Audio

Epica - The Holographic Principle

08. Oktober 2016 · Audio · andreas · 1 Kommentar

epica-thpZiemlich genau elf Jahre liegen zwischen meiner ersten EPICA-Show im Le 5 in St.Avold und der “The Holographic Principle”-CD-Präsentation im 013 in Tilburg. Elf Jahre, in denen sich bei Epica jede Menge getan hat: war die Band seinerzeit unterwegs, um den Zweitling “Consign To Oblivion” live zu präsentieren, so ist man nun fünf Studioalben (den Soundtrack “The Score - An Epic Journey” nicht miterechnet) und einige Besetzungswechsel weiter, wobei das aktuelle Lineup seit rund viereinhalb Jahren zusammen agiert.

Große Brüche sind in der Historie von Epica auch durch die Besetzungswechsel nicht zu verzeichnen. Seit dem Erstling “The Phantom Agony” entwickelt die Band ihren Sound kontinuierlich von Album zu Album weiter und verfeinert konsequent ihre Trademarks. Gleichzeitig ist - beginnend mit “The Quantum Enigma” auch eine gesteigerte Experimentierfreunde hörbar: egal, ob das coole Keyboard-Intro von “Natural Corruption” oder das griffige “Omen - The Ghost Malady” - was auf dem Vorgänger nur einige Momentaufnahmen waren, findet sich auf “The Holographic Principle” deutlich häufiger wieder und gliedert sich stimmig ins Gesamtkonzept.

Epica haben den Spagat geschafft, mit “The Holographic Principle” gleichzeitig progressiver, härter, aber auch poppiger und eingängiger zu werden, eine Entwicklung die - wie bei manch anderer Band auch (OPETH, anyone?) - nicht von jedem Fan der ersten Stunde begrüßt wird. Orchester und Chor sind an vielen Stellen mehr als schmückendes Beiwerk und bei einem Song wie “Beyond the Matix” neben dem Bass die eigentlich treibende Kraft, die Mischung aus cleanen Vocals der Leadsängerin Simone Simons und den akzentuiert eingesetzten Grows von Mark Jansen gibt dem Album eine stimmige Balance zwischen Melodie und Härte.

Als ungewohnt spannende Dreingabe entpuppt sich die Bonus-CD “The Acoustic Principle”, die mit insgesamt fünf komplett neu arrangierten “The Holographic Principle”-Tracks einen nicht unbedingt rockenden, aber dafür umso mehr rollenden und groovenden Mehrwert liefert. Spätestens, wenn aus dem “Universal Death Squad” das mit Akkordeon und Akkusikgitarre untermalte “Universal Love Squad” wird, ist man auch als Metal-Fan versucht, mit einem breiten Grinsen im Gesicht mitzuschunkeln.


Judas Priest - Defenders Of The Faith (Special 30th Anniversary Deluxe Edition)

20. September 2016 · Audio · andreas · Kein Kommentar

jp-dotfs30adeWährend die meisten Bands meist im Gegensatz zu früheren Zeiten neue Alben nur noch im Abstand von Jahren statt jährlich veröffentlichen, haben sich Neuauflagen früherer Alben zu einer einträglichen Nebenerwerbsquelle entwickelt.

In der Regel mit dem Aufdruck “Remaster” versehen und mit ein oder zwei Bonustracks angereichert, haben - nach einer kurzen Euphriephase - die entsprechenden Sticker inzwischen eher einen abschreckenden Charakter auf einen Teil der potentiellen Käufer. Zu oft wurde einfach nur die Lautstärke bis knapp unter die Verzerrungsgrenze angehoben und mit massiv eingsetzter Dynamikkompression jegliche Dynamik und Details vernichtet um die ursprünglichen Tracks für die Generation iPod zu optimieren - die ABBA-Remasters sind ein “schönes” Beispiel dafür, was man beim Remastern alles falsch machen kann und warum gut erhaltene Exemplare der ersten CD-Auflagen inzwischen bei Sammlern heiß begehrt und somit auch teurer als die kaputtoptimierten Nachpressungen sind. Leider ist das auch bei der “Special 30th Anniversary Deluxe Edition” von Judas Priests “Defenders of the Faith” der Fall, deren Studiotracks sich im Vergleich zum Original als klangmäßiger Totalausfall enpuppen.

Trotzdem ist die Neuauflage auch für Sammler nicht uninteressant, denn sie liefert ein komplettes Konzert auf 2 CDs mit, das bisher nur in Fragmenten als Bonustracks auf den 2001 erschienenen Neuauflagen offiziell erhältlich war. Die Show, aufgenommen am 5.Mai 1984 in der Long Beach Arena in Kalifornien bietet so ziemlich alles, was das 80’er Judas Priest-Herz begehrt.

Im Gegensatz zur 1987 erschienenen “Priest … Live”, die auf der 1986’er “Fuel for Life Tour” mitgeschnitten wurde und passend zum be-tour-ten Album “Turbo” recht poliert und elektro-lastig daherkommt, sind die Aufnahmen von 1984 deutlich bodenständiger und transportieren eine Atmosphäre ähnlich dem legendären “Unleashed in the East”-Album. Die Gitarren sind Priest-like auf die beiden Stereokanäle aufgeteilt, was besonders das Hören über Kopfhörer interessant macht und den ein oder anderen eher schwachen Vocal-Einsatz ebenso verzeihen lässt wie die phasenweisen Geschwindigkeitsübertretungen, bei denen unweigerlich die Frage durch den Kopf schießt, welcher Musiker denn so schnell von der Bühne wollte.

Der auf den 2001’er Remaster enthaltene Bonustrack “Turn On Your Light” wurde für die Anniversary Edition wieder gestrichen - eine nachvollziehbare Entscheidung, da dieser aus den 1985’er “Turbo”-Studio-Sessions stammte und somit keinerlei Bezug zu “Defenders Of The Faith” aufwies.


Album-Highlights 2015

01. Januar 2016 · Audio · andreas · Kein Kommentar

Meine Album-Highlights des Jahres 2015 in alphabetischer Reihenfolge:

Albumcover

ABBA - The Visitors (Original-Release)

Es ist verblüffend, wie anders das Original im Vergleich zu den kaputt-gemasterten späteren Auflagen klingt.

Alice Cooper - Brutal Planet

Nach einer eher poppigen Zwischenphase mit Alben wie “Thrash” erfolgt der Ausflug zum “Brutal Planet” mit unvermuteter, aber gekonnter Härte.

John Carpenter - Lost Themes

Das erste “richtige” Soloalbum von John Carpenter.

Superior - Moral Alliance

Kindheitserinnerungen, die auch nach vielen Jahren noch so frisch klingen wie damals. Nur Live-Bonustracks sind extrem überflüssig.

Roger Waters - Amused To Death (Anniversary Release)

Musikalisch und textlich noch genauso relevant wie damals, beeindruckt “Amused To Death” 2015 gerade im Kontrast zu “The Endless River” und im Schatten der “The Wall”-Tour noch ein Stück mehr.

Maßgebend war das Anschaffungs-, nicht das Erscheinungsdatum.

Avatarium - The Girl With The Raven Mask

23. Dezember 2015 · Audio · andreas · Kein Kommentar

avatarium-tgwtrmDie Highlights 2015 sind noch in Arbeit, aber die Enttäuschung 2015 steht bereits fest: Avatariums “The Girl With The Raven Mask”.

Ich hatte mich von dem vorab veröffentlichten, mitreißenden Titelstück dazu verführen lassen, nach längerer Zeit mal wieder eine Neuerscheinung zum Vollpreis direkt bei Erscheinen zu kaufen - die überschwänglichen Besprechungen in der Fachpresse taten ihr Übriges dazu.

Leider dominiert auf weiten Teilen des Albums grenzenlose Langeweile mit kaum interessanten Parts, die sich zu oft wiederholen - die wenigen Abwechslungen im tristen Einerlei wirken bemüht und konstruiert. Spätestens ab Track 5 “Ghostlight” kommt das Igor Strawinsky zugeschriebene Zitat “Too many pieces of music finish too long after the end.” in den Sinn und der Finger wandert nach dem ersten Durchlauf bei allen weitern Durchläufen immer öfter zur “Skip”-Taste.


Last Temptation - Chapter One

31. August 2015 · Audio · andreas · Kein Kommentar

lt-coLast Tempation sind das neue Projekt des Rainstorm Project-Kopfes Thomas Pihale, der sich mit fester Band ohne Projektcharakter zurückmeldet. Während die instumentalen Teile allesamt stimmig und abwechslungsreich daherkommen und sowohl die meist zurückhaltend agierende Gitarre sowie Bass und Schlagzeug gekonnt agieren, kann der Gesang nur wenig begeistern. Wahrscheilich auf hypnotische Wirkung abgezielt, wirkt die Stimme von Sängerin Isa uninspiriert und variationsarm und zieht bei einem Vergleich mit historischen “Vorbildern” wie z.B. Linda Hoyle von AFFINITY deutlich den Kürzeren.

Leider fehlt es auch der Gesamtproduktion etwas an Feinschliff - dort, wo das Rainstorm Project mit “Purple Eyes” vielleicht auch Dank der Mitwirkung durch den erfahrenen Bob Curiano punkten konnte, versprüht der vorliegende Silberling deutlich mehr Demo-Charme.

Alles in allem ist “Chapter One” trotz vorhandener Schwächen ein hörenswerter Einstieg, lässt aber für die weitern Kapitel noch einiges an Verbesserungspotential.