

The second CD starts with the “Concerto For Group And Orchestra”. Although I was looking forward to hear this one with mixed feelings, as I still belive that the best guitar work Ritche Blackmore ever done was on the original “Concerto”-recording.
It’s an interesting experience to have just two live recordings of a piece of music, recorded with a 30 year distance inbetween - especially with some parts of the “Concerto” being changed and/or rewritten. In can’t comment (and won’t comment) on the several changes of the “Concerto” itself, as I’m very familiar with the “old” version and only had a week to listen to the new one - but there’s one thing for sure: The London Symphony Orchestra plays much better than the Royal Philharmonic Orchestra which did - in comparison - a lousy job on the original recording.

Deep Purple - “Ted The Mechanic”, “Watching The Sky”, “Sometimes I Feel Like Screaming”, “Pictures Of Home”, “Smoke On The Water”

The last part of the concert is Deep Purple celebrating some of their own songs together with the orchestra. Although I like the versions of “Pictures Of Home” and “Watching the Sky” very much, my personal winner is “Sometimes I Feel Like Screaming”. Together with the orchestra the impossible comes true: this song sounds better than ever before. The set is concluded by “Smoke On The Water”, played together will all the friends who were performing during the earlier parts of the show.

The music on this compact disc is great - besides never heard versions of old classics (“Wring That Neck”), interesting solowork (“Pictured Within”) and new classics (“Sometimes I Feel Like Screaming”) it also offers a stunning performance of the “Concerto For Group and Orchestra”.
Sadly there are some technical details which make the CD a bit less than perfect: first of all, “Night Meets Light” is missing. Ok, there’s also a video-clip of the “Smoke On The Water” performance on CD1, but we will have this on the video and DVD release. Why leave out a song for this?

The running order of the songs is also messed up - “Pictures Of Home” is included as last song on CD1, right between “Wring That Neck” and the concerto. And finally, the complete concerto is just one single 50 minutes song. I would have prefered to see it split into the three original movements.

But all these are just stupid little details and nothing important - what leaves us with a fine 2CD of a brilliant show.


Various Artists - Pre-Purple People

03. April 2002 · Audio · andreas · Kein Kommentar

Mit “Pre-Purple People” erscheint eine weitere CD, die sich mit dem Vorleben der diversen (Ex-)Mitglieder der Band Deep Purple beschäftigt. Doch statt den gleichen Kaffee zum zwanzigsten Mal aufzuwärmen enthält der mit “Rarities From The Late Beat Age” untertitelte Rundling weitestgehend Songs, die noch nicht jeder Fan in seiner Sammlung stehen hat.

Los geht’s mit den Frühwerken von Ritchie Blackmore (Ritchie Blackmore Orchestra) sowie der Herren Gillan und Glover (Episode Six), bevor mit Santa Barbara Machine Head drei Songs mit Jon Lord folgen, die bisher nur auf einem raren LP-Sampler enthalten waren. Auch dem seit Jahren untergetauchten Rod Evans wird zusammen mit seinem damaligen Bandkollegen Ian Paice mit zwei Songs von The Maze gehuldigt. Auf den Songs von Boz, Anan und Sundragon sind dann verschiedene Deep Purple-Musiker der ersten Stunde zu hören, eingesetzt als Backingband für diverse obskure Gesangeskünstler (Anspieltip: Sundragon “Five White Horses”) bevor mit den vier bisher weitestgehend unbekannten (da extrem schwer zu findenden) Songs von The Government eine EP zum ersten Mal einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird, die eigentlich nur für Familie und Freunde von Coverdale & Gesellen gedacht war.

Alles in allem sicherlich eine lohnende Investition für Komplettisten, auch wenn man die musikalische Klasse späterer Jahre oftmals mit der Lupe suchen muß!