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Ken Hensley 2002-06-13

10. Oktober 2002 · Konzerte · andreas · Kein Kommentar

Ken HensleyRund ein Jahr nach seiner überaus erfolgreichen “Ich bin wieder da”-Tour zusammen mit Ex-URIAH HEEP-Shouter John Lawton kehrt Ken Hensley alleine und nur mit seiner Begleitband FREE SPIRIT nach Heidelberg zurück und hinterläßt statt restlos begeisterten Anhängern wie im letzten Jahr diesmal deutlich mehr verwunderte Gesichter.

Als wichtigste Änderung gegenüber dem letztjährigen Konzert stellt sich das Fehlen eines designierten Frontmans heraus - stattdessen versucht sich Ken Hensley in einer musikalischen Dreifaltigkeit - Ken “Gitarre” Hensley, Ken “Orgel” Hensley und Ken “Gesang” Hensley. Dies stellt auch gleich den größten Schwachpunkt des Abends dar - Ken Hensley ist nunmal ein begnadeter Keyboarder (und zumal auch der einzige auf der Bühne), so daß jedesmal, wenn er zur Gitarre greift, das Tasteninstrument gänzlich unbearbeitet bleibt. Schade eigentlich, denn für viele Anwesenden war wohl einer der Gründe, an diesem Abend in den Schwimmbadclub zu pilgern, eben Ken Hensley an der Orgel zu sehen und nicht an der Gitarre.

Ein zweiter recht verwunderlicher Faktor waren die teilweise sehr gewagten Arrangements, die manchem Klassiker verpaßt wurden - vor allem der “Lady in Black” stand das neue Outfit, das stellenweise an eine Mischung aus Metal und Reggae erinnerte, nicht so dolle. Aber auch an “Free Me” wurde ordentlich herumgebastelt, während die aktuellen Songs meist der Studioversion recht ähnlich bleiben durften.

Auch die äußeren Begleitumstände waren nicht gerade glücklich - das Konzert startete aufgrund eines Staus (in dem die Band etwas Autobahn-Sightseeing betreiben durfte) rund eine Stunde später als geplant und der angeheuerte Einheizer mußte aufgrund der extrem kleinen Bühne leider auf die ihm zugedachte Rolle verzichten.

Stattdessen ging’s erst um kurz nach 22 Uhr im leider nicht sehr gut gefüllten Schwimmbadclub los - eine Tatsache, die auch Ken Hensley nicht unerwähnt ließ. Sein Kommentar “Pech für alle, die nicht hier sind. Sie verpassen eine geile Party!” war zwar von den Worten her nicht unbedingt allzu negativ, aber der verbitterte Ton, in dem er es sagte, ließ alles andere als auf eine “Scheiß’ drauf”-Einstellung vermuten.

Wer jetzt den Eindruck hat, es wäre ein schlechtes Konzert gewesen - nein, war es nicht. Es war nur an vielen Stellen deutlich anders als erwartet und etwas seltsam - aber vielleicht genau das, was Ken Hensley gebraucht hat, um wieder aus der Versenkung aufzutauchen. Mit frischen Schwung sowohl an neues Material als auch an alte Klassiker heranzugehen und einfach das zu tun, was er am besten kann und was ihm wohl auch am meisten Spaß macht: Musik “aus dem Bauch heraus”.


Uriah Heep / May Queen 2002-08-24

10. Oktober 2002 · Konzerte · andreas · Kein Kommentar

Versucht man einen Politiker zu finden, der nicht nur die beiden Worte Rock und Kultur buchstabieren kann sondern beide auch noch im gleichen Atemzug nennt, endet dies im Normalfall wie bei der Suche nach einer Ballade im Repertoire von Slayer - Ergebnis: nicht vorhanden.

Um so interessanter war zu lesen, daß dieses Konzert nicht nur im Rahmen des “Kultursommers Rheinland-Pfalz” abgehalten, sondern sogar noch von Landesvater Kurt “bin ich jetzt im Fernsehen” Beck persönlich beschirmt wurde. Ob dieser allerdings tatsächlich davon wusste …?!?

Die Organisation des Festivals war gut gelungen: da auf dem altehrwürdigen Trifels Parkplätze eher Mangelware sind, hatte man in der Stadt einige öffentliche “Park”-Plätze um ein “Ride” erweitert und ließ den ganzen Abend kostenlos Busse direkt zum Festivalgelände und zurück pendeln. Dies hätte auch vorzüglich funktioniert - wenn nicht ein paar besonders “Schlaue” (und wie aus der vorgelesenen Kennzeichenliste zu vernehmen Eingeborene), die natürlich trotzdem unbedingt mit dem Auto so hoch wie möglich den Berg besteigen wollten, den Bussen die Zufahrt versperrt hätten.

Das Festivalgelände selbst war umzäunt und mitgebrachte Getränke mussten am Eingang zurückgelassen werden, was sich allerdings bei den recht humanen Verpflegungspreisen innerhalb des Geländes als nicht allzu nachteilig herausstellte. Gepfeffert hingegen waren die Ticketpreise - 25,00 Euro an der Abendkasse für einmal Coverband und einmal Hauptact - da waren Uriah Heep zusammen mit Barclay James Harvest zwei Wochen vorher in Colmar ganze 11 Euro billiger! Schade eigentlich, denn mit geschlossenen Augen war’s richtig gut!

May Queen

May QueenFast pünktlich gegen 20:00 Uhr betrat dann SWR1-Moderator “Extralustig” die Bühne um den entscheidenden Tip für die nächsten zwei Stunden abzugeben: “… wenn man die Augen schließt, könnte man fast meinen, Queen seien wieder da.”

So waren May Queen denn auch musikalisch alles andere als schlecht, vor allem die superbe Intonation von “Bohemian Rhapsody” wusste zu überzeugen - ganz im Gegensatz zu dem übertrieben lausbubenhaften Auftreten von Sänger Mirko Bäumer, das leider jegliches königliche Feeling zwischen den Songs bereits im Keim erstickte. Ebenfalls nicht ganz ins Bild passte Bassist Rolf Sander, der an diesem Abend deutlich anders als auf der Website als gerade von einer Death Metal Combo entflogen ‘rüberkam. Nervigster Faktor war allerdings Background-Sängerin Susann de Bollier, die zwar stimlich durchaus gewaltig war, aber immer dann, wenn sie gerade nichts zu singen hatte, versuchte, dieses Vakuum durch möglichst rhytmische Zuckungen zu kompensieren. Sorry - aber dann sollte man lieber für ein paar Minuten die Bühne verlassen …

Uriah Heep

Uriah HeepNach einer relativ langen Umbaupause, enterten dann endlich Uriah Heep die Bretter und luden ein zum letzten Uriah Heep Konzert 2002 auf deutschem Boden. Die Band stieg mit einer überragenden Spielfreude in die Show ein - und ich hatte mal wieder den Eindruck, daß es den Engländern irgendwie schon gelungen war, sich noch einmal zu steigern!

Während der Rest der Band um die Wette strahlte schien einzig und allein Bernie Shaw nicht ganz glücklich mit seinem Monitor-Soundmenschen zu sein - seinen Gesten und seiner Mimik nach zu urteilen war er kurz davor, besagten Techniker eigenhändig zu erwürgen, besann sich dann aber doch eines besseren, rannte zum Bühenrand um selbst Hand an die Regler zu legen. Im Publikum war von Problemen allerdings nichts zu hören - selten konnte man vor allem gerade Bernie so klar und deutlich vernehmen.

Leider bot die Setlist keinerlei Überraschungen gegenüber der letztjährigen “Magician’s Birthday Tour” - außer vielleicht der freudigen Überraschung, daß man das namensgebende Monumentalwerk nochmals in voller Pracht vernehmen durfte. Trotzdem schade, wäre es doch gerade interessant, die aktuellen Uriah Heep mit neuem und frischem Material erleben zu dürfen.

Nach ausgedehnten Soli und dem obligatorischen Schlußsong “Lady In Black” ging’s für viele glückliche Gesichter wieder zurück in die Busse und anschließend in Richtung Heimat.


Vanderhoof - A Blur In Time

27. September 2002 · Audio · andreas · Kein Kommentar

Kurdt Vanderhoof hat zumindest laut eigener Aussage das gleiche Problem wie ich - er würde gerne mehr klassischen 70er Jahre-Rock hören. Da es aber leider nur sehr wenige neue Bands gibt, die heutzutage noch solche Musik veröffentlichen und die Heroen vergangener Tage sich lieber zu Tode touren als noch einmal das Wagnis eines neuen Studioalbums auf sich zu nehmen, hat der METAL CHURCH-Mastermind kurzerhand nach dem Motto “selbst ist der Mann” seine eigene Truppe wieder zusammengetrommelt, um genau diese Lücke zu schließen.

So hat denn auch der Vanderhoof-Sound mehr mit Deep Purple und den alten Uriah Heep gemeinsam als mit irgendwelchen topaktuellen Releases, glücklicherweise kann der Staubwedel aber trotzdem beim Putzzeug bleiben. Songs wie “3 AM”, das geniale “If There’s A Song” oder “Sleeping Giant” gehören mit zum Besten, was mein CD-Player im laufenden Kalenderjahr bisher abspielen durfte: griffige Riffs, eine deutlich erkennbare Hammond und ein knackiger Baß - was will man mehr?!? Oder um’s mit dem Booklet zu sagen “Again and always … This album was recorded and performed by human beings. No computers were used in the recording of this record. All synthesizers are analog. No SAMPLERS!!”.

Super (15/20)


Roger Waters - Flickering Flame: The Solo Years Volume 1

27. September 2002 · Audio · andreas · Kein Kommentar

Das nächste Studioalbum von Roger Waters nach “Amused To Death” läßt auch nach neun Jahren weiterhin auf sich warten - der ehemalige Mastermind von Pink Floyd hat das Touren wieder für sich entdeckt und beehrt nach zwei ausgiebigen Touren durch die USA nun auch den Rest der Welt.

Und da auch eine Plattenfirma an einem solchen Event gerne mitverdienen will, hat man sich entschlossen, mit “Flickering Flame: The Solo Years Volume 1” eine Compilation auf den außeramerikanischen Markt zu werfen, die wohl mit Absicht nicht als “Best Of” betitelt wurde - bietet sie doch neben einigem bekannten Songs auch für den Fan und Sammler einige normalerweise nur mit hohen zeitlichen und finanziellen Aufwand zu ergatternde Stücke.

Los geht das Raritätenkabninett mit einer Coverversion von Bob Dylans “Knocking On Heaven’s Door”, die für den israelischen Independent-Film “The Dybbuk Of The Holy Apple Field” aufgenommen wurde und bisher mangels Soundtrack-Veröffentlichung für Normalsterbliche überhaupt nicht auf Tonträger zu erwerben war. Die zweite Rarität ist “Flickering Flame”, eine Demoversion eines noch unfertigen Stücks, das von Roger Waters zum ersten Mal zu Beginn der aktuellen Tour als Zugabe der Öffentlichkeit vorgestellt wurde. Mit “Towers Of Faith” folgt ein Song vom schon lange nicht mehr erhältlichen “When The Wind Blows”-Soundtrack, bevor die CD mit der vierten und letzten Rarität endet - der original Demoversion des Songs “Lost Boys Calling” (vom Soundtrack “Legend of 1900”), die allerdings ohne Eddie van Halen an der Gitarre und Orchester im Hintergrund auskommen muß.

Zwischen den Raritäten gibt es eine Reihe bekannter Aufnahmen, die von “The Pros and Cons of Hitchhiking” (1 Song), “Radio K.A.O.S.” (3 Songs), “Amused To Death” (2 Songs) sowie “In The Flesh - Live” (2 Songs) stammen.

Alles in allem eine Compilation, die wohl deutlich mehr auf den Sammler ausgerichtet ist, als auf Otto-Normal-Sonderangebotskäufer. Ob allerdings das nächste Studioalbum, wie aufgrund der einzigen bekannten neuen Songs “Each Small Candle” und “Flickering Flame” scherzhaft im Internet schon gemutmaßt wurde, tatsächlich ein Konzeptalbum über Kerzen wird - darauf dürfen wir weiterhin gespannt warten.

Gut (11/20)

P.S.: Die Erstauflage gibt’s im schicken roten Pappschuber, die Produktion der CD ist auf das Jahr 2002 begrenzt.

P.P.S.: Wer von Zeit zu Zeit CDs auf dem Rechner hören will oder muß - bei “Flickering Flame: The Solo Years Volume 1” handelt es sich um eine mittels “key2audio” kopiergeschützte CD, die nicht in jedem CD-ROM-Laufwerk abspielbar ist.


Pretty Maids - Planet Panic

27. September 2002 · Audio · andreas · Kein Kommentar

Hätte man mich einen Titel für den neuen Output der Pretty Maids vorschlagen lassen, wäre eine meiner Vorschläge sicherlich “Inspiration” gewesen. Warum? Naja, es fängt schon beim Cover an: Es gibt mal wieder eine Variante des berühmten, am 23 Februar 1945 von Joe Rosenthal auf dem Mt. Suribachi, Iwo Jima aufgenommenen Motivs, das auch schon andere Bands wie Uriah Heep (“Conquest”) oder Savatage (“Fight For The Rock”) verbraten haben. Und genau wie die beiden vorgenannten, ziert das Cover nicht unbedingt einen der stärksten Releases der Band.

Schon die ersten Töne lassen aufhorchen - nicht nur, daß der Song “Virtual Brutality” heißt, er erinnert vom Sound auch unheimlich an “Brutal Planet” von Alice Cooper. Alles etwas moderner, der Büro-PC darf auch mitspielen und die Gitarren wurden vorsichtshalber “in den Keller gestellt”. Glücklicherweise werden diese Ähnlichkeiten aber auch mit dem Ende des Songs etwas heruntergefahren und man widmet sich wieder mehr Pretty Maids-typischem Material obwohl der Grundsound weiterhin recht düster und modern bleibt.

(Fast) zum Abschluß der “inspirativen Reihe” gibt’s dann noch das Sammy Hagar-Cover “One Way To Rock”, das man schlicht und ergreifend unter dem Label “Coverversionen, die die Welt nicht braucht” einordnen kann - zu wenig der eigene Stempel und vieeeel zu nah am Original.

Unterm Strich bleibt eine Scheibe, die zwar nicht zu den stärksten Outputs der Band gehört, aber nicht zuletzt aufgrund einiger lichter Momente wie zum Beispiel dem zuckersüßen “Natural High” durchaus zu überzeugen weiß und nach der doch recht enttäuschenden “Carpe Diem” ein richtiger Schritt (zurück?) in die richtige Richtung ist.

Gut (11/20 Punkte)