Online Empire

Bruce Dickinson – Tyranny of Souls

02. Juli 2005 · Audio · andreas · Kein Kommentar

Bruce Dickinson darf man wohl ohne Übertreibung als Workaholic bezeichnen. Während andere Musiker die Pausen ihrer Band dazu nutzen, auszuspannen und sich zu regenerieren, sitzt Mr. Dickinson entweder im Cockpit, moderiert eine eigene Radioshow oder nimmt quasi nebenbei mal wieder eine Soloscheibe auf.

Entstanden ist “Tyranny of Souls” erneut in Zusammenarbeit mit Roy Z, der diesmal auch gleich alle Gitarrenspuren eingespielt hat. Schade eigentlich, denn mir fehlt Adrian Smith, der meiner Meinung nach “Accident Of Birth” und “Chemical Wedding” mit seinem Gitarrenspiel das Sahnehäubchen verpasst hat. So wirkt die Instrumentalarbeit an mancher Stelle etwas uninspiriert und ohne Abwechslung, besonders die Opener “Mars within” und “Abduction” rasen auch nach zahlreichen Durchläufen noch immer an meinem Gehör vorbei.

Demgegenüber stehen Songs wie “River of no return”, das mit seinem magischen Riff sofort begeistert oder auch “Navigate the seas of the sun”, das etwas aus dem sonst recht harten Rahmen fällt.

Alles in allem ein gelungenes Album, dem allerdings einige kleine Schwächen den Anspruch auf einen absoluten Spitzenplatz verwehren.

Beeindruckend (13/20 Punkte)


Rock Hard Festival 2005

28. Mai 2005 · Konzerte · andreas · Kein Kommentar

Pretty Maids

Pretty MaidsUm die Pretty Maids war es in den letzten Monaten relativ ruhig geworden. Nach der gelungenen “Planet Panic”-Scheibe nebst zugehöriger Tour gab es 2003 mit “Alive At Least” eine livehaftige Konserve bevor man sich anschließend eine Auszeit nahm.

Unter diesen Vorbedingungen schienen die Weichen für einen erfolgreichen Festivalgig richtig gestellt: eine Band, die frisch, unverbraucht und ohne Tourstreß auf die Bühne kommt und dort statt für ein aktuelles Studioalbum (Zwangs-) Promotion zu betreiben ein “Best Of”-Feuerwerk abfeuert.

Und so enttäuschten die Pretty Maids auch nicht – die Setlist war gut gemischt und enthielt neben Songs neueren Datums wie “Planet Panic” auch fast alle Hits der Vergangenheit, zum Beispiel “Yellow Rain” und “Red Hot and Heavy”. Die Band, bei der vor allem auffiel, daß Ken Hammer wieder deutlich gesünder und schlanker aussah als noch bei der letzten Tour, konnte ebenfalls mit ihrer Performance überzeugen – von mangelnder Berufspraxis keine Spur.

So positiv der Gesamteindruck, gab es doch ein paar nervige Details: zum einen die zahlreichen Mitsingspielchen von Frontman Ronnie Atkins, von denen sicherlich eines gereicht hätte – zum anderen hätte die Band statt fünf Minuten vor dem offiziellen Ende ihrer Spielzeit einfach von der Bühne zu verschwinden auch locker noch einen Song drauflegen können.

Masterplan

MasterplanZu Masterplan habe ich ein gespaltenes Verhältnis, ähnlich wie zu SAXON: live höre ich mir beide Bands gerne an, aber eine Konserve würde ich mir nicht unbedingt zulegen.

Daß Masterplan sogar “ganz da oben” einen großen Fan haben müssen, wurde zu Beginn des Gigs offensichtlich während die meisten anderen Bands des Tages trübes bis durchschnittliches Wetter vorweisen konnten, gab’s bei Masterplan Sonnenschein satt.

Die Band um die Ex-Kürbisköpfe Roland Grapow und Uli Kusch zeigte sich passend zum Wetter in strahlender Spiellaune und mehr als einmal durfte man einen wild neben seinem Instrument posenden und bangenden Keyboarder Axel Mackenrott bewundern.

Appropos Posen: noch etwas an seiner Stageperformance arbeiten sollte Sänger Jorn Lande. Während es an seiner gesanglichen Leistung nichts zum Mäkeln gab, schien sein Repertoire an Standardposen und Standardmimik recht schnell erschöpft.

Overkill

OverkillEntweder hatte jemand den Jungs von Overkill vor dem Gig ernsthaft ins Gewissen geredet oder sie sind von selbst drauf gekommen, gehörten Overkill (oder besser deren Setlist mit “einmal die aktuelle Scheibe rauf und wieder runter”) auf dem Bang Your Head 2003 zu meinen persönlichen Enttäuschungen.

Diesmal war alles anders und die Jungs um Sänger Bobby Ellsworth und Basser D.D. Verni feuerten von der ersten Sekunde an ein Hit-Feuerwerk in die Menge, mit dem auch der Nicht-Overkill-Fan bzw. Gelegenheitshörer was anfangen konnte.

Mittendrin gab’s dann noch Götz Kühnemund und den Präsidenten der deutschen Skull Crushers (Overkill-Fanclub) auf der Bühne, die einem sichtlich gerührten Bobby Ellsworth ein Präsent zum 20-jährigen Bandbestehen überreichten. So macht feiern Spaß!

Accept

AcceptDem Auftritt von Accept sah ich mit eher gemischten Gefühlen entgegen, hatte ich doch die Show in Heilbronn bei der letzten Jubiläums-Abschiedstour in alles anderer als guter Erinnerung. Doch diesmal standen die Vorzeichen anders: statt einer Band, die gerade dabei war, sich komplett zu zerstreiten und deshalb das Ende mit Schrecken dem Schrecken ohne Ende vorzog gab es eine Hand voll Musiker, die sich nur für ein paar Festivalgigs ihren Fans zuliebe noch einmal zusammengefunden hat.

Genau hier lag dann aber auch der Hauptkritikpunkt des Abends: die Akteure standen nicht miteinander auf der Bühne, weil sie miteinander auf der Bühne stehen wollen, sondern um “Leuten von Außen” einen Gefallen zu tun. Und so werkelte meist jeder vor sich hin, ohne daß ein “Wir”-Gefühl zu erkennen war. Wer Udo Dirkschneider zusammen mit (s)einem anderen Ex-Accept-Kollegen Stefan Kaufmann gesehen hat weiß, daß dies auch anders aussehen kann.

Überhaupt war Udo sicht- und hörbar der routinierteste Musiker auf der Bühne, hat er sich im Gegensatz zu seinen Mitstreitern auch nicht zumindest zeitweise aus dem Business verabschiedet sondern spielt mit seiner eigenen Band U.D.O. regelmäßig einen Teil der Accept-Klassiker als eine Art offizieller Nachlaßverwalter.

An der Setlist – schon Wochen vor dem Konzert Dank Internet von anderen Shows bekannt – gab es hingegen wenig bis nichts zu meckern: 80’s pur - alle Songs stammen aus der Prä-Reece-Ära mit deutlichem Schwerpunkt auf den ersten Alben, die Reunionsphase wurde komplett außen vor gelassen.

Obwohl der Sound zeitweise übersteuert und leider nicht ganz so brillant wie noch bei Sentenced war, gingen die Ränge von den ersten Sekunden von “Starlight” an mit und feierten die Band, die den Vorhang dann auch nicht am Ende der regulären Spielzeit fallen lies, sondern nochmal rund 20 Minuten draufpackte. Ein würdiger Abschied!


Uriah Heep - Classic Live

24. März 2005 · Video · andreas · Kein Kommentar

Manche Veröffentlichung treibt einem unweigerlich Tränen in die Augen. Im Falle von “Classic Live” Tränen der Verzweiflung, denn der Inhalt der DVD entpuppt sich schlicht und ergreifend als bodenlose Frechheit.

Verwurstet wurden laut den Coverangaben drei verschiedene Konzerte, nämlich “Tokyo Budokan 1973” (3 Songs), “Sheperton 1974” (4 Songs) und “USA 1975” (5 Songs). Daß man bei solch alten Aufnahmen wohl bestenfalls mittelprächtige Videoqualität erwarten darf ist wohl schon vor dem Einlegen der DVD klar, der Inhalt schafft es aber trotzdem noch zu enttäuschen.

Schon bei den ersten Tönen von “Sunrise” fällt auf, daß Bild und Ton nicht ansatzweise synchron sind – hier liegt die Vermutung nahe, daß die Tonspuren einer komplett anderen Show (wahrscheinlich sogar Studiotracks) verwendet wurden. Diesen Zustand darf man dann noch vier weitere Songs lang genießen, bis bei “Easy Livin’” in der Mitte des “Sheperton 1974”-Sets schlagartig erstmals Publikum zu hören ist und die Tonqualität rapide absinkt, dafür aber auch endlich zum Bild zu gehören scheint. Dies bleibt dann auch für den Rest der DVD, so daß man wenigstens die halbe Silberscheibe als brauchbar ansehen kann.

“Classic Uriah Heep” ist eine DVD, die zumindest in dieser Form kein Mensch braucht – außer natürlich den Die-Hard-Byron-Fetischisten, die sich das Teil wahrscheinlich auch dann noch zulegen würden, wenn überhaupt kein Ton drauf wäre.

4:3 PAL, Stereo, 51 Minuten


Evanescence – Anywhere But Home

30. Dezember 2004 · Audio · andreas · Kein Kommentar

Die Enttäuschung 2004 flatterte noch kurz vor Ende des Jahres ins Haus: die Livescheibe “Anywhere But Home” von Evanescence. Konnte die Band mit Ihrem Debutalbum “Fallen” auf ganzer Linie überzeugen, ist “Anywhere But Home” ein Indiz, daß wohl ein nicht unbeträchtlicher Teil der Überzeugungskraft hauptsächlich modernster Studiotechnik zu verdanken ist.

Das Konzert wurde am 17. Oktober im Zenith in Paris mitgeschnitten und offenbart vor allem einen Schwachpunkt: den Gesang. Im Studio mit verschiedensten Effekten und Schnickschnack aufgepeppt und abwechslungsreich gestaltet, bleibt live nicht mehr viel faszinierendes übrig. Jeder Song klingt wie jeder andere und es geht schnell der Überblick verloren, ob man beim zweiten, dritten oder doch vielleicht schon beim sechsten Song angekommen ist.

Im Doppelpack gibt’s zur CD eine DVD, auf die das Konzert, mitgefilmt von Hamish Hamilton (u.a. Rammstein “Live Aus Berlin”), gepackt wurde. Und auch hier will keine rechte Freude aufkommen. Zwar wurde durchaus ein hoher technischer Aufwand betrieben, aber die DVD schafft es nicht, richtiges Live-Feeling zu transportieren.

Als Bonus gibt’s dann noch ein paar groß beworbene unveröffentlichte Tracks – eine Unsitte, die leider (wieder) immer mehr in Mode kommt.

Schwach (03/20)


Fish – Field Of Crows

13. Dezember 2004 · Audio · andreas · Kein Kommentar

Daß Derek William Dick, besser bekannt als Fish, mit dem Musikbusiness (und vor allem den Plattenfirmen) nicht viel am Hut hat, ist kein Geheimnis. Und so erschien “Field Of Crows” auf seinem Eigenlabel “Chocolate Frog Records” und wurde zuerst nur über Direktvertrieb und bei Konzerten (für “leicht” überteuerte 20 Euro / Stück) unter das Volk gebracht. Inzwischen steht das Album dank abgeschlossener Vertriebsdeals auch in jedem halbwegs gut sortierten (Platten-)Laden und kann somit deutlich einfacher und glücklicherweise auch preiswerter erworben werden.

Hatte man besonders auf dem Vorgängeralbum “Fellini Days” den Eindruck, daß Fish orientierungslos umherirrt, so scheint er mit “Field Of Crows” endlich wieder zu sich selbst gefunden zu haben. Schon der mystisch angehauchte Opener “The Field” zeigt dies deutlich und mit dem folgenden “Moving Targets” baut sich langsam ein Spannungsbogen auf, der mit “The Lost Plot” seinen ersten Höhepunkt findet und mit dem abschließenden “Scattering Crows” schließlich in einem großen Finale endet.

Fish ist es gelungen auf “Field Of Crows” die Essenz seiner bisherigen Soloscheiben zu destillieren und dabei gleichzeitig seine Vergangenheit zu integrieren. Herausgekommen sind ansprechende, mitreißende Songs, die jetzt schon Lust auf das nächste Studioalbum machen.

Überragend (16/20 Punkte)